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Oliver Domröse

Hochsensibilität und Mann-Sein: Wie Du als hochsensibler Mann Dein ganzes Potenzial leben kannst

Was bedeutet es heutzutage als Mann hochsensibel zu sein?
Und wie kann ich mit dieser Veranlagung einer Frau auf Augenhöhe begegnen?

Nachdem ich mich in den letzten Artikeln verstärkt auf die Themen Narzissmus und Selbstliebe konzentriert haben, möchte ich mich heute nach längerer Zeit ein weiteres Mal an die sensitiven und hochsensiblen Männer wenden. Der Artikel soll dich als hochsensibler Mann zu mehr Selbstvertrauen und Annahme deiner natürlichen Anlage animieren.

In diesem Beitrag wirst du erfahren, wie es mir seit meinem neuen Selbstverständnis als hochsensibler Mann vor über zwei Jahren erging, wie du als hochsensibler Mann in deine Kraft kommst und wie du mit dieser Veranlagung einer Frau aus deiner Mitte heraus begegnen kannst.

Hochsensibilität unter Männern

Ich bin ein emotionaler und sensibler Mann – und stolz darauf. Ich stehe in Kontakt mit meinen Gefühlen. Ich erlaube mir, sie ganz zu fühlen und angemessen auszudrücken. Ich versuche sogenannte unangenehme Gefühle so wenig wie möglich zu verdrängen oder mit Ersatzbefriedigungen zu kompensieren. Heute kann ich diese Sätze mutig und kraftvoll aussprechen. Das war bei Weitem nicht immer so.

Gefühle und Männlichkeit sind heutzutage so eine Sache. Insbesondere wenn es um „unmännliche“ Gefühle wie Trauer, Angst oder Scham geht. Aus vielen Gesprächen, Kommentaren und E-Mails weiß ich aber, dass sich viele Männer nach der ganzen Palette ihres Gefühlsleben sehnen. Nach der inneren Verbindung mit all ihren Gefühlen. Leider ist es so, dass sich die meisten Männer aufgrund von gesellschaftlichen Normen für Gefühle wie Trauer oder Angst schämen. Sich als unmännlich fühlen, als Memmen, Weicheier, Softies und leider oftmals auch so von ihrem Umfeld betitelt werden, falls sie sich trauen, solche gesellschaftlich „unangebrachten“ Gefühle zu zeigen.

In Verbindung mit den eigenen Gefühlen sein

Solch eine Reaktion finde ich äußerst schade und hilft letztlich keinem weiter: weder dem Mann noch seinem näheren Umfeld wie Frau, Kinder, Kollegen, Freunden. Warum? Weil er mit dieser inneren Ablehnung einen wesentlichen Teil seiner Identität als hochsensibler Mann ablehnt, dagegen rebelliert und ankämpft. Dies kostet nicht nur enorm viel Kraft und Lebensfreude, sondern blockiert auch sein Potenzial, sich als ganzer Mann in die Gesellschaft einzubringen. Das Einbringen von Männern, die bewusst mit all ihren Gefühlen in Verbindung stehen, wird in unserer Zeit immer wichtiger, davon bin ich überzeugt.

Ich habe es in den letzten 20 Jahren ja oft genug selbst erlebt. Bezeichnungen von Frauen wie Männern aus meinem Bekannten- und Kollegenkreis wie Memme, Weichei, Sensibelchen oder Frauenversteher sind mir durchaus bekannt. Doch es tut sich was in unserer Gesellschaftsstruktur, insbesondere was die tradierten Rollenbilder und Hierarchien angeht. Alte Verkrustungen und Hierarchien brechen auf oder fallen einfach weg. Ich begrüße diese Entwicklung außerordentlich, weil ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass sich Mann und Frau auf einer neuen Ebene im 21. Jahrhundert begegnen. Diesen Wunsch höre ich gleichermaßen von Männern wie Frauen. Doch dazu ist es notwendig, dass wir Beziehungs- und Liebesfähig werden. Dies gilt insbesondere für uns Männer.

Als hochsensibler Mann Beziehungs- und Liebesfähig sein

Nehmen wir die Beziehungsfähigkeit. Bis vor einigen Jahrzehnten war die Rollenverteilung noch ziemlich klar: der (Ehe)Mann war der Ernährer, Versorger und Herrscher. Er war der Herr im Haus. Es gab eine „natürliche“ Hierarchie zwischen dem Mann und seiner Frau. Ein Gefälle von oben nach unten. Es wurden materielle, finanzielle und auch emotionale Abhängigkeiten geschaffen. Der Mann bestimmte, die Frau folgte. Dieses Gefälle hatte auch zur Folge, dass ein Mann niemals richtig in Beziehung mit seiner Frau treten musste. Es war einfach nicht notwendig.

Seit einiger Zeit ändert sich diese Hierarchie aber. Eine moderne Frau möchte nicht mehr unten stehen, sondern ihrem Mann gleichberechtigt gegenüber. Dies überfordert aber viele Männer, da sie zum einen an dem alten Rollenbild (fest)hängen und zum anderen sich nun zum ersten Mal mit ihrem Innenleben auseinandersetzen müssen. Viele Männer sind aber abgeschnitten von ihrem Herzen und damit von ihren Gefühlen. Und damit von der Beziehung und Verbundenheit zu ihrem Umfeld. Denn ohne Gefühle, keine Beziehung, kein sich einlassen auf den anderen. Weil genau dafür Gefühle da sind: um in Beziehung zu treten mit unserem Umfeld.

Anhand zweier Gefühle möchte ich das verdeutlichen.

Nehmen wir als erstes das Gefühl der Wut. Wut als Kraft verstanden befähigt uns, eine Entscheidung zu treffen, ein klares „Ja“ oder „Nein“ auszusprechen. Mit dieser Kraft wissen wir, was wir wollen oder nicht wollen. Sie kennt keine Zweifel und kein Zögern, sie ist zielgerichtet. Die gedankliche Interpretation dahinter ist: „Das ist falsch. Das will ich nicht so.“ Als Kraft eingesetzt verschafft sie uns Klarheit und Durchsetzung. Wir können eine Situation verändern, die wir als falsch interpretieren, und bei der wie vor allem auch die Macht haben, sie zu verändern. Wut ist das Feuer in uns. In ihrem Schatten, als destruktive Ausdrucksform, schafft Wut Zerstörung. Wir brauchen Wut um uns durchzusetzen, ernst genommen zu werden, für andere greifbar zu sein, eine klare Position zu vertreten. Wenn wir Wut als Kraft in uns spüren, ist es in der Regel nicht notwendig, zu schreien oder sogar handgreiflich zu werden. Dies wäre dann der destruktive Ausdruck einer (jahrelang) angestauten Wut. Alleine die Tatsache, dass wir in Verbindung mit dieser Kraft in uns sind, reicht aus. Alleine das Spüren dieser inneren Kraft verändert die Situation schon, verschafft uns eine gewisse natürliche Autorität und Respekt. Bildlich gesprochen ist es so, als ob wir ein Schwert bei uns tragen würden. Es ist nicht notwendig, dass wir dieses Schwert ziehen, es reicht aus, dass wir es bei uns tragen. Alleine das Tragen verschafft uns schon eine andere Ausstrahlung. Unser gegenüber, egal ob Mann oder Frau, spürt dieses Schwert auf subtile Art und Weise.

Das zweite Gefühl ist die Trauer. Trauer als Kraft verstanden öffnet unsere Herzen. Authentische Trauer erfüllt uns mit Liebe, Wertschätzung und Annahme. Die gedankliche Interpretation dahinter ist: „Das ist schade. Ich kann nichts daran ändern“. Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, ob durch Trennung oder Tod, können wir daran nichts ändern. Wenn wir die Trauer als Kraft in uns spüren und zulassen, befähigt sie uns, eine unabänderliche Situation in Liebe ganz anzunehmen. Trauer ist das Wasser in uns. Sie hat Tiefe, lässt mein Herz weit werden und schafft dadurch Raum. Im Grunde ist Trauerkraft erst die wirkliche Liebesfähigkeit, wenn ich annehmen kann, dass es anders ist, als ich es mir gewünscht habe. Es liegt nicht in meiner Macht, an der Situation etwas zu ändern. Dabei muss es sich nicht nur um so einschneidende Ereignisse wie Tod oder Trennung handeln. Es kann auch das schlechte Wetter bei einem geplanten Ausflug oder die Seiten an meinem Partner sein, die ich nicht so gerne mag: „Ach schade, aber das gehört zu ihm als Gesamtheit und ich liebe ihn trotzdem.“ Trauer ist eine Kraft von großer Weite und Weisheit. Sie hilft uns loszulassen und uns dem Fluss des Lebens hinzugeben, uns ihm anzuvertrauen. Der Schatten von Trauer ist Passivität und Lethargie. Unseren zwischenmenschlichen Beziehungen fehlt dann jegliche Tiefe, sie dümpeln nur an der Oberfläche, alles ist austauschbar und beliebig. Wir haben dann Angst vor dem Wandel und ein tiefes Einlassen, weil wir Angst haben, enttäuscht zu werden, etwas zu begegnen, was uns nicht gefällt, wir nicht ändern können. Doch naturgemäß wohnt allen Dingen und Beziehungen diese Tendenz inne.

Loslassen können …

Diese beiden Grundgefühle (es gibt noch drei weitere) verkörpern für mich das Grundproblem vieler hochsensibler Männer. Zu dem Gefühl der Trauer hatte ich seit jeher einen guten Zugang, im Gegensatz zu dem Gefühl der Wut, die mir meist fehlte. Es ist ja so, dass die feinfühlige Seite unserer Männlichkeit, und dazu gehört auch die Trauer, eher weiblich konnotierten Werten entspricht, wie zum Beispiel Empathie, Einfühlungsvermögen, Tiefe, Kreativität, Kommunikation oder Verständnis. Ich war der Frauenversteher par excellence. Stets hatte ich ein offenes Ohr für die Belange und Sorgen von Frauen. Sie bauten schnell Vertrauen zu mir auf und teilten ihre Sorgen mit mir. Meist ging es um irgendwelche „Machotypen“, von denen sie ausgenutzt oder angelogen wurden, und meist war es so, dass ich sofort mit in ihren Klagegesang über diese „primitiven“ Männer einstimmte. Männer sind eben Schweine – und dagegen hatte ich nichts einzuwenden, weil ich mich nicht als einer dieser Typen fühlte. Ich war der männliche Verbündete der Frauen, was ihnen sehr gefiel, weil ich ihnen dadurch viele „Insidertipps“ geben konnte, wie sie einen verständnisvollen, tiefgängigen und treuen Mann (wie mich) von diesen „Machotypen“ unterscheiden konnten. Insgeheim beneidete ich aber immer diese „Machos“, da sie das hatten, was mir als Mann (und im Kontakt mit Frauen) meist fehlte: Biss, Schlagfertigkeit, Durchsetzung, Selbstvertrauen. Oder einfach die positive Kraft der Wut.

Neben diesen emotionalen Eigenheiten zeichnete mich seit jeher eine große Gewissenhaftigkeit, Sorgfalt und Disziplin aus. Ebenso eine schnelle Auffassungsgabe, ein lösungsorientierter Ansatz und der Wunsch nach einem harmonischen Umfeld, um mich ganz zu öffnen und wohl zu fühlen. Es dauert lange, bis ich eine wirklich tiefgehende Freundschaft aufbaue. Ist dieses Vertrauen aber erst einmal aufgebaut, lasse ich mich auf diese Beziehung ganz ein, bin ein zuverlässlicher, reflektierter und verständnisvoller Freund und Gesprächspartner. Ich verabscheue aggressives und lautes Verhalten und Reden. Vor allem dann, wenn es völlig unreflektiert, plump und egozentrisch ist, wenn es nur zur eigenen Selbstdarstellung dient.

Mit dieser Schilderung meiner Hochsensibilität wollte ich dir einen ersten Eindruck vermitteln. Wie es sich anfühlt, als Mann hochsensibel zu sein. Genauso klar ist, dass es nicht den hochsensiblen Mann gibt. Jeder ist anders geprägt. Dem einen fehlt der Zugang zu seinen Gefühlen, dem anderen zu seiner archaischen Kraft. Doch nach über zwei Jahren der Beobachtung und Erforschung bei mir und anderen sensiblen Männern, sind mir zwei Grundtendenzen aufgefallen: oftmals zu viel Sanftheit, Verständnis, Tiefe, Abhängigkeit und zu wenig Durchsetzung, Klarheit, Richtung und Abgrenzung.

Um als Mann aber ganz in deine Kraft zu gelangen, ist beides notwendig: Sensibilität und Durchsetzung. Beide Kräfte sind gleich wichtig und stehen völlig gleichberechtigt nebeneinander. Deshalb schauen wir uns als nächstes an, wie wir diese beiden Kräfte in uns mehr in Balance bringen können.

Feinfühlig und kraftvoll

Der sanfte Krieger: sensibel und kraftvoll zugleich

Um mehr in deine Gefühle zu kommen, benötigst du als erstes eine gewisse innere Stabilität, ein männliches Rückgrat. Fehlt dieses Rückgrat, diese zentrierende Kraft, kannst du leicht von deinen Gefühl übermannt werden. Die Gefahr besteht, dass du dich dabei in Abhängigkeiten, Opferhaltung und Passivität verlierst. Du verlierst dich im Ideal des Softies. Umgekehrt verneinst du jegliche Tiefe und Gefühlsintensität in dir, wenn du Aggression in negativer und unkontrollierter Weise auslebst. Du verlierst dich im Ideal des Machos. Beide Stereotypen – Macho wie Softie – werden heutzutage zunehmend von Männern wie Frauen abgelehnt und bringen dich im Übrigen auch kein Stück weiter auf deinem Weg zu einer ganzheitlichen Männlichkeit.

Für eine Herzensöffnung und einer inneren Stabilität benötigen wir als hochsensibler Mann neben dem bedingungslosen Annehmen unserer femininen, sanften und weichen Seite auch das Integrieren unserer archaischen, wilden und kraftvollen Seite.

Die archaische Kraft leben

Um als hochsensibler Mann zu einem neuen Selbstvertrauen zu gelangen, ist es neben der Öffnung deines Herzens mindestens genauso wichtig, deine archaische (maskuline) Seite mehr zu kultivieren und zu erforschen. Wie erwähnt, war ich jahrelang von sehr maskulinen Männern umgeben und bewunderte sie insgeheim für ihre Schlagfertigkeit, Durchsetzungskraft und Erfolg bei Frauen. Heute weiß ich, dass sich hier mein unbewusster Schatten meldete. Dass es diesen Anteil ebenso in mir gibt, wenn auch tief vergraben. Nur wenn wir den sensiblen und archaischen Anteil in uns ganz annehmen und leben, ist es uns möglich, als Mann ganz in unsere Kraft und in unser Potenzial zu kommen.

Ohne das archaische Potenzial deiner Männlichkeit fehlt dir jegliche Spannkraft und Durchsetzung. Getrieben von einer ständigen Harmoniesucht vermeidest du jede Art von Auseinandersetzung, Meinungsverschiedenheit oder Konflikt – egal ob mit Frauen oder Männern. Du bist der Frauenversteher und beste Kumpel – nur eben kein Mann fürs Bett oder für eine Partnerschaft. Es fehlt offenbar etwas. Etwas Wesentliches. Aus vielen Gesprächen mit Frauen weiß ich, dass sich eine Frau beides wünscht: einen Fels in der Brandung, einen Mann der Klarheit und Sicherheit ausstrahlt, ebenso wie einen zärtlichen und einfühlsamen Mann, der Zugang zu seinen Gefühlen hat – und diese auch kommunizieren kann. Erst wenn du dich traust, dich auch deiner archaischen Seite gegenüber zu öffnen, fühlst du dich als ganzer Mann. So zumindest erging es mir, seitdem ich begonnen habe, dieses „schlummernde Raubtier“ in mir kontrolliert rauszulassen, zum Beispiel im Rahmen eines Männerseminars. Einen Großteil unserer Reise zu einer ganzheitlichen Männlichkeit können wir nur im Kreise von Männern absolvieren. Keine Frau kann uns diese Energie und Klarheit schenken.

Die kraftvolle Seite in uns leben

Für die Kultivierung deines kraftvollen Anteils gibt es diverse Möglichkeiten:

  • Männerseminare, die dir einen geschützten und angeleiteten Rahmen bieten, in dem du deine jahrelang unterdrückte Aggression herauslassen kannst.
  • Sportarten wie Fußball, Karate oder Rugby, bei denen es um Stärke, Durchsetzung und sich fair miteinander messen geht, und die gewissen Regeln unterliegen.
  • Traue dich öfters mal einen flapsigen Spruch oder Witz zu machen.
  • Triff mehr Entscheidungen und übe dich im Nein sagen – auch gegenüber deiner Partnerin (dies kann in kleinen, alltäglichen Situationen geübt werden).
  • Äußere deine (sexuellen) Bedürfnisse und Wünsche gegenüber deiner Partnerin.
  • Erlebe ein Abenteuer (Expeditions-Reisen, einen Berg besteigen, uvm.)
  • Gehe in Männergruppen, die regelmäßig stattfinden, in denen du über dich und deine Gefühle redest und nicht wie so oft über Arbeit, Politik oder Fußball.
  • Finde eine positive Haltung zu bewussten Auseinandersetzungen und Konflikten.
  • Akzeptiere Meinungsverschiedenheiten und andere Werte.
  • Regele als Mann Familienangelegenheiten und Streitigkeiten (z.B. mit Behörden).

Wenn du die sensible und kraftvolle Seite in dir immer mehr integrierst und in Balance bringst, wirst du alsbald eine veränderte Wirkung auf dein Umfeld spüren – ja, auch auf Frauen. Dir stehen einfach viel mehr Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung: Der verständnisvolle, herzensgeöffnete Liebhaber und Partner, der wild und zärtlich zugleich sein kann. Der einfühlsame Familienvater. Ein Mann der klaren Worte und Positionen, der weiß, was er will. Ein Mann, der Zugang zu all seinen Gefühlen hat und diese nach außen reflektiert kommunizieren kann. Ein Mann, der seine Vision und Richtung kennt und diese beharrlich verfolgt. Ein Mann, der einer Frau sagen kann, dass er sie attraktiv findet oder liebt.

Zeige dich!

In all deinen Gefühlen, in all deiner vermeintlichen Verletzlichkeit, in deiner ganzen Persönlichkeit. Es ist Zeit dafür. Unser Männerbild ändert sich gerade rasend schnell. Viele Männer leiden darunter, allen voran der hochsensible Mann. Wenn du es schaffst, keine Angst mehr vor Gefühlen zu haben und gleichzeitig zu deiner natürlichen, archaischen Kraft stehst, wirst du zu den (neuen) Männern unserer Zeit gehören. Du wirst dich mit deiner ganzen Emotionalität, Klarheit, Kreativität, Entschiedenheit und Verantwortung in die Welt einbringen.

Du bist nicht alleine auf diesem Weg. Viele begeben sich gerade auf diesen Weg zu einer neuen Art von Mann-Sein im 21. Jahrhundert. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns als hochsensible Männer gegenseitig unterstützen. Mit Worten, mit Taten, mit Zuspruch, mit Umarmungen und mit Mut. Wir werden gebraucht und die Welt wartet auf unseren Einsatz.

Der Mann von heute zeigt Gefühl und Stärke.
Er ist im Einklang mit all seinen Anteilen. Er ist ein sanfter Krieger unserer Zeit!

In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Mut und Vertrauen auf Deinem Weg zu einer ganzheitlichen Männlichkeit!

Wann lebst Du als hochsensibler Mann Dein ganzes Potenzial?

 

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Dieser Artikel ist Teil einer Blogparade auf www.maennlichkeit-staerken.de


Bilder:
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Erstveröffentlichung am 05.01.2017 auf simplyfeelit.de

 

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Jahresrückblick 2016: Ein Jahr der beruflichen Erfolge und der persönlichen Reifung

Welche positiven Entwicklungen hast Du im Jahr 2016 durchlaufen?

Hier ist er wieder. In gewohnter Tradition. Mein Rückblick auf das vergangene Jahr. Nachdem ich beim letzten Jahresrückblick über sehr persönliche Ereignisse berichtet hatte, wie einer Kündigung oder dem Kennenlernen einer Frau, möchte ich den Schwerpunkt heuer auf berufliche Erfolge legen – und auf persönliche Reifungsprozesse.

Ein weiteres Jahr ist vergangen. Und was für ein Jahr das war! Was liegt da näher als das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. „Ein weiterer dieser alljährlichen, langweiligen Rückblicke, mit all den Katastrophen des Jahres“, stöhnst du vielleicht gerade. Falls du diese aus Funk und Fernsehen meinst, kann ich dir nur beipflichten. Leider gab in diesem Jahr jede Menge Katastrophen, Kriege, Zerstörung und Leid in der Welt.

Deshalb möchte ich mich in diesem Rückblick auf berufliche wie persönliche Erfolge konzentrieren. Es war das erste Jahr meiner Selbständigkeit als Autor und Blogger. Ich möchte dich an meinen beruflichen Erfolgen und persönlichen Reifungen teilhaben lassen und bin ebenso neugierig auf deine. Und ich möchte dir danken! Wenn du magst, kannst du am Ende des Artikels von deinen Erfolgen in diesem Jahr berichten und sie in den Kommentaren mit uns allen teilen.

Reden wir nicht lange herum und legen los: Mein Jahr 2016 in ganz persönlichen Erinnerungen und Bildern.

Januar – März

Der sanfte Krieger

Winterzeit. Die ersten drei Monate des Jahres waren vollständig geprägt vom Schreiben an meinem ersten Buch: Der sanfte Krieger. Es war mein erster Schreibprozess in dieser Länge und Intensität. Ich benötigte meine ganze Aufmerksamkeit und Kraft für dieses Projekt. Deshalb zog ich mich weitestgehend vom „Tagesgeschäft“ zurück, veröffentlichte wenig bis gar keine Blogartikel und machte nur das Nötigste auf meinen Social-Media-Kanälen. Dieser Schreibprozess verlangte einiges von mir ab. Ich erlebte Schreibblockaden, Momente der Frustration, Wut und Zweifel. „Werde ich es jemals zu Ende kriegen“, fragte ich mich mehr als einmal. Gleichzeitig erlebte ich aber auch Momente der tiefsten Versunkenheit in eine andere Welt, in der Welt der Sprache und des Flow. Heute würde ich sagen, dass der Prozess des Schreibens mit dem Prozess des Lebens vergleichbar ist: Ein stetiger Wandel der Umstände, ein permanenter Wechsel von Höhen und Tiefen. Von Glückseligkeit und Resignation, von einer subtilen Freude und leisen Zweifeln. Und einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit und Zufriedenheit, wenn man, egal ob ein Buch oder ein Leben, es vollendet und gemeistert hat.

In dieser Zeit begann ich auch regelmäßig in eine monatliche Männergruppe nach Konstanz zu gehen.

April – Juni

Frühlingszeit. Am 11. April war es endlich soweit: Der sanfte Krieger kam als eBook* in den Onlinehandel. Ich hatte es tatsächlich geschafft, war geschafft, aber auch überglücklich und ein wenig stolz auf mich.

Am 30. April unternahm ich meinen ersten Ausflug ins wunderschöne Montafon*. Meine erste Wanderung auf über 1.000 Meter von dem malerischen Ort Bartholomäberg aus. Nach diesem Tagesausflug bin ich total auf dem Geschmack gekommen, die Berge hatten mich verzaubert. Weitere, mehrtägige Bergwanderung sollten in diesem Jahr folgen.

Kirche in Bartholomäberg

Und dann kam der Wonnemonat Mai. Anfang Mai begann ich meinen neuen Saisonnebenjob als Stadtführer per pedes in Konstanz. Ein cooler Job mit viel Bewegung, Kontakt und eigenständigem Arbeiten, der mir den Aufbau meiner Selbstständigkeit weiter ermöglicht.

Vom 25. – 29. Mai nahm ich an meinem ersten Männerseminar teil. Verwurzelung: Zu deiner archaischen Natur zurückfinden. Das erste Mal, dass ich mich ausschließlich im Kreis von Männern zeigen und öffnen konnte, in allen Facetten. Eine gewaltige Erfahrung.

Im Juni fanden zwei Interviews mit mir statt. Irmgard interviewte mich für den Lebensfreude-Kongress zu den Themen Lebensfreude im Alltag und Umgang mit Ängsten und Zweifeln. Oliver Pohl zeichnete für die Vielfühler-Lounge mit mir ein Audio-Interview zum Thema „Hochsensible Männer“ auf.

 

Juli – September

Foto: Christof Hermann

Anfang Juli besuchte mich der Jakobspilger & Blogger Christof Herrmann für zwei Tage am Bodensee. Christof pilgerte von seiner Haustüre in Nürnberg aus in Richtung Santiago de Compostela. So wie es Brauch war in den alten Zeiten. Insgesamt war er 108 Tage auf diversen Jakobswegen in Europa unterwegs und verfasste darüber tägliche Berichte mit Fotos.

Am 3. Juli erschien die Taschenbuchausgabe meines Buches „Der sanfte Krieger“ bei amazon*.

Vom 7. – 10. August befand ich mich auf meiner ersten Berghütte, die Gauenhütte auf 1.235 Meter im Montafon* /Vorarlberg. Mein erster Urlaub in einer Selbstversorgerhütte und mein erster Bergurlaub überhaupt. An zwei Tagen wanderte auf verschiedenen Routen durch die atemberaubende Rätikon-Gebirgsgruppe.

Gauertal: Im Hintergrund die Drei Türme

Am 13. August fand das weit über die Grenzen hinaus bekannte Seenachtsfest in Konstanz statt, einem Volksfest mit abendlichen Feuerwerk und jährlich ca. 40.000 Besuchern. An diesem Tag war ich in meiner Funktion als Stadtführer und Velotaxi 15 Stunden in Konstanz unterwegs, die letzte Fahrt hatte ich nachts um 2 Uhr.

Zu ihren Diensten: Rikscha-Kapitän Oliver ⯑

Am 17. August traf ich mich mit Lena und Camilo, den Veranstaltern des ersten deutschsprachigen Online-Hochsensibilitätskongress, in Überlingen zu einem wunderbaren und herzlichen Frühstück. (Hinweis: Das Kongresspaket mit allen Interviews gibt es noch bis zum 31.12.2016 mit 55% Rabatt.)

Lena und Camilo vom HSP-Kongress beim veganen Frühstück in Überlingen

Oktober – Dezember

Am 21. Oktober erschien mein erster Gastartikel im Online-Magazin Compassioner über die Chancen und Herausforderungen von hochsensiblen Männern. Weitere Artikel über die Werte von hochsensiblen Männern und wie man als Mann in seine Kraft kommt folgten. Ich freute mich sehr darüber, dass ich von nun an monatlich für das Magazin als Gastautor schreiben würde.

Geschafft! Mein erster Berggipfel!

Vom 29. Oktober bis 1. November war ich ein zweites Mal in den Bergen. Wieder in der Gauenhütte im Montafon, meiner beliebten Ausgangsstation, die ich sicherlich auch im neuen Jahr wieder nutzen werde. Diesmal hatte ich ein wahres Gipfelerlebnis: Ich bestieg alleine meinen ersten Berggipfel und erlebte dabei fast transzendente Momente der Freude und Erkenntnis.

 

 

 

 

Am 19. November erlebte ich meinen ersten Trance-Tanz in Radolfzell, einem bewusstseinserweiterndem Ritual und Tanz, bei dem es um emotionale Entspannung und Aktivierung der Selbstheilungskräfte geht.

Allgemein war diese Herbst- und Winterzeit für mich von Rückzug und Reflexion geprägt. Einholen der „Ernte“, was lief gut in diesem Jahr, was weniger gut. Ich bin sehr zufrieden mit dieser Ernte. Seit genau einem Jahr bin ich nun hauptberuflich selbstständig als Autor und Blogger. Mein Blog erfreut sich zunehmender Beliebtheit und gehört mittlerweile zu einem der bekanntesten Blogs in der HSP-Szene. Mein erstes Buch ist gut angenommen worden. Es erhielt einige positive Rezensionen und Besprechungen.

Blogstatistik: Zugriffe und Nutzer (Stand November 16)

 

 

 

In der September/Oktober Ausgabe des Männermagazin Men’s Health erschien ein Artikel über sensible Männer, in dem ich auch zu Wort kam.

 

 

 

 

Seit dem 24.12. laufen die Rauhnächte, ein altes Brauchtum, und eine magische Zeit zwischen dem alten und neuen Jahr, in der man das alte Jahr noch einmal Revue passieren lassen kann (wie gerade mit diesem Rückblick). Ebenfalls sind diese Tage eine wunderbare Gelegenheit, um alte Angelegenheiten zu klären, Dinge abzuschließen, Schulden zu begleichen oder sich bei lieben Menschen zu bedanken, die einen durch das Jahr begleitet haben.

Blick in die (Rauh) Nacht

 

Und genau dies möchte ich jetzt tun. Mich bedanken. Und zwar bei DIR: Ich danke dir als Leser und Leserin für deine Treue in diesem Jahr! Dass du mich ein weiteres Jahr begleitet hast, mir Zuspruch, Anregung, Kritik und Hilfestellung gegeben hast. Seit dem Launch meines Blogs im April 2015 hat sich an der Aussage nichts geändert: Ohne dich würde es all das hier nicht geben!

So lade ich dich ein, mich ein weiteres Jahr zu begleiten. Mit mir zusammen weiter zu wachsen und zu reifen. Meine Intuition sagt mir gerade, dass das neue Jahr noch aufregender, überraschender und spannender wird als das vorherige.

Danke!

Also, lass es uns gemeinsam angehen, das neue Jahr, ins Ungewisse eintauchen und weiter das Wunder namens Leben feiern: Auf ein Weiteres!

Von Herzen wünsche ich dir einen freudigen und bewussten Jahresausklang – und ganz viel Kraft, Zuversicht, Liebe und Mut für 2017. Für dein Leben und deine Mission!

Welche persönlichen Erfolge kannst und möchtest Du am Ende des Jahres mit uns feiern und teilen?

 

 

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* Einige der Links sind Affiliate Links (Empfehlungsmarketing). Dies bedeutet, wenn du eines der Produkte kaufst, erhalte ich dafür eine kleine Provision ohne das sich der Preis für dich ändert. So kannst du mich und diesen Blog unterstützen. Ich empfehle grundsätzlich nur, wovon ich selbst begeistert bin, und was mich inspiriert und weitergebracht hat. Versprochen!

Erstveröffentlichung am 30.12.2016 auf simplyfeelit.de

 

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Selbstliebe: Warum sie für Dein Leben so wichtig ist und nichts mit Egoismus zu tun hat

„Sei du selbst. Alle anderen sind bereits vergeben.“
(Oscar Wilde)

Heute werde ich über ein Thema schreiben, das mich seit Jahren selbst beschäftigt, und mich gleichzeitig immer wieder herausfordert: Selbstliebe. Warum Selbstliebe nicht mit Egoismus zu verwechseln ist, wie wichtig sie ist und wie du sie mehr in deinem Leben kultivieren kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Im letzten Artikel über Narzissmus und Hochsensibilität schnitt ich das Thema Selbstliebe schon ein wenig an. Heute möchte ich es vertiefen. Außerdem ist ein Wunsch meiner kürzlich stattgefundenen Leserumfrage, in Zukunft mehr über Selbstannahme und Selbstvertrauen zu erfahren. Euer Wunsch ist mir Befehl.

Bevor du anfängst zu lesen, möchte ich dich zu einer kleinen Übung einladen. Atme tief durch und lenke deine Aufmerksamkeit auf deinen Innenraum. Wenn du ganz ehrlich mit dir bist, wie hast du den heutigen Tag bis hierher gelebt: achtsam von innen nach außen, oder unachtsam von außen nach innnen? Wurdest du von äußeren Umständen wie Erwartungen, Verpflichtungen, Terminen und Ich-muss-noch-Gedanken getrieben? Oder hast du ganz bewusst aus deiner Mitte heraus gehandelt?

Mir ist bewusst, dass solche Worte durchaus provokant klingen mögen. Falls es dich beruhigt: Mir geht es oftmals selbst noch so, dass ich von außen nach innen lebe. Mich getrieben fühle, mich verzettele, es allen recht machen möchte, niemanden enttäuschen will – und an mir zweifele. Wenn du bis zum Ende des Artikels dran bleibst, hast du hoffentlich eine neue Sichtweise erhalten. Und sicherlich besteht das Leben auch aus einem gewissen Maß an Verpflichtungen, Anpassungen und es anderen recht machen. Vollkommen klar. Die Frage hierbei ist: Bis zur welchen Grenze? Bis zu welchem Ausmaß?

Dass ich gerade jetzt einen Artikel über Selbstliebe schreibe, ist natürlich kein Zufall. Mir ging es in den letzten Tagen emotional und seelisch nicht gut. Ich habe mich von äußeren Umständen getrieben gefühlt. Oder sagen wir, von dem Antreiber und Zweifler in mir: Wann fängst du endlich an, dein zweites Buch zu schreiben? Bis Ende des Jahres willst du noch drei Artikel fertigstellen. Du hast immer noch nichts für Silvester geplant? Warum bist du alleine? Du bist unproduktiv! Du bist faul! Dein Newsletter und deine Artikel sind zu lang und unattraktiv für die Leser! Du hast dich von einem bekennenden Narzissten manipulieren lassen! Entscheide dich! Greife durch!

Du siehst: Einiges los bei mir. Nachdem ich noch vor rund drei Wochen nur so von innerer Energie, Zuversicht und Tatendrang strotzte, hatte ich mich in den letzten Tagen immer mehr von meiner Mitte entfernt. Der ewige Pendelschlag des Lebens, eigentlich müsste ich es mittlerweile begriffen haben.

Vielleicht geht es dir gerade ähnlich? Von einigen Leuten aus meinem Umfeld weiß ich, dass allgemein die Vorweihnachtszeit für sie nicht einfach ist, allen voran, wenn man alleine lebt. Trübes Wetter, überall (scheinbar) glückliche Paare und Familien, volle Läden, ein Grauen vor den Feiertagen alleine zuhause, viel Zeit zum (unnötigen) Grübeln.

Doch gleichzeitig birgt diese trübe und zurückgezogene Zeit, wie alle Tiefpunkte, eine große Chance in sich. Wenn wir gewillt sind, ganz aufmerksam und unabgelenkt in uns hineinzuschauen, die aufsteigenden Gefühle zuzulassen, können wir uns selbst ein großes Stück näher kommen. Unser Leben revolutionieren. Uns selbst mehr annehmen, kennen und lieben lernen: Radikale Selbstliebe. Ein Zauberwort unserer Tage. Doch was bedeutet das genau?

Warum eine radikale Selbstliebe der Anfang von allem ist

Das Wort Radikal kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: Wurzel, Ursprung.

Es geht also um die Rückkehr zu etwas Ursprünglichem, etwas, was schon immer in uns vorhanden war und ist. Ein Mensch, der sich innerlich ablehnt, nicht weiß, was er will, treibt wie ein Blatt im Wind umher. Er lässt sich von äußeren Meinungen, Menschen und Stimmungen beeinflussen, er lässt sich von anderen manipulieren und benutzen, die vorgeben zu wissen, was er will, was gut für ihn ist und wohin sein Weg führen soll.

Ein Mensch, der sich selbst ablehnt, ist ständig auf der Suche: nach Dingen, Worten und Menschen, die sein inneres Vakuum aufzufüllen vermögen. Ein aussichtsloses Unterfangen. Solch eine Suche wird nie zu einem Ende kommen. Der Autor und Trainer Veit Lindau* beschreibt es so: „Ein Mensch, der sich nicht liebt, ist wie ein Fass ohne Boden. Keine Trophäe dieser Welt kann das Loch stopfen, das deine Selbstablehnung in dir offen hält. Die Qualität deiner Beziehung zu dir ist der Schlüssel zu allem, und alles, was du erlebst, ist ein Spiegel dieser Qualität. Deine Partnerschaft, deine Familie, deine Arbeit, deine Finanzen und selbst deine Beziehung zu Gott zeigen dir, ob beziehungsweise wie sehr du dich liebst.“

Veit Lindau weiß, wovon er spricht. Er war selbst jahrelang auf dieser Suche. Auf der Suche nach seiner Wurzel. Ich weiß es auch. Jahrelang versuchte ich mein inneres Vakuum mit Frauen, Anerkennung, innerer Härte, Internet, Büchern und Reisen aufzufüllen. Diese Verhaltensweisen drängte mich aber nur noch mehr in Co-Abhängige Beziehungen und Strukturen – und ließen mich nach anfänglicher Euphorie mein inneres Vakuum noch deutlicher spüren. Verstehe mich bitte richtig: Gegen Reisen, Bücher oder Kontakt zu Frauen ist gar nichts einzuwenden. Worauf es ankommt, ist die dahinterliegende Motivation, der wahre Beweggrund für all diese Aktivitäten und Kontakte.

Wenn du dich innerlich ablehnst, hat das weitreichende Folgen auf dein Leben und dein Umfeld. Vielen ist das gar nicht so richtig bewusst. Ein Mensch, der sich selbst nicht lieben und anerkennen kann, kreiert unerfüllte und destruktive Beziehungen. Er ist hart zu sich selbst, sieht das Leben als einen ständigen Kampf an. Er hastet verkrampft durch das Leben, erlebt mehr Stress und Krankheit, mehr Geiz und Engstirnigkeit. Auch mehr Trennung, Streit und Ablehnung in seinen zwischenmenschlichen Beziehungen. Für ihn bedeutet Glück Anstrengung. Nichts kommt von alleine, nichts wird geschenkt, alles muss verdient werden. Ein ständiger Kampf und Krampf. Solch ein Leben kann nur anstrengend sein – für dich und dein Umfeld.

Der innere Krieg der Selbstablehnung äußerst sich meist eher leise und subtil:

  • durch eine Berufswahl, die uns unzufrieden, zynisch und launisch werden lässt.
  • durch „Frustspeck“, den wir uns um die Hüften anfuttern.
  • durch einen regiden Perfektionsdrang sich selbst und seinem Umfeld gegenüber.
  • durch Strenge und Härte im Umgang mit uns selbst und unseren Kindern.
  • durch verkrampftes Gutmenschentum.
  • durch Abwesenheit und Ablehnung freudvoller und lustvoller Momente jeder Art (z.b. Sexualität)
  • durch eine angespannte Beziehung zu Geld, Gott und Werten.
  • durch Neid, Jammern, Lästern, Beschuldigen.
  • durch eine zynische Weltsicht.
  • durch zu wenig Lachen, Blödsinn, Selbstironie, Spiel, Leichtigkeit, Tanz, Abenteuer im Leben.

Fühle Alles

Für dein inneres Wohlbefinden und deinen Selbstwert ist es sehr entscheidend, dass du in einem guten und bewussten Kontakt mit deinen Gefühlen stehst. Gefühle sind wie Seismografen in deinem Leben. Sie signalisieren dir, wenn du dich auf dem richtigen Weg befindest – oder davon abgekommen bist.

Veit Lindau beschreibt in seinem lesenswerten Buch „Heirate dich selbst“* einige Ebenen, auf denen Gefühle eine Schlüsselrolle spielen:

  1. Sie bringen Tiefe und Intensität in dein Leben. Sie lassen dich deine Wirklichkeit spüren.
  2. Sie signalisieren dir, wie treu du deinen Werten bist. Du fühlst dich gut, wenn du Dinge tust, die du als wertvoll erachtest. Du fühlst dich mies, wenn du deine Werte verrätst oder einen Wertekonflikt erlebst.
  3. Sie sind intelligente Seismografen. Gefühle zeigen dir, ob du dich in einer Situation oder mit einem bestimmten Menschen wohlfühlst, oder eben nicht. Sie warnen dich so vor Überlastung und Grenzüberschreitung, gleichzeitig belohnen sie dich aber, wenn du dich in eine Richtung bewegst, die dir gut tut, deinen Werten und Bedürfnissen entspricht.
  4. Gefühle stellen eine entscheidende Ebene in der Kommunikation dar.
  5. Sie trainieren dein Verhalten. Unser Gehirn speichert Erlebnisse, die mit starken Emotionen verbunden sind, schneller und länger ab, als gefühlsneutrale Situationen. Damit vermeidest du in Zukunft automatisch Situationen, die du als unangenehm erlebt hast, und wiederholst solche Momente, die du als angenehm empfunden hast.

Daran erkennen wir, wie wichtig Gefühle für unser Leben sind. Ein Leben ohne Gefühle ist mechanisch, kalt, kühl, rational, fad, grau, oberflächlich. Doch leider haben viele Menschen Angst vor ihren Gefühlen. Entweder verlieren sie sich komplett in ihren Gefühlen oder sie unterdrücken sie. Beides kostet uns enorm viel Kraft und Lebensfreude und endet in emotionaler Unfreiheit. Wir sind dann unseren Gefühlen ausgeliefert, nicht mehr Herr der Lage.

Eine neue Art der Selbstachtung und auch Selbstliebe entsteht, wenn wir lernen, bewussten Kontakt mit unseren Gefühlen aufzunehmen, sie angemessen auszudrücken und sie gleichzeitig ruhig zu beobachten. Uns von Ihnen nicht mitreißen zu lassen. Als menschliche und bewusste Wesen sind wir mehr als unsere Gefühle und Gedanken. Je besser wir uns in unterschiedlichen Situationen emotional kennenlernen, desto natürlicher und bewusster gelingt es uns, auch unangenehme Gefühle in wertvolle Erfahrungen zu verwandeln. Letztlich fürchten wir uns am meisten davor, unangenehme Gefühle zu erleben, weil wir Angst davor haben, sie schier nicht aushalten zu können, dass sie uns zerreißen, wenn wir ruhig stehen bleiben und sie einfach nur beobachten würden.

Wut, Ohnmacht, Schmerz – dies waren so meine „Fluchtgefühle“ der letzten Jahre. Jedes Mal, wenn ich damit in Berührung kam, glaubte ich sterben zu müssen. Die Situation nicht aushalten zu können. Anstatt stehen zu bleiben, rannte ich weg, suchte Erlösung in Sport, Büchern, Beziehungen. Oder tat Dinge, die ich später bereute, wie zum Beispiel verletzende Worte aussprechen. „Alle meine Therapiesessions waren ein Versuch, zu analysieren, warum es immer wieder weh tut. Die verzweifelte Suche nach der EINEN Ursache und wenn du die findest, ist alles gelöst. Ha! Für einen kurzen Moment glaubst du, alles erkannt, ja sogar geheilt zu haben. Bis du in deinem Alltag wieder vor dem Gefühl stehst, was du doch wegtherapieren wolltest“, schreibt Veit Lindau ein weiteres Mal sehr ehrlich und treffend. Und ich erkenne mich darin wieder.

Was ihm letztlich von diesen Schmerz befreit hat, war das Ende des Suchens und das Stehen bleiben im Feuer. Das Annehmen und Umarmen dieses Gefühls, dieses Schmerzes: „So wechselten sich bei mir viele Erklärungsmodelle und Methoden ab. Doch letzten Endes lief es für mich darauf hinaus, diesen tiefen Schmerz als mir zugehörig zu akzeptieren, ihn willkommen zu heißen und möglichst sanft auszuhalten zu lernen. Seitdem ich ihn als mein Trainings- und Reibungsfeld akzeptiert habe, bin ich viel öfter und tiefer in Frieden mit mir“, beschreibt Lindau seine Erlösung aus dem Dilemma des ewigen Suchens.

Wenn wir es schaffen, unsere unangenehmsten Gefühle einfach nur nüchtern wahrzunehmen, ohne sie gedanklich weiter anzufeuern, dann verwandeln sie sich. Wenn wir es schaffen, im Feuer stehen zu bleiben und alles zu fühlen, auch das scheinbar unerträglichste Gefühl, dann entsteht emotionale Freiheit – und damit innerer Frieden und mehr Selbstannahme. Ich weiß, dies kann unglaublich schwer sein, aber es lohnt sich, es zumindest einmal auszuprobieren.

Erkenne deine Bedürfnisse

Sich selbst mehr annehmen und lieben zu lernen, bedeutet auch, seine Bedürfnisse zu kennen. Menschen, die sich selbst ablehnen, kennen nämlich meist ihre Bedürfnisse und Wünsche gar nicht. Deshalb ist es so wichtig, zunächst einmal seine eigenen Grundbedürfnisse kennenzulernen, um sie anschließend intelligent zu erfüllen.

Ein Bedürfnis ist ein Verlangen, einem inneren Mangel Abhilfe zu schaffen. Dieser kann tatsächlich existieren oder auch nur ein gefühlter Mangel sein. Bedürfnisse sind Antriebe für all unser Handeln. Sie bewegen und motivieren uns, etwas zu tun, in Interaktion mit unseren Mitmenschen zu treten. Werden sie erfüllt, fühlen wir uns wohl, im Einklang mit uns selbst. Werden sie nicht erfüllt, leiden wir. Wir suchen dann sehnsüchtig im Außen nach Erfüllung dieser Bedürfnisse.

Es gibt Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen, einem Dach über dem Kopf. In unserer westlichen Welt sind diese meist erfüllt. Es gibt jedoch noch weitere elementare Bedürfnisse unseres Menschseins. Wenn du dich wirklich selbst lieben möchtest, ist es wichtig, diese elementaren Grundbedürfnisse in dir zu verstehen und kennenzulernen.

Jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse. Nach dem Diplom-Psychologen Hans-Georg Häusel gibt es drei emotionale Grundbedürfnisse: Sicherheit, Stimulanz und Dominanz. Bei jedem Menschen sind diese Grundbedürfnisse unterschiedlich stark ausgeprägt. Wir teilen diese Bedürfnisse mit jedem Lebewesen auf der Erde.

Sicherheit beschreibt unser Bedürfnis, im Gleichgewicht zu bleiben. Unsere einmal gewonnene Stabilität aufrechtzuerhalten.

Stimulanz ist die innere Motivation, Neuland zu entdecken, neue Eindrücke und Reize aufzunehmen, uns weiterzuentwickeln, mutig zu sein, ein Abenteuer zu erleben, über uns hinauszuwachsen.

Dominanz ist das Bedürfnis, Einfluss auf unsere Umgebung zu nehmen. Auf diese einzuwirken, unseren Raum einzunehmen, uns durchzusetzen. Egal, wie zurückhaltend jemand ist, jeder von uns möchte gerne, dass er einen gewissen Eindruck hinterlässt, sein nächstes Umfeld beeinflussen kann.

 

 

 

Im positiven Sinne egoistisch sein

Jahrelang dachte ich, es sei egoistisch, „nur an mich zu denken“. Für die Erfüllung meiner Bedürfnisse zu sorgen, die ich zudem gar nicht richtig kannte. Eine große Fehlannahme, die sicherlich einigen Hochsensiblen bekannt sein dürfte. Wir können die Erfüllung unserer emotionalen Bedürfnisse nicht mit schlauen (rationalen) Argumenten wegreden, da sie über unser limbisches System gesteuert werden, jenem Areal im Gehirn, das für unser Fühlen verantwortlich ist.

Es hat rein gar nichts mit Egoismus zu tun, wenn wir unsere emotionalen Grundbedürfnisse erforschen und diese intelligent erfüllen wollen. Intelligent heißt in diesem Fall, dass du deine Bedürfnisse zunächst einmal erkennen solltest, um sie anschließend achtsam an dein Umfeld kommunizieren zu können – ohne zu erwarten, dass diese sogleich erfüllt werden. Ehrlich und genau zu kommunizieren, was gerade in dir abläuft, darum gehst zunächst einmal. Das könnte so aussehen: „Schatz, mein Chef hat mich heute runtergeputzt, und ich fühle mich klein und verunsichert. Kannst du mich bitte in den Arm nehmen und kurz halten?“ Oder so: „Meine Bitte mag dich vielleicht verwundern, aber ich möchte den heutigen Abend gerne alleine verbringen.“

Unterdrückte emotionale Bedürfnisse suchen sich ungesunde, destruktive Bahnen zum Ausleben. Deshalb sei im positiven Sinne egoistisch und erkenne deine Bedürfnisse. Doch hebe dabei nicht vom Boden ab. Denke daran, dass jeder Mensch um dich herum, insbesondere dein Partner, sich ebenso wünscht, dass seine Bedürfnisse erfüllt werden, dass er gesehen und geliebt wird.

Es ist ein Entwicklungsprozess hin zu mehr Selbstliebe und der beinhaltet auch immer wieder Rückschläge. Zum Beispiel kann es passieren, dass du durch äußere Auslöser (Verhalten, Worte, Gesten etc.) getriggert wirst und dich plötzlich von jetzt auf gleich in ein kleines, infantiles Wesen verwandelst, das bockig, wütend und gekränkt ist. Selbstironie und Humor können in solchen Situationen hilfreich sein, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Eine witzige Aussage und die Bereitschaft, Fehler zu begehen, können die Situation und Verkrampfung ungemein auflockern. „Achtung Schatz, es ist mal wieder soweit, ein altes Muster steigt gerade in mir auf. Vorsicht, gleich verwandele ich mich für einige Minuten in eine kleine, beleidigte Leberwurst, sei gewappnet.“

Der Weg der Selbstliebe kann ein langwieriger und langsam voran schreitender Prozess sein. Ich weiß es. Wir können ungeduldig und gereizt reagieren, zweifeln und fluchen. Doch aus eigener Erfahrung kann ich dir nur empfehlen, dran zu bleiben. Es lohnt sich. Das Leben ist und bleibt ein Mysterium, wir können nicht alles verstehen, auch wenn wir das immer wieder wollen. Und doch können wir jederzeit damit beginnen, uns mehr Selbstliebe zu schenken, diese mehr in unser Leben zu integrieren. Wir müssen damit nicht bis ins hohe Alter warten, bis uns die Lebenserfahrung so einige Lektionen und Erkenntnisse mitgeteilt hat. Charlie Chaplin tat dies und hielt an seinem 70. Geburtstag diese bemerkenswerte und mittlerweile sehr bekannte Rede: Als ich mich selbst zu lieben begann.

Zum Schluss möchte ich noch einmal Veit Lindau mit folgenden wunderbaren Worten aus seinem Buch „Heirate dich selbst“* zitieren: „Dich selbst zu lieben ist kein destruktiver Egoismus, sondern das größte Geschenk, das du deinen Mitmenschen machen kannst. Ein Mensch, der gut für sich selbst sorgt, entkrampft sich und erlaubt dadurch auch seiner Umgebung, sich zu entspannen. Er strahlt Fülle und Freude aus. Er wird zur Quelle und unterstützt andere in der Erfüllung ihrer Bedürfnisse.“

In diesem Sinne wünsche ich Dir, dass Du ein Geschenk für Deine Mitmenschen wirst und immer mehr Freude und Fülle ausstrahlst. Frohe Weihnachten!

Dein Oliver

Kannst Du Dich selbst ganz und gar annehmen?
Was bedeutet für Dich Selbstliebe?

 

 

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Quellen
Veit Lindau: Heirate dich Selbst; Kailash Verlag, 4. Auflage, 2013*
neuromarket.wordpress.com

Bilder
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Erstveröffentlichung am 23.12.2016 auf simplyfeelit.de

 

Oliver Domröse header
Oliver Domröse

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Narzissmus und Hochsensibilität – und was hat das alles mit Selbstliebe zu tun?

Fragst Du dich manchmal, ob es einen Zusammenhang zwischen Hochsensibilität und Narzissmus gibt? Und was der Unterschied zwischen Egozentrik und gesunder Selbstliebe ist?

Heute erfährst du es!

Als Reaktion auf meinen letzten Artikel, in dem ich versucht habe aufzuzeigen, warum Hochsensible in Beziehungen immer wieder an Narzissten geraten, gab es einige Kommentatoren, die behaupteten, dass Hochsensibilität nichts anderes als eine Art versteckter Narzissmus sei, quasi ein verdrängter Anteil, den wir nicht wahrhaben wollen („Schatten“) und wir deshalb in Beziehungen so oft an ausgeprägte Narzissten geraten.

Diese Aussagen ließen mich hellhörig werden. Weil mir diese Frage selbst schon durch den Kopf ging.

Deshalb habe ich mich hingesetzt und mir ein paar Gedanken dazu gemacht.

Ist es wirklich so und welche Anhaltspunkte könnte es geben, die zu solchen Aussagen führen?

Dabei bin ich auf 3 Charaktermerkmale gestoßen, die auf den ersten Blick tatsächlich eine hohe Übereinstimmung mit den Verhaltensweisen von Narzissten aufweisen: Kränkbarkeit, Scham, Egozentrik

(mir sind noch mehr Merkmale eingefallen, aber diese drei halte ich für wesentlich).

Ich heutigen Artikel möchte ich mir mit dir zusammen diese 3 Persönlichkeitsmerkmale etwas genauer anschauen und dabei der Frage nachgehen, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Narzissmus und Hochsensibilität gibt?

1. Kränkbarkeit (Empfindlichkeit)

Im hochsensiblen Kontext:

Ich verstehe es so. Aufgrund unseres genetisch bedingten ausgeprägteren Nervensystems sind wir nicht nur empfänglicher und empfindsamer für Umweltreize, sondern eben auch für emotionale Aussagen, Stimmungen und Worte von anderen. In bildgebenden Verfahren der Hirnforschung konnte mittlerweile festgestellt werden, dass bei Hochsensiblen durch äußere Reize andere Hirnareale aktiviert werden, als bei der Bevölkerungsmehrheit. Die Autorin Ulrike Hensel* schreibt dazu sehr treffend: „Aus einer höheren Empfindsamkeit ergibt sich eine höhere Empfindlichkeit und aufgrund der höheren Empfindlichkeit werden diese Menschen auch heftigere Reaktionen auf verschiedene Reize selbst verspüren und an den Tag legen.“

Für mich folgert sich daraus, dass wir Aussagen sofort als zu persönlich aufschnappen können, leicht beleidigt oder eingeschnappt sind. Mitunter auch nachtragend oder sehr gereizt sind, hochnäsig oder arrogant erscheinen können. Ich kenne es stellenweise von mir. Mittlerweile würde ich es als vorübergehende Schutzreaktion interpretieren. Schutz vor den einströmenden Reizen und Worten, die zunächst einmal zu viel sind. In der anschließenden Nachbearbeitung, zuhause oder an einem ungestörten Ort, wo das Geschehene nach verarbeitet und reflektiert werden kann, beobachte ich oftmals, dass ich versuche, mein Gegenüber für sein Verhalten zu verstehen, und gleichzeitig mein eigenes Verhalten zu hinterfragen, ob ich beispielsweise mal wieder überreagiert habe. Ich versuche also die Perspektive von mindestens zwei Menschen einzunehmen. Verständnis und Empathie für beide Positionen aufzubringen. Genau hier liegt aus meiner Sicht der entscheidende Unterschied zu einer narzisstischen Persönlichkeit.

Im narzisstischen Kontext:

Ein ausgeprägter Narzisst kann nämlich in keinster Weise Verständnis oder gar Empathie für sein Gegenüber aufbringen. Da ist einfach nichts. Ein totaler Ausfall. Um nicht aufzufallen, entlarvt zu werden, können Narzissten jedoch Mitgefühl und Verständnis vorspielen.

Ein Narzisst ist gut im Austeilen von persönlicher Kritik und herabsetzenden Sprüchen. Diese Verhaltensweise dient ihm als Mechanismus, um andere klein zu machen, neben sich als unbedeutend und winzig erscheinen zu lassen. Dies hilft ihm beim Kompensieren seines unterschwelligen Minderwertigkeitsgefühls. Er macht andere klein, um sich selbst groß zu fühlen.
Wenn es ums „Einstecken“ geht, sieht das ganz anders aus. Auf jedwede Art von Kritik, egal wie sachlich, wohlmeinend oder vorsichtig sie vorgetragen wird, reagiert ein Narzisst mit sofortiger Kränkung – meist einhergehend mit Wut und Hassgefühlen auf den Kritiker. Ein Narzisst kann eine hilfreiche Anregung oder eine gutgemeinte Empfehlung nicht als solche aufnehmen. Er ist so mit dem Selbstbild der Perfektion, des Größenwahns und der Allwissenheit identifiziert, dass er jede Kritik als Angriff auf seinen Selbstwert und seiner herrlichen Größe auffasst. Er kann sich in keinster Weise in die Position seines Gegenübers hineinversetzen. Ihm fehlt vollkommen die Fähigkeit der Selbstreflexion, weil er so mit sich und der Verteidigung seines fragilen Selbstwertes beschäftigt ist.

Diese permanente Angst vor Missachtung und Kritik zwingt ihn in eine Position einer starren Abwehrhaltung. Ständig ist er auf der Lauer, hat einen regelrechten Radar entwickelt, um jedwede Form von Kritik, Missachtung oder Anzweifeln seiner Ansichten sofort im Keim zu ersticken. In diesem Zusammenhang kann man von einer Hypersensibilität sprechen, im Vergleich zu einer Hochsensibilität. Der ausschlaggebende Unterschied liegt für mich darin, dass ein Narzisst sich diese hypersensible Abwehrhaltung aneignet, um jede Art von Missachtung und Kritik an seiner Person aufzuspüren, die er als Majestätsbeleidigung auffasst. Er ist dann von Hass- und Rachegelüsten durchdrungen, kann nicht vergeben und sieht vor allen Dingen einzig und alleine seine Position. Er fühlt sich immer im Recht – und gleichzeitig ungerecht behandelt!

Zusammengefasst: Ein Mensch mit einer hochsensiblen Anlage besitzt in der Regel die Fähigkeit der Selbstreflexion, auch in kränkenden Momenten – ein Narzisst nicht!

2. Scham

Im hochsensiblen Kontext:

Eine stark ausgebildete Scham ist ein zentrales Thema für viele Hochsensible. Dies hängt meist mit Erfahrungen aus der Kindheit zusammen, bei denen die Eigenheiten einer hochsensiblen Anlage nicht ausreichend gewürdigt wurden. Wenn ein Kind, allen voran ein hochsensibles, in seinen Bedürfnissen und Gefühlen nicht ausreichend wahrgenommen wird, eventuell sogar dafür abgelehnt oder bestraft wird, vertraut es irgendwann seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr. Ein Kind kann in diesem frühen Stadium nicht unterscheiden, ob diese Ablehnung an seiner Bezugsperson oder an ihm liegt. Es registriert lediglich, dass es mit seinen Gefühlen so nicht sein darf, weil es dann nicht wahrgenommen und geliebt wird. Das Kind bezieht das sofort auf sich und entwickelt dadurch ein falsches Selbstbild: Ich bin falsch, so wie ich bin. Von nun an beginnt es seine Umgebung genau zu beobachten. Das Kind scannt seine Bezugspersonen, deren Mimik, Verhaltensweise, Körpersprache und versucht schon im Ansatz zu erkennen, was die Anderen von ihm wollen oder erwarten. Und verhält sich anschließend genau nach deren Erwartungen, weil es dadurch die existenziell notwendige Aufmerksamkeit und Zuwendung erhält.

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Wenn eine Mutter beispielsweise es nicht ertragen kann, wenn ihr Kind weint und deshalb versucht ihr Kind zum Lachen zu bringen, verlernt das Kind das Vertrauen in die eigenen Gefühle. Es schämt sich für sein Gefühl der Traurigkeit. Und versucht gleichzeitig die Mutter zum Lachen zu bringen, obwohl im eher zum Heulen zumute ist. Das Kind verstellt sich und trägt von nun an eine Maske. Es ist nicht mehr authentisch. Aufgrund des Gefühls der Scham und der Ablehnung. Diese Überzeugung (Glaubenssatz) kann so verinnerlicht werden, dass es das ganze weitere (Beziehungs-)Leben prägt. Das Kind und der spätere Erwachsene werden immer schauen, was andere von ihm erwarten, dass Gefühl der Scham wird immer größer, weil es sich im Kern seiner Identität eigentlich komplett falsch fühlt. Der Nährboden für spätere Co-abhängige Beziehungen ist gelegt: der mittlerweile Erwachsene versucht sich immer zunächst an dem zu orientieren, was andere von ihm erwarten oder wollen (Partner, Vorgesetzte, Freunde etc.) Weil nur das ihm ein (falsches) Gefühl von Sicherheit und Anerkennung gibt.

Im narzisstischen Kontext:

Nach meinen Recherchen liegen die Ursachen für eine narzisstische Scham in einem ähnlichen Ursprung begründet wie bei der eben skizzierten hochsensiblen Scham. Doch der Umgang mit diesem falsch herausgebildeten Selbstbild aus Kindheitstagen ist bei einem Narzissten ein  anderer. Wer, wie ein Narzisst, ständig mit einem idealisierten Selbstbild identifziert ist, damit einhergehend ständig auf die Bewunderung von außen angewiesen ist, den schmerzt es besonders, wenn das wahre, fragmentierte Selbst zum Vorschein kommt, das mit tiefer Scham und Schmerz verbunden ist. Bei einem gefestigten und integrierten Charakter gibt es Situationen, bei denen man sich für einen gewissen Anteil von sich selbst schämt, andere Anteile von sich aber nach wie vor wertschätzen kann. Es ist nach wie vor ein differenzierter Blick auf sich selbst, seine Stärken und Schwächen, möglich. Nicht so bei der narzisstischen Scham. Sie geht viel tiefer und ist vor allem viel umfassender: Der Narzisst schämt sich, weil er ist.  Die Scham bringt ihm mit seiner inneren Leere und dem nicht vorhandenen inneren Kern (Selbst) in Berührung.

Mit einem normal entwickelten Selbstwertgefühl können dich Bewertungen von anderen in deiner Identität, in deinen Grundfesten, nicht erschüttern. Du regst dich vielleicht darüber ein wenig auf, denkst darüber nach, beschäftigst dich ein paar Tage damit und gleichst diese „Fremdeinschätzung“ mit deiner Selbstwahrnehmung ab. Du fühlst dich aber deshalb nicht sofort als ganze Person, als eigenständiges Individuum, abgelehnt. Du behältst den Blick für eine differenzierte Betrachtungsweise bei.  Du bist mit deinem Sein und deinem Wesenskern nach wie vor verbunden und davon kann dich nichts und niemand abbringen.

Ganz anders bei einem ausgeprägten Narzissten. Dieses Gefühl der anhaltenden Verbundenheit mit seinem Wesenskern bei Bewertungen erfährt der Narzisst nicht, weil dieser Kontakt zum „Urgrund“ komplett verloren gegangen ist. Bewertungen und Kritik von außen erschüttern einen Narzissten in seiner ganzen Identität. Er fühlt sich wertlos. Er schämt sich. Er kann nichts gegen die Kritik durch andere setzen, weil da einfach nichts ist, als die bereits erwähnte innere Leere. Diese tief im Inneren empfundene Scham schmerzt natürlich ungemein. Genau dieses Aufdecken eines existenziellen Schamgefühls versucht ein Narzisst mit allen Mitteln zu vermeiden.

Hier setzt aus meinem Verständnis der Unterschied zwischen einer hochsensiblen und narzisstischen Scham ein, nämlich im Umgang mit derselben in Beziehung und Alltag. Scham taucht nur im Umgang mit anderen Menschen auf und gehört zu den Grundgefühlen wie Angst, Trauer, Wut, Freude. Es ist unvermeidlich, dass diese Gefühle immer wieder aufkommen. Entscheidend ist hierbei nicht, ob sie auftauchen, sondern wie ich beim Auftauchen damit umgehe.

Der Prozessbegleiter Dr. Buddhas schreibt dazu: „Die narzisstische Scham vereinigt das Gefühl der Unzulänglichkeit verbunden mit der Einschätzung, dass diese Unzulänglichkeit von anderen wahrgenommen werden kann, und der fortlaufenden Beurteilung deiner selbst als unzureichend, als nicht genug.“

Das Gefühl der Unzulänglichkeit kann ein Narzisst natürlich in keinster Weise ertragen, da er sich aufgrund seines idealisierten Selbstbildes immer für grandios, überragend, perfekt und fehlerfrei ansieht. Nun setzen die psychischen Verarbeitungs- und Abwehrmechanismen eines Narzissten ein. Er beschuldigt, kritisiert, projiziert und entwertet den anderen, der es wagte, ihn zu bewerten oder einzuschätzen. Unter all den Abwehrschichten spürt er irgendwo das alte Schamgefühl, doch ist ein Narzisst völlig außer Stande, mit diesem Gefühl adäquat umzugehen. Er setzt alles daran, dass es nicht „entdeckt“ wird.

Zusammengefasst: Hochsensible und Narzissten haben oftmals ein ähnlich begründetes Schamgefühl aus der Kindheit, doch gelingt es dem Hochsensiblen aufgrund seiner Empathie und Selbstreflexion damit meist konstruktiv und eigenverantwortlich umzugehen, während ein Narzisst sich sofort in seiner ganzen Identität angegriffen fühlt und deshalb zu destruktiven, verteidigenden und manipulativen Methoden greift, um diese narzisstische Scham für ihn irgendwie erträglich zu machen.

3. Egozentrik (Selbstliebe)

Im hochsensiblen Kontext:

Zunächst einmal ist es wichtig, hier genau zwischen Egozentrik und einer gesunden und absolut notwendigen Selbstliebe zu unterscheiden. Wenn wir geboren werden, sind wir als Säuglinge alle egozentrisch, man könnte auch sagen narzisstisch, veranlagt. Ein Kleinkind kann gar nicht anders, als seine Umwelt aus einer rein egozentrischen Perspektive heraus zu betrachten. Seine Gehirnentwicklung lässt in diesem frühen Reifungsstadium keine andere Perspektive zu, als sich selbst als den Mittelpunkt der Welt zu sehen. Das Kleinkind ist nicht in der Lage, sich in die Perspektive eines anderen hineinzuversetzen. Es ist selbstsüchtig und das ist auch gut so, zumindest in dieser Phase der Persönlichkeitsentwicklung!

Verläuft die weitere Entwicklung normal, sprich, ohne gravierende Vernachlässigungen und Störungen, erweitert sich die Perspektive des Kindes auf sein Umfeld. Sein Verständnis, wer er ist, erweitert sich von der rein egozentrischen Sicht auf seine Familie, Spielkameraden, Verein, Freunde, etc. Man könnte diese erweiterte Wahrnehmung des Menschen auch eine ethnozentrische Sicht nennen. Geht die Entwicklung des Menschen weiter voran, springt sein Verständnis und seine Wahrnehmung auf die nächst höhere Entwicklungsstufe: eine weltzentrische Sicht. Er sieht nicht nur sich selbst, seine nächste Umgebung, sondern fühlt ein Verantwortungsgefühl für den ganzen Planeten, die Welt. Diese Sicht kann sich zum Beispiel durch Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Konsumreduktion oder einer Ernährungsumstellung ausdrücken.

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Für unsere Betrachtung ist es wichtig festzuhalten, dass eine ausgeprägte Egozentrik in einer frühen Phase unserer Entwicklung absolut richtig und wichtig ist. Doch was passiert, wenn wir in dieser Entwicklungsphase massive Beeinträchtigungen erleben, indem uns zum Beispiel von unseren Bezugspersonen nicht gestattet wurde, unsere Egozentrik auszuleben oder uns massive Schuldgefühle vermittelt wurden, sobald wir unsere kindlichen Bedürfnisse anmeldeten, uns dafür einsetzten? Nun, dann erlebt unsere Ich-Entwicklung erhebliche Einschränkungen. Ein Teil unserer Persönlichkeit bleibt regelrecht auf dieser Entwicklungsstufe stehen, und wartet fortan aus dieser Sackgasse befreit zu werden. In späteren Jahren sind wir zwar erwachsene Menschen, aber in einem Teil unserer Identität, der meist verdrängt wurde, lebt diese (ungelebte) kindliche Egozentrik weiter. Das ist der Grund, warum sich erfolgreiche und scheinbar selbstbewusste Menschen, oder auch der Lebenspartner, innerhalb von Sekunden in wutschäumende, cholerische, infantile Personen verwandeln können. Hier meldet sich das innere Kleinkind, das nun endlich seine nicht erlaubte Wut und Egozentrik aus den frühen Kindheitstagen ausleben möchte. Der Autor Veit Lindau* schreibt dazu: „Wer in seiner Kindheit kein gesundes Ego aufbauen konnte, steht als Erwachsener entweder auf Kriegsfuß mit seinen Bedürfnissen oder er kennt sie gar nicht.“

Aus meiner Wahrnehmung heraus, auch aus meiner eigenen Biographie, setzt hier genau das Problem von uns Hochsensible an. Viele von uns erlebten nämlich grobe Vernachlässigungen elementarer Grundbedürfnisse, angenommen zu werden in unserer Andersartigkeit (Ruhig, sensibel, zurückgezogen) als hochsensible Kinder. Wir konnten kein gesundes Ego aufbauen und deshalb müssen wir als Erwachsene erst wieder lernen, unsere elementaren Bedürfnisse wahrnehmen und kommunizieren zu können.

Das Erforschen und Ausdrücken der eigenen Bedürfnisse und auch Werte, hat rein gar nichts mit Egozentrik zu tun! Eher mit einem Ausdruck von gesunder Selbstliebe oder Egoismus. Doch sollten wir bei diesem Erforschen und Ausleben unserer Bedürfnisse sehr achtsam vorgehen. Veit Lindau* schreibt dazu weiter: „Um eine angeknackste Egozentrik zu kurieren, ohne deine Umgebung massiv zu belasten, brauchst du Bewusstheit, Kommunikation und Humor. Die Intelligenz des Lebens strebt nach Ausgleich und Heilung. Solange bestimmte Aspekte deiner Persönlichkeit unerlöst in den Kreisläufen deiner Vergangenheit parken, werden sie deine vertrauten Beziehungen immer wieder nutzen, um sich zu zeigen. Die Kunst liegt darin, diese Aspekte deines Wesens nach und nach zu erlösen, ohne ihnen dabei das ganze Spielfeld zu überlassen.“

Selbstliebe im positiven Sinne bedeutet, dich in deinem Wesen radikal kennenzulernen: deine Bedürfnisse, Werte, Wünsche, Träume, Tugenden, Ängste, Zweifel, Emotionen, Visionen. Mit diesem Erkennen wirst du unabhängiger von außen herangetragener Anerkennung, Lob und Tadel. Du weißt, wer du bist, was du willst und wie du es erreichst. Ein weiterer Ausdruck von einer wachsenden Selbstliebe besteht darin, dass du gelernt hast, deinem Umfeld gegenüber ehrlich und genau zu kommunizieren, was gerade in dir abläuft, indem du zum Beispiel deinem Partner offen anvertraust, dass du heute im Büro runter gemacht wurdest und nun gerne in den Arm genommen werden möchtest.

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Der entscheidende Unterschied zu einer zügellosen (infantilen) Egozentrik besteht aus meiner Sicht darin, dass du deine Vergangenheit und deinen Wunden bedingungslos anerkennst. Im Gegensatz dazu lebt ein Egozentriker quasi völlig ungezügelt, unverantwortlich und unreflektiert seinen nicht gelebten Egoismus aus frühen Kindheitstagen an seinem Umfeld aus – und tyrannisiert es dadurch maßgeblich.

 

Im narzisstischen Kontext:

Womit wir bei der Egozentrik und Selbstdarstellung eines narzisstisch geprägten Menschen wären. Einem Narzissten geht nämlich diese Eigenverantwortung, Mitgefühl und Reflexion völlig abhanden. Die Vernachlässigungen in dem oben skizzierten Kindheitsstadium waren so massiv, dass er den Schmerz der nicht erhaltenen Zuwendung und Liebe als Kleinkind nicht mehr ertragen konnte und deshalb seine Psyche als Schutzfunktion diesen Anteil aus seiner Wahrnehmung verdrängte. Doch wie wir aus der Psychoanalyse wissen, ist dieser abgetrennte Persönlichkeitsanteil nicht aus der Psyche verschwunden, sondern schlummert im Unbewussten weiter, quasi im Keller der Seele.

self-love-geralt-pixabayDer Selbstwert wurde derart deformiert, dass ein Narzisst nicht mehr in der Lage ist, sich die benötigte Anerkennung und Wertschätzung selber zu geben. Von nun an benötigt er ständig Lob, Aufmerksamkeit und Anerkennung von außen, weil er nur dadurch so etwas wie ein Selbstwertgefühl verspürt – nur eben ein völlig verzerrtes. Dadurch identifiziert er sich immer mehr mit diesem falschen (äußeren) Bild von sich selbst, und entfernt sich zusehends von seinem wahren Kern, der ja mit unermesslichen Schmerz verbunden ist. Aus dieser narzisstischen Egozentrik heraus resultiert auch die ständige Entwertung von anderen, da ein narzisstisch verwundeter Mensch dadurch betonen möchte, wie bewundernswert und großartig er selbst ist. Dieses Gefühl benötigt er wie das täglich Brot, um sich „gut“ bzw. wertvoll zu fühlen.

Nach dem Motto „Angriff ist besser als Verteidigung“ versucht ein Mensch mit einer narzisstischen Egozentrik andauernd „Präventivschläge“ zu setzen, um andere zu verletzen, bevor er selbst verletzt wird. Die Angst vor Verletzung ist seine treibende Kraft. Sie erinnert ihn unbewusst an seine Ohnmacht aus Kindheitstagen. Deshalb erniedrigt und verletzt er lieber andere, weil ihm das zum einem ein Gefühl von Macht und Wert gibt, und zum anderen versucht er damit seine innere Leere zu überdecken. Diese Leere, dieses Sichtbarwerden eines inneren Vakuums, davor fürchtet sich ein narzisstisch verwundeter Mensch am meisten.

Zusammengefasst: Selbstliebe bedeutet, dass du ein radikales JA zu dir als gesamte Persönlichkeit mit allen Licht- und Schattenseiten sagen kannst. Du bist in der Lage für dich und deine elementaren Bedürfnisse selbst zu sorgen, und erwartest dies nicht zwangsläufig von deinem Umfeld. Du spürst in dir eine starke innere Wurzel des Selbstwertes, die an ruhigen und stürmischen Tagen standhält. Diese Wurzel wiederzuentdecken und zu festigen, ist die Aufgabe von vielen hochsensiblen Menschen. Es ist ein Ausdruck von gesunder Selbstfürsorge und gleichzeitig ein Ausdruck von Verantwortung und Bewusstheit dafür dein Umfeld nicht verantwortlich zu machen. Genau dies macht aber ein ausgeprägter Narzisst (Egozentriker). Nach außen gibt es sich gern selbstbewusst, schlagfertig und cool. Er sucht gerne und oft den Mittelpunkt. Hinter diesem Auftreten (Maske) steckt aber kein gefestigter Wert. Er macht sein Umfeld für seine unerfüllten Bedürfnisse, Schmerzen und Wunden verantwortlich. Aufgrund eines verzerrten Selbstbildes überhöht er sich ständig selbst und erwartet ständige Bestätigung und Aufmerksamkeit von außen. Bleibt diese aus, reagiert er cholerisch, wütend und abwertend. Im Grunde stampft hier ein wütendes kleines Kind mit den Füßen auf dem Boden, und möchte endlich gesehen und gehört werden, was ihm in der dafür vorgesehenen Entwicklungsphase leider völlig verwehrt blieb.

Fazit

Ich beschäftige mich nun seit August diesen Jahres intensiv mit dem Thema Narzissmus. Im weitesten Sinne damit einhergehend mit der Bedeutung von Selbstliebe, Verantwortung und Mitgefühl. Ausgangspunkt für meine Forschungen war die Beobachtung, dass es im Internet unzählige Foren und Plattformen von „Opfern“ einer narzisstischen Persönlichkeit gibt. Neben dem Interesse an dem Erforschen meiner eigenen narzisstischen Anteile. Oftmals war mir diese Sicht aber zu einseitig. Wie so oft, wollte ich so unvoreingenommen wie möglich ein Thema von mehreren Seiten (Perspektiven) betrachten. Es war kein leichtes Unterfangen bis hierher. Doch spürte ich eine starke intrinsische Motivation, mich intensiv mit dieser Thematik auseinanderzusetzen.

In einem Artikel auf narzissmus.net wurde die etwas provokante Frage gestellt, ob es sich bei den „Tätern“ wirklich um einen pathologischen Narzissten handelt oder einfach nur um ein Arschloch?! Auch ihm ist aufgefallen, dass die Anzahl der vermutlich betroffenen Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung deutlich geringer ist als die Anzahl der sogenannten „Opfer“. Er stellt dann die kritische Frage, ob es sich bei den „Partnern“ einer narzisstischen Persönlichkeit nicht oftmals selbst um bedürftige Personen handelt, zum Beispiel in Form einer Co-Abhängigkeit, weil er es für unmöglich hält, dass man als gesunder (gefestigter) Mensch solange mit einem Persönlichkeitsgestörten Menschen, wie einem Narzissten, in einer Beziehung bleibt.

Ich kann und will mir darüber kein abschließendes Urteil erlauben. Aus zahlreichen Erfahrungsberichten weiß ich, wie perfide und geschickt ein Narzisst sein Masken- und Manipulationsspiel aufrecht erhalten kann. Wahr ist sicherlich aber auch, dass zu einer Partnerschaft immer zwei gehören und dass eine Anziehung immer mit eigenen Anteilen zu tun hat. Vielleicht liegt die „Wahrheit“ irgendwo in der Mitte dieser Aussagen? Ich weiß es nicht!

Der Blogger David Mitzkat schrieb einen sehr fundierten und reflektierten Artikel über den Zusammenhang von Hochsensibilität und Narzissmus. In dem Artikel stellt er die interessante Frage, ob Hochsensible auch Narzissten sein können? Seine Antwort: „Instinktiv würden wahrscheinlich viele erstmal mit nein antworten. Das ist verständlich, da man Hochsensibilität unter anderem oftmals mit Empathie assoziiert, und wir oben festgehalten haben, dass sich eben sich Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung eben durch einen Mangel oder sogar Abwesenheit von Empathie auszeichnen. Nichtsdestotrotz können natürlich auch HSP in ihrer Kindheit derartig traumatisiert werden dass sie einen sogenannten kompensatorischen Narzissmus entwickeln. Viele der HSP-typischen Eigenschaften wie die Reizempfindlichkeit und sogar die Unsicherheit bleiben bestehen, werden aber konstant bekämpft und unterdrückt und durch  gegensätzliches Verhalten gegenkompensiert. Man ist immer noch hochsensitiv und auch narzisstisch, aber eben nicht auf die gleiche Weise wie beim oben beschriebenen Bild des malignen Narzissmus.“

Davids reflektierte Herangehensweise gefällt mir. Und deckt sich mit meiner Einschätzung und Erfahrung. Wenn ich eines gelernt habe seit August, dann dieses: Es gibt nicht den einen Narzissmus. Es gibt verschiedene Typen und Ausprägungen von Narzissmus, die von normalen bis zu anti bzw. dissozialen Persönlichkeitsmerkmalen reichen. Und genauso so schätze ich es auch bei uns Hochsensiblen ein. Aufgrund von erlebten Vernachlässigungen unserer hochsensiblen Ader können wir zwar ähnliche Charaktermerkmale (Kränkbarkeit, Scham, Egozentrik) wie Narzissten entwickeln, ja durchaus auch narzisstische Anteile in uns tragen, was aber noch lange nicht bedeutet, dass wir dadurch zu einer antisozialen und destruktiven narzisstischen Persönlichkeit werden.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es Narzissten gibt, die sich als weitere Maskerade das Etikett „Hochsensibilität“ umhängen! Genauso kann es aber auch sein, dass es Hochsensible gibt, die sich zu sehr mit den Charaktereigenschaften eines Narzissten vergleichen, wobei es wohl mehr darum gehen würde, sich und seine Veranlagung mehr anzunehmen!

Letztlich kann diese Frage nur jeder für sich selbst beantworten. Wie des Öfteren schon erwähnt, plädiere ich immer wieder dazu, ehrlich mit sich selbst zu sein – mit seiner Anlage, Stärken und etwaigen Störungen – und sich mit jedem dieser Bereiche entsprechend auseinanderzusetzen.

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Trotzdem glaube ich, dass es einige  universell gültige Prinzipien gibt. Eines dieser Prinzipien ist ein radikales JA zu dir selbst – ohne dabei sofort Angst vor Selbstverliebtheit und Egoismus zu haben. Egoismus ist rücksichtslos. Selbstliebe nimmt Rücksicht. Veit Lindau beschreibt dieses JA sehr treffend mit diesen Worten: „Ein Ja! zu dir in dieser Radikalität ist ein revolutionärer Akt. Du stehst ab jetzt für bestimmte Spiele – privat, beruflich, gesellschaftlich – nicht mehr zur Verfügung. Du erlaubst dir, frei und groß zu denken. Du hast es nicht mehr nötig, dich für Anerkennung von außen zu verbiegen. Du jagst nicht mehr wie ein dummer Esel automatisch jeder Karotte hinterher, die dir andere vor die Nase hängen oder du selbst. Du lässt immer mehr los, was dich schwächt, und tust immer mehr von dem, was dich stärkt.“

Diese Selbstliebe ist aus meiner Überzeugung der Schlüssel zu allem: deiner Arbeit, deinen Beziehungen, deiner Sexualität, deinen Werten, deiner Freiheit und deinem Wirken in der Welt. Menschen, die sich radikal selbst annehmen und lieben, verschenken sich von ganz alleine. Sie sind mit sich im Reinen und schauen über den eigenen Tellerrand. Sie versprühen eine subtile Liebe und Verantwortung für alles Lebendige. Für das Leben. Sie wissen, was für sie wertvoll ist und sind dadurch weniger manipulierbar von außen: egal ob es sich dabei um den Partner, dem Chef oder einem charismatischen Politiker handelt. Ich bin davon überzeugt, dass diese radikale Selbstliebe und Verantwortung  im Zeitalter des Populismus, der Zerstreuung und der Individualisierung für jeden Einzelnen und für uns alle immer wichtiger wird.

Wie bist du bisher mit Kränkungen, Scham und Selbstliebe umgegangen?
Welchen Beitrag möchtest du leisten, um das Wahre, Gute und Schöne weiter in die Welt zu tragen?

 

 

 

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Buchempfehlungen:
Ulrike Hensel: Mit viel Feingefühl – Junfermann Verlag*
Veit Lindau: Heirate Dich selbst – Kailash Verlag*

Quellennachweis:
www.hspdeutschland.com
www.narzissmus.net
www.umgang-mit-narzissten.de
www.umgang-mit-narzissten.de/arten-des-narzissmus

www.hochsensibel-test.de
www.prozessbegleitung.com
www.medizin-im-text.de

Bilder:
joshua clay by unsplash.com
scott webb by unsplash.com
quimono by pixabay.com
geralt by pixabay.com
ryanmcguire by pixabay.com
mintchipdesigns by pixabay.com

Erstveröffentlichung am 27.11.2016 auf simplyfeelit.de

 

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Oliver Domröse

Fotoimpressionen: Wanderurlaub im Montafon (Vorarlberg) inkl. erster Gipfelbesteigung

Hast du schon einmal auf einem Berggipfel gestanden?

Ende Oktober zog es mich ein weiteres Mal in die Berge. Nachdem ich im August diesen Jahres schon einmal zum Wandern ins Montafon gefahren bin, wollte ich in diesem Jahr noch einmal diese Ruhe und Abgeschiedenheit genießen. Wieder war die Gauenhütte der DAV Sektion Konstanz auf 1.235 Meter mein Basislager für dieses 4-tägige Abenteuer. Von der Hütte aus hat man einen herrlichen Ausblick auf den Sulzfluh und die drei Türme, Teile der Rätikon-Gebirgsgruppe.

Wie schon des Öfteren erwähnt, liebe ich die Natur. Wie viele Hochsensible. Nirgends besser können wir auftanken, abschalten, loslassen, uns von den vielen Eindrücken, Gedanken und Reizen des Alltags erholen.

Wieder hatte ich richtig Glück mit dem Wetter. An beiden Wandertagen herrschte herrliches Herbstwetter, mit strahlendem Sonnenschein und blauen Himmel. Aufgrund meiner ersten Wanderung im August diesen Jahres, hatte ich schon ein wenig Erfahrung in den Bergen. Außerdem erweiterte ich seitdem meine Ausrüstung. Ich kaufte mir einen funktionellen Wanderrucksack für Tagestouren*, sowie stabile und Höhenverstellbare Trekkingstöcke*.

Am ersten Tag wanderte ich den steilen Anstieg auf die Alpilaalpe (1.686 Meter) hinauf. Von dort aus ging es weiter zum dem beeindruckenden Tobelsee, einem Bergsee auf 2.048 Meter Höhe. Von dort aus wollte ich eigentlich weiter auf den Schwarzhornsattel und dann weiter zur Tilisunahütte. Ein längeres vereistes Stück direkt auf dem Bergwanderweg in Höhe des Tobelsees zwang mich jedoch zur Umkehr. Ich wollte kein Risiko eingehen. So stieg ich über den anspruchsvollen Bilkengrat wieder hinab zur Lindauerhütte und von dort aus zurück zur Gauenhütte. Nach Einbruch der Dunkelheit traf ich dort wieder ein.

Am zweiten Tag wollte ich mich weiter steigern. Wieder lachte die Sonne vom Himmel. Optimale Bedingungen. Dieser Tag sollte ein absolutes Highlight bereit halten. Zunächst stieg ich wieder Richtung Lindauerhütte auf, die um diese Jahreszeit allerdings schon geschlossen ist. Auf der Bank vor der Hütte stärkte ich mich, um bei Kräften zu sein für meine heutige Königsetappe. Ich wollte hinauf auf meinen ersten Gipfel: die Geißspitze auf 2.334 Meter.

Etwas ehrfürchtig schaute ich den Berghang rechts von mir hinauf. Ja, mir war mulmig zumute, weil ich nicht wusste, was mich dort oben erwartet, ob ich es schaffen würde. Über sanfte Bergwiesen schlängelte sich der Geißspitzsteig immer weiter nach oben. Dass Gipfelkreuz sah ich erst wenige Meter vor dem Gipfel. Ich ließ mir Zeit und legte immer wieder kleine Pausen ein. Und dann war es soweit: Gegen 14.15 erreichte ich das Gipfelkreuz auf 2.334 Metern. Was für ein magischer und erhabener Moment! Und was für ein Ausblick. Auf dem Gipfel traf ich ein Ehepaar. Sie kamen gerade von der anderen Seite. Als ich Schneereste auf der gegenüberliegenden Kammseite entdeckte, wurde ich etwas unruhig. Der Mann gab allerdings Entwarnung, „diese wären nicht direkt auf dem Pfad, alles kein Problem.“ Nach einigen Gipfelfotos und einer weiteren Stärkung ging ich es an. Das erste Mal in meinem Leben wanderte ich ganz alleine auf einem schmalen Berggrat, wo jeder Schritt zählt. An manchen Stellen musste ich die Hände mit zur Hilfe nehmen. Adrenalin durchströmte meinen Körper, es herrschte höchste Konzentration. Am Kreuzjoch stieg ich vom Bergrücken zur Latschätzalpe (1.733) ab, und wanderte von dort durch den Ronnawald zurück ins Gauertal zu meiner Hütte.

Für manche mag das Folgende zu philosophisch klingen. Trotzdem möchte ich hier meine inneren Eindrücke mit dir teilen. Auf dem Rückweg über den schmalen Berggrat spürte ich eine Präsenz, wie noch nie in meinem Leben. Ich wusste, dass jeder unkonzentrierter Schritt mein letzter sein könnte. Ich wanderte auf dieser Höhe sprichwörtlich durch meine Ängste hindurch: Angst es nicht zu schaffen, Angst vor der Höhe, in Panik zu geraten, den Weg nicht zu finden, abzurutschen, in die Dunkelheit zu geraten. Mit jedem gemeisterten Schritt spürte ich aber auch ein größeres Vertrauen in mir. Immer mehr stellte sich in dieser absoluten Stille ein kaum beschreibbares Gefühl von Glück ein, glücklich am Leben zu sein, mit der nackten Existenz konfrontiert zu sein, das alles hier gerade erleben zu dürfen. Alles Unnötige fiel ab. Am Kreuzjoch, nachdem ich die schwierigsten Stellen gemeistert hatte, blieb ich mit wild schlagenden Herzen und feuchten Augen stehen, schaute auf den zurückgelegten Weg, der sich im Glanz der Nachmittagssonne spiegelte. Bei diesem Anblick stieg in mir die Frage auf: Was zählt wirklich?

Als ich nach dem Abstieg durch den dunklen Ronnawald, völlig verschwitzt und erschöpft den klaren Sternenhimmel über mir erblickte, spürte ich eine Lebensfreude wie seit langem nicht. Ich hatte es geschafft – und eine weitere innere Grenze überschritten.

Für die Planung und Durchführung dieser Wanderung verwendete ich wieder den Rother Wanderführer Montafon* sowie die Kompass Wanderkarte Montafon* (Maßstab 1: 25.000).

Mein Wanderurlaub in Bildern. Viel Spaß!

Wann warst du das letzte Mal in den Bergen?

 

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Tag 1: Blick ins Tal

Tag 1: Blick ins Gauertal

Tag 1: Der wunderschöne Tobelsee (2.083)

Tag 1: Der wunderschöne Tobelsee (2.048 Meter)

Tag 1: Tobelsee

Tag 1: Tobelsee

Tag 1: Eis auf dem Bergpfad am Tobelsee. Manch einer wäre weitergegangen, mir war es als Neuling zu heikel

Tag 1: Eis auf dem Bergpfad am Tobelsee. Manch einer wäre weitergegangen, mir war es als Neuling zu heikel

Tag 1: Dafür sah ich auf der neuen Route am Bilkengrat Bergziegen

Tag 1: Dafür sah ich auf der neuen Route am Bilkengrat Bergziegen

Tag 1: Rast am Bilkengrat

Tag 1: Rast am Bilkengrat

Tag 2: Auf gehts zu meinem ersten Gipfel :)

Tag 2: Auf gehts zu meinem ersten Gipfelglück ⯑

Tag 2: Über sanfte Wiesen auf zum Gipfelsturm!

Tag 2: Über sanfte Wiesen auf zum Gipfelsturm!

Tag 2: Das Kreuz in Sicht - noch wenige Meter bis zum Gipfel

Tag 2: Das Kreuz in Sicht – nur noch wenige Meter bis zum Gipfel

Tag 2: Geschafft! Mein erster Gipfel!

Tag 2: Geschafft! Mein erster Berggipfel!

Tag 2: Geißspitze: 2.334 Meter

Tag 2: Geißspitz: 2.334 Meter über dem Meeresspiegel

Tag 2: Blick von der Geißspitze

Tag 2: Blick von der Geißspitze ins Tal

Tag 2: Blick auf meinem Rückweg über diesen Bergrücken (Golmer Höhenweg)

Tag 2: Blick auf den Rückweg: Da soll ich rüber gehen?! (Golmer Höhenweg)

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Tag 2: Blick zurück auf die Geißspitze (Golmer Höhenweg)

Tag 2: Meine Trekkingstöcke möchte ich nicht mehr missen

Tag 2: Meine Trekkingstöcke möchte ich in den Bergen nicht mehr missen

Tag 2: Blick vom Golmerhöhenweg auf die gegenüberliegenden Berge!

Tag 2: Blick vom Golmerhöhenweg auf die andere Talseite

Tag 2: Blick vom Kreuzjoch auf den überquerten Bergkamm. Ich kann's kaum glauben, dass ich darüber gegangen bin.

Tag 2: Blick vom Kreuzjoch auf die Geißspitze (links). Ich kann’s kaum glauben, dass ich darüber gegangen bin.

Erstveröffentlichung am 20.11.2016 auf simplyfeelit.de

 

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Oliver Domröse

Warum Politik besonders anfällig für Narzissmus und Egozentrik ist – und was jeder von uns dagegen tun kann

„Entwicklung beinhaltet also zu einem erheblichen Maße abnehmenden Narzissmus und wachsendes Bewusstsein – oder die Fähigkeit, andere Menschen, Orte und Dinge zu berücksichtigen und somit jedem Fürsorge zukommen zu lassen.“

(Ken Wilber)

3-teilige Serie. Teil I: Politik

Die anhaltenden Resonanzen auf meine beiden bisherigen Narzissmus-Artikel zeigen mir, wieviel Zündstoff, aber auch weiteres Potenzial in dem Thema steckt. Narzissmus, in all seinen Schattierungen und Ausprägungen, ist ein Thema unserer Zeit, wie wir zuletzt an der US-Präsidentenwahl sehen konnten.

Durch meine Arbeit bin ich mit einigen neuen Leuten in Kontakt gekommen, die sich ebenfalls intensiv mit Narzissmus auseinandersetzen, wie zum Beispiel Mauro, der seit vier Monaten sehr erfolgreich eine Facebook-Seite über Narzissmus und Bindungsangst betreibt.  Nach dem Lesen meines Artikels sendete mir eine Leserin einen Diskurs über die Merkmale von Hochsensiblen im Vergleich zum Verhalten von Narzissten zu. In der Sauna fiel mir im Ruheraum zufällig ein gut recherchierter Narzissmus-Artikel im Spiegel in die Hände. Das Thema Narzissmus scheint weiterhin in meinen bewussten und unbewussten Wahrnehmungsfiltern verankert zu sein, deshalb kommen wohl all diese Artikel und Leute auf mich zu.

Im heutigen Beitrag soll es aber um etwas anderes gehen. Nachdem ich im ersten Artikel die Ursachen und Merkmale einer narzisstischen Persönlichkeit aufgezeigt habe, im zweiten über die Anziehung von Hochsensiblen auf Narzissten sprach, möchte ich heute Wirkungsbereiche aufzeigen, in denen narzisstisch geprägte Menschen sehr oft anzutreffen sind und in denen sie besonders gut ihre Charakterzüge ausleben können. Nachdem ich erkannt habe, wie umfangreich dieser Artikel werden würde, habe ich mich dazu entschlossen, eine Mini-Serie zu starten, was gleichzeitig auch zu einer besseren thematischen Abgrenzung und damit Lesbarkeit und Verständlichkeit führt.

Man könnte diese Bereiche auch als die perfekten Spielwiesen für ausgeprägte Narzissten bezeichnen. Überall dort, wo es um Macht, Kontrolle, Selbstdarstellung und Inszenierung geht fühlen sich narzisstisch geprägte Menschen besonders wohl. Dies kann zum Beispiel an der Börse, in Banken und Versicherungen, in DAX-Unternehmen, in der Schauspielerei oder ganz profan auf eine der zahlreichen Online-Dating-Apps sein.

Ich möchte mich aber in dieser Serie auf drei Kernbereiche konzentrieren, weil ich diese als besonders wichtig erachte. Diese drei Bereiche, um die es in den folgenden drei Artikeln gehen wird, sind: Politik, Spiritualität und alternative Medien (inkl. Verschwörungstheorien).

Dazu zwei Vorbemerkungen:

1) Ich sage nicht, dass durch die Bank alle Menschen, die sich in diesen drei Bereichen bewegen, ausgeprägte narzisstische Persönlichkeiten sind. Wie so oft, kommt es auf das rechte Maß an. Einen gewissen Grad an narzisstischen Tendenzen braucht und hat jeder von uns, um seinen Selbstwert regulieren zu können, seine Bedürfnisse und Wünsche kommunizieren zu können, eine Meinung zu haben (und zu vertreten), sich wohl in seiner Haut zu fühlen etc. Man könnte es auch einen gesunden Egoismus nennen. Diesen Unterschied zu betonen, zwischen einem ausgeprägten, pathologischen Narzissmus und dem eines gesunden Egoismus, ist mir, wie in all meinen vorherigen Artikeln auch, besonders wichtig. Wenn ich im Folgenden also von Narzissmus oder einem Narzissten spreche, meine ich damit ausschließlich eine narzisstische Persönlichkeit. In allen anderen Fällen, wenn ich zum Beispiel von starker Egozentrik oder Ich-Bezogenheit spreche, meine ich das auch so und meine dabei eben nicht sofort einen pathologischen (behandlungsbedürftigen) Narzissmus.

2) „Narzissten, das sind immer die anderen“, lautet der letzte Satz aus dem erwähnten Spiegel-Artikel. Wenn ich im Zuge einer intensiven Schattenarbeit und Selbsterkenntnis meine eigenen narzisstischen Tendenzen nicht erkannt hätte, könnte ich, so bin ich mir mittlerweile sicher, nicht so reflektiert und ausführlich über das Thema in seiner ganzen Breite schreiben. Also ja, ich besitze auch narzisstische Tendenzen, aber eben nicht nur, und vor allem nicht in einem pathologischen und unreflektierten Sinne. (Falls Leser, Psychologen oder Professoren anderer Meinung sind, dürfen sie sich umgehend bei mir melden)

Rufen wir uns zur Einführung noch einmal die wesentlichen Charaktermerkmale einer narzisstischen Persönlichkeit vor Augen:

  • übertriebene Selbstbezogenheit/Egozentrik
  • ausgeprägte Kränkbarkeit
  • Unfähig zu verzeihen
  • ein unersättliches Bedürfnis nach Anerkennung und Bewunderung
  • ein – zumindest zeitweise – ins Grandiose tendierendes Selbstbild
  • starke Schwankungen zwischen Idealisierung und Entwertung anderer
  • Kontrollbedürfnisse und Machtstreben
  • Vollkommene Kritikunfähigkeit
  • Angst vor Scham, Abhängigkeit, Trennung, Alleinsein, Abschied
  • Erschaffung einer alternativen (eigenen) Realität, in der sich alles nur um das eigene Selbst dreht (dessen Wichtigkeit, Herrlichkeit, Richtigkeit und Unfehlbarkeit)
  • Ausbeuterisches Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen (Beziehungen werden ausschließlich als Mittel zum Zweck angesehen, das gegenüber eher als ein Objekt als ein Individuum mit eigenen Gefühlen, Werten etc.)
  • Ausgeprägter Mangel an Einfühlungsvermögen (nicht in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen, andere Meinungen, Gefühle, Werte, Sichtweisen anzuerkennen)
  • ein empfindlich gestörtes Selbstwertgefühl als tieferliegende Wunde, zu deren Behandlung die o.g. Bestrebungen, Abwehrmechanismen, Bedürfnisse dienen.

 

Warum Politik die ideale Spielwiese für Narzissten ist

Es mag nicht verwundern, dass ich mit diesem Bereich beginne. Nicht nach dieser Woche, als Donald Trump zum nächsten Präsidenten der USA gewählt wurde. Wer heutzutage ein Spitzenpolitiker sein möchte, muss viel einstecken können: Kritik, Anfeindungen, Neid, Hass, Beschuldigungen, Verleumdungen. Er muss aber auch gut austeilen können, um in einem demokratischen Prozess für seine politische Überzeugung  zu werben. Dazu gehört leider auch, den politischen Gegner persönlich anzugreifen, zum Teil regelrecht zu entwerten, unter die Gürtellinie zu gehen. Erst recht im Wahlkampf. Wer am lautesten brüllt, wird am meisten gehört, lautet die Devise.

Zweifelsohne braucht man heutzutage für das politische Tagesgeschäft ein gehöriges Maß an gesunden und ausgeprägtem Selbstwertgefühl, mit der dazugehörigen Fähigkeit, sich durchzusetzen und auch Meinungen gegen viel Gegenwind zu verteidigen. Auch Fakten etwas zu „verbiegen“. In diesem Interview deutet der renommierte Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz an, dass Politik das ideale Spielfeld für das starke Geltungsbedürfnis eines Narzissten ist und dass politische Amt in erster Linie der seelischen Stabilisierung dient. Aus meiner Sicht wäre es allerdings eine zu große Verallgemeinerung und pauschale Verurteilung, per se alle Politiker als narzisstisch gestört zu bezeichnen. Trotzdem ist es so, dass Narzissmus und Macht eng miteinander verknüpft sind, wie es der Psychoanalytiker Hans-Jürgen Wirth in diesem Interview genau beschreibt: „Narzisstische Persönlichkeiten streben nach Macht, weil sie auf diese Art und Weise andere Menschen veranlassen oder in gewisser Weise auch zwingen können, ihnen Anerkennung zu geben. Narzissten wollen bewundert werden. Und wenn sie Macht haben, dann können sie sich sozusagen diese Anerkennung und Bewunderung von anderen Menschen kaufen. Und deswegen sind Macht und Narzissmus sehr eng miteinander gekoppelt.“ In der Politik kann man sehr viel Macht erlangen.

Gleichzeitig behauptet Wirth aber nicht, dass alle Politiker von vornherein pathologische Narzissten sind: „Ich glaube, man muss unterscheiden zwischen einem gesunden Narzissmus im Sinne von einem gesunden Selbstwertgefühl und einem pathologischen, krankhaften Narzissmus, der übersteigert ist. Jeder Mensch muss ein Selbstwertgefühl entwickeln. Das kann mehr oder weniger gut sein und kann auch Schwankungen unterliegen. (..) Und wenn man wichtige Positionen in der Wirtschaft, in der Gesellschaft oder in der Politik erreichen will, dann sind ein gesundes Selbstwertgefühl und auch der Wunsch, sich durchzusetzen, natürlich sehr hilfreich.“ Er differenziert, was ich sehr begrüße, und ebenfalls in all meinen Arbeiten versuche. Bei Donald Trump hingegen kommt Wirth zu einem anderen Schluss: „Aber bei Trump ist es eben ganz ausgeprägt, eine krankhafte, übersteigerte Form des Sich-Selbst-Wichtig-Nehmens.“

Was  im Vorfeld der US-Wahl ablief, sprengte jedes Maß an politischer Fairness und menschlichem Umgang. Noch nie habe ich solch eine Schlammschlacht und Entwertung des politischen Gegners miterlebt. Vor dem dritten TV-Duell wollte Trump Clinton zum Drogentest schicken. Als seine Umfragewerte immer weiter in den Kellern gingen, die sexuellen Belästigungsvorwürfe immer zahlreicher wurden, sah sich Trump als Opfer der Medien, „die mit falschen Anschuldigungen und unverhohlenen Lügen die Wahl manipulieren wollen“.

Natürlich kommen wir hierbei auf Trump zu sprechen, bei dem Thema Narzissmus, insbesondere in der Politik, nach diesem Wahlausgang ist es mittlerweile schier unmöglich, dabei an Trump vorbeizukommen. Auf die Frage, welche Merkmale eines Narzissten er bei Trump erkenne, antwortet der bereits erwähnte Psychoanalytiker Wirth: „Die Merkmale sind die übersteigerte Vorstellung von der eigenen Bedeutung. Seine Unfähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen, Empathie zu entwickeln, Mitgefühl. Aber auch seine Neigung zu übertreiben, zu lügen und zu täuschen. Er verhält sich im Grunde wie ein Hochstapler. Und er hat große Schwierigkeiten, auf Kritik an ihm adäquat zu reagieren. Er ist dann sofort gekränkt und schlägt zurück. Das alles sind Merkmale, die bei narzisstischen Persönlichkeiten prägnant auftreten.“

In den USA gibt es schon erste klinische Psychologen, wie George Simon, die Aufzeichnungen von Trumps Reden anfertigen, um sie als Lehrmaterial für Workshops über Narzissmus zu verwenden, „weil er so ein klassischer Fall ist.“ Ein weiterer Psychologe, Dan McAdams, versuchte aufgrund der Analyse von Interviews, Reden und Auftritten aus mehreren Jahrzehnten Trumps Charaktermerkmale in das anerkannte psychologische Schema der Big Five einzuordnen, eine Einordnung in die Felder Neurotizismus, Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit. Ergebnis: Der Wert der Extraversion war extrem hoch, Verträglichkeit ( Einfühlungsvermögen, Altruismus, menschliche Wärme, etc.) dagegen so niedrig, dass er nicht mehr zu messen war, jeglichen Maßstab sprengte.

Bei dieser Skizzierung geht es mir sicherlich nicht um eine politische Befürwortung der anderen Seiten. Über Hillary Clinton als Person und ihrer politischen Leitlinien hätte man streiten können. Deshalb war es eben nicht so, wie von einigen vor der Wahl etwas ratlos behauptet, dass es doch ziemlich egal sein, wen von beiden man wählen würde, weil beide doch „gleich schlimm seien“! Dies sehe und sah ich entschieden anders, wie auch der Autor und Blogger Sascha Lobo vor der Wahl treffend anmerkte. Über eine politische Agenda kann man streiten, über eine narzisstische Persönlichkeitsstruktur, wie offenbar bei Trump, nicht. Und nein, auch wenn das von einigen gerne behauptet wird, ich sah bei Clinton keine so auffällig narzisstisch-pathologischen Verhaltensweisen wie bei Trump. Zumindest keine die über ein „normales“ Maß bei Spitzenpolitikern hinausgeht.

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Resümee und Ausblick

Die Politik mit ihren Machtstrukturen gehört ganz sicher mit zu den beliebtesten Schauplätzen für narzisstisch geprägte Menschen, die gerne im Mittelpunkt stehen, permanente Anerkennung benötigen, Recht behalten möchten, andere Sichtweisen negieren und die ganz banal gesagt, richtig geil auf Macht sind. Trotzdem ist damit nicht gleichbedeutend jeder Politiker ein gefährlicher Narzisst, auch dies sei noch einmal gesagt. Dieser Artikel ist mein erster richtig politischer, der aktiv Stellung zur Tagespolitik nimmt. Wochen vor der Wahl hatte ich ihn zu schreiben begonnen und wollte allgemein auf den Zusammenhang von Politik und Narzissmus hinweisen. Doch nun ist das eingetreten, womit ich nie gerechnet hätte, obgleich ich von dem enormen und berechtigten Frust all der „Abgehängten“ und Politikverdrossenen wusste. Dass ein Hyper-Narzisst das mächtigste Amt der Welt erhält, und damit quasi den insgeheimen Lebens-Traum eines jeden Narzissten lebt: Unbegrenzte Macht (mehr Macht als ein US-Präsident kann ein Mensch derzeit auf Erden nicht erhalten).

So wie es in der USA nur ein zwei Parteiensystem gibt, gibt es nach der Wahl von Trump nur zwei Lager: Für oder gegen ihn. Wenn man sich ein wenig in den sozialen Medien und in der Berichterstattung umsieht, erkennt man relativ schnell, wie emotional aufgeladen diese Debatte ist, wie groß der Hass und die Empörung ist. Die Mainstreammedien reagieren relativ geschockt und fassungslos und suchen nach den Ursachen. Die alternativen Medien feiern dagegen einen kleinen Freudentanz und werfen natürlich den Mainstreammedien vor, zu einseitig und zu negativ über Trump berichtet zu haben. Dort findet man Sätze wie diese:“ Betrachtet man Trump einmal ganz sachlich, scheint er nicht der ungeschickteste zu sein. Ganz gewiss aber braucht er weder Schmiergelder, noch muss er sich mit irgendwelchen Lobbygruppen gut stellen. Der Mann ist im letzten Quartal seines Lebens und dazu noch steinreich. Das er nach dem Motto „Ist der Ruf erst ruiniert..“ lebt, bewies er mehr als einmal durch unverblümte Kommentare.“

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Trump wird offenbar als so etwas wie der „Messias“ des Guten und des einfachen Volkes gefeiert, der nun endlich die Machenschaften der verhaßten Eliten und Bankenlobbygruppen, ja des ganzen politischen Establishment, zerschlägt. Der radikal Altes zerstört, um etwas neues und besseres zu errichten. Ganz sicher gibt es Verstrickungen zwischen Politik und Finanzwelt. Auch viel Ungerechtigkeit. Doch habe ich mehr als meine Zweifel daran, ob ein Mann wie Donald Trump, der durch die Wallstreet erst so richtig groß und reich wurde, der einen ehemaligen Hedgefondmanager zu seinem Finanzminister machen will, der die Bankenregulierung wieder aufheben will, der richtige Mann dafür ist, um dem „kleinen Mann“ wieder mehr Wohlstand, Gehör und Jobs zu verschaffen. Gestern Abend hörte ich die Stimme eines Trumpwählers, der sich nach der Wahl von ihm erhofft, „endlich den Reset-Knopf zu drücken!“. Jedes Beispiel in der Geschichte hat zeigt, dass diejenigen unter den gewählten „Hoffnungsträgern“, die endlich den ersehnten Reset-Knopf drückten, danach ein ganzes Volk in den Abgrund stürzten.

Ehrlich gesagt, bereiten mir solche Aussagen große Magenschmerzen und rufen eine Mischung aus Unverständnis und Ratlosigkeit in mir hervor. Weil ich glaube, dass diese Menschen einem Hochstapler, einem Demagogen, aufgesessen sind und nebenbei bemerkt, an einer Realitätsverzerrung leiden. Dabei geht es mir ganz sicher nicht um Schuldzuweisungen oder Missachtung der Wählerstimme. Es geht mir um das, was ich versucht habe in diesem Artikel aufzuzeigen: Trump ist von seinem tiefsten Kern her eine durchtriebene, skrupellose Persönlichkeit. Er setzt Lügen ein, um seinen eigenen Ziele zu erreichen. Er wertet anders Denkende, Aussehende, Gläubige systematisch ab, um sich selbst damit zu erhöhen. Natürlich ist dies eine „Ferndiagnose“, aber eine, die mittlerweile ziemlich wasserdicht ist, falls man der Einschätzung und Beurteilung von zahlreichen Psychologen noch glauben schenken mag. Und diese Einschätzung, die einen Vergleich mit den Aufstieg anderer Herrscher und autokraten Politikern in unserer Geschichte in nichts nachsteht, bereitet mir gerade große Sorgen. Dass solch ein affektgesteuerter Mensch nun die Befehlsgewalt über die größte Armee und das größte Atomwaffenarsenal der Welt hat.

Hysterie, Angst, Panikmache, Aktionismus, einfache Parolen – all dies hat Trump und viele Populisten vor ihm an die Macht gebracht, und all dies hat den Menschen, die diese Demagogen wählten, noch nie in der Geschichte mehr Wohlstand, Freiheit und Gerechtigkeit gebracht. Die Ernüchterung hat sich meist relativ schnell eingestellt. Alleine darum ging es mir heute und in allen bisherigen Kommentaren: Um das Aufzeigen einer Persönlichkeitsstruktur – die unberechenbar bis gefährlich ist – und nicht um das Sympathisieren irgendeines politischen Lagers!

So hoffe ich das erste Mal, dass ich mich so richtig irre – und alles doch nicht so schlimm wird mit Trump, wie von seinen Anhängern und selbsternannten Propheten schon jetzt orakelt wird. Dass er doch nicht so ein gefährlicher Narzisst ist, dass er mit sich reden lässt, andere Sichtweisen, Meinungen, Perspektiven zulässt und vor allem seine Emotionen und Affekte im Griff hat – allen voran wenn er „getroffen“ wird (Kritik, Terroranschlag etc.)

Trotz alledem gehöre ich nicht zu den Apologeten eines nahenden Weltuntergangs, die derzeit in allen deutschen Leitmedien herumgeistern. Weil dann … dann wäre wirklich alles schon egal! Vernunft, ruhiges Abwägen, sich seiner alten Wunden, Gefühlen und Schmerzen zu stellen, den Dialog suchen, Empathie, Kooperation und Austausch, sich seiner Werte bewusst werden, für was  steht man im Leben, sich einbringen und sich vor allem nicht von einfachen Lösungsparolen auf komplexe Sachverhalte täuschen lassen – all dies sind Dinge, auf die wir uns in diesen Tagen wieder mehr konzentrieren sollten!

Wie geht es dir in diesen Tagen?
Für welche Werte stehst du im Leben?

 

 

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Bildnachweise:
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Erstveröffentlichung am 15.11.2016 auf simplyfeelit.de

 

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Warum Hochsensible in Beziehungen immer wieder an Narzissten geraten

Fragst Du Dich manchmal, warum Du in Deinen Beziehungen immer wieder an Narzissten gerätst?

Wow! Damit hätte ich nicht gerechnet. Mein erster Artikel über die Ursachen, Merkmale und Therapierbarkeit eines pathologischen Narzissmus stieß auf sehr große Resonanz. Seit August hat er über 6.700 Aufrufe und mittlerweile 47 Kommentare. Aufgrund der anhaltenden Resonanz und den vielen Kommentare, möchte ich heute einen weiteren Artikel über Narzissmus veröffentlichen. Das Interesse daran scheint medial und öffentlich weiterhin groß zu sein, ebenso die Bandbreite an verschiedenen Erscheinungsformen von Narzissmus, über die man berichten kann. Auch ganz persönlich habe ich große Lust, mich weiterhin mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Nachdem ich im ersten Artikel auf die Entstehung und Merkmale einer narzisstischen Persönlichkeit eingegangen war, einhergehend mit einem gewissen Verständnis für den Betroffenen, möchte ich im heutigen Beitrag den Schwerpunkt mehr auf die unheilvolle Anziehung von Hochsensiblen auf Narzissten legen. Es ist nämlich so, dass gerade in partnerschaftlichen Beziehungen wir feinfühligen und verständnisvollen Hochsensiblen oftmals an Narzissten geraten. Wir sind der ideale Partner. Ein Narzisst sucht einen Lebenspartner, der ihm unterlegen ist. Bei dem er treue Gefolgschaft und Bewunderung erwarten kann. Diese Charakterzüge kann ein Narzisst bei einer selbstbewussten und starken Persönlichkeit eher nicht erwarten, da er damit rechnen muss, dass seine Fassade auffliegt oder er einfach nur für sein Imponiergehabe belächelt wird.

Wenn ich im Folgenden der einfachhaltshalber von Narzissmus oder einem Narzissten spreche, meine ich damit ausschließlich Personen, bei denen man von einer pathologischen Form von Narzissmus ausgehen kann, einer sogenannten narzisstischen Persönlichkeit, was letztlich nichts anderes ist als eine klassifizierbare und schwerwiegende Persönlichkeitsstörung im Sinne des DSM. Also kein Pappenstiel, sondern wirklich gefährliche Personen. (in den USA werden Narzissten mittlerweile in einigen Verhaltensweisen mit Soziopathen/Psychopathen gleichgesetzt). Den Unterschied zu betonen, zwischen normalen, narzisstischen Tendenzen, die jeder von uns hat und einer ausgeprägten Persönlichkeitsstörung, ist mir nach wie vor ausgesprochen wichtig. Weil der Ausdruck „Narzisst“ mittlerweile allzu landläufig gebraucht wird.

Die Anziehung von Hochsensiblen auf Narzissten

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Rufen wir uns zunächst noch einmal ins Gedächtnis, welche Charakterzüge ein Narzisst an den Tag legt:

  • übertriebene Selbstbezogenheit
  • ausgeprägte Kränkbarkeit
  • Unfähig zu verzeihen
  • ein unersättliches Bedürfnis nach Anerkennung und Bewunderung
  • ein – zumindest zeitweise – ins Grandiose tendierendes Selbstbild
  • starke Schwankungen zwischen Idealisierung und Entwertung anderer
  • Kontrollbedürfnisse und Machtstreben
  • Vollkommene Kritikunfähigkeit
  • Angst vor Scham, Abhängigkeit, Trennung, Alleinsein, Abschied
  • Erschaffung einer alternativen (eigenen) Realität, in der sich alles nur um das eigene Selbst dreht (dessen Wichtigkeit, Herrlichkeit, Richtigkeit und Unfehlbarkeit)
  • Ausbeuterisches Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen (Beziehungen werden ausschließlich als Mittel zum Zweck angesehen, das gegenüber eher als ein Objekt als ein Individuum mit eigenen Gefühlen, Werten etc.)
  • Ausgeprägter Mangel an Einfühlungsvermögen (nicht in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen, andere Meinungen, Gefühle, Werte, Sichtweisen anzuerkennen)
  • ein empfindlich gestörtes Selbstwertgefühl als tieferliegende Wunde, zu deren Behandlung die o.g. Bestrebungen, Abwehrmechanismen, Bedürfnisse dienen.

Ein Narzisst sucht in seinen zwischenmenschlichen Beziehung nach totaler Kontrolle und Perfektion, weil er nur dadurch sein nicht vorhandenes Selbstwertgefühl kompensieren bzw. steuern kann, indem er durch ein geschicktes Masken- und Mimenschauspiel sein Gegenüber manipuliert und steuert. Nichts fürchtet er so sehr, als „entlarvt“ zu werden, was bedeutet, dass der Schmerz, die Leere und die Einsamkeit hinter seinen Masken in Erscheinung tritt. Dies wäre für ihn ein Gefühl wie sterben, da es ihn an die schmerzhaften Erfahrungen aus der frühen Kindheit erinnert, bei denen er oftmals mit seiner Scham, seinen Niederlagen und seiner Frustration von seinen engsten Bezugspersonen alleine gelassen wurde. Nichts fürchtet er mehr – und deshalb setzt er heute als Erwachsener alles daran, diese schmerzlichen Gefühle nie wieder fühlen zu müssen.

Dieser überzogene Anspruch ist natürlich in zwischenmenschlichen Beziehungen, allen voran in einer Paarbeziehung, nicht aufrechtzuerhalten. Zu jeder reifen und intimen Beziehung gehören Konflikte, Reibungen, Selbsterkenntnis, sich so zu zeigen, wie man wirklich ist. Doch das möchte ein Narzisst nicht, insgeheim fürchtet er sich davor, wie der Teufel vorm Weihwasser. Kommt es doch zu Konflikten, was unvermeidlich ist, tritt die gekränkte Wut eines Narzissten auf den Plan. Nun kann es für den Partner sehr ungemütlich werden. Ein Narzisst kennt in dieser Phase kein Pardon. Er reagiert mit Arroganz, Schuldprojektion, Erniedrigung und Entwertung dem Partner gegenüber. Weitere Reaktionsmöglichkeiten können Rückzug, Schweigen, Flucht und Rachegefühle sein, bis hin zum Beziehungsabbruch (der dann meist schnell bereut wird) oder der ständigen Drohung einer Trennung.

Nach dieser Skizzierung mag es nicht verwundern, dass Narzissten sich oft Partner suchen, ob beruflich oder privat, die ein eher schwach ausgeprägtes Selbstwertgefühl haben, sich anpassen und unterordnen und sich gleichzeitig damit komplett selbst aufgeben. Und nun kommen wir Menschen mit einer hochsensiblen Veranlagung ins Spiel.

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Das entgrenzte Ich

In Beziehungen sind wir Hochsensiblen das perfekte „Opfer“ von ausgeprägten Narzissten. Warum? Weil Hochsensible eine Reihe von Charaktereigenschaften aufweisen, welche die Autorin Sylvia Harke einmal unter dem Begriff „entgrenztes Ich“  zusammengefasst hat.

Merkmale eines entgrenzten Ichs:

  • Stabiles Selbst, lässt sich jedoch schnell von sich und den eigenen Bedürfnissen ablenken
  • Stark beeinflussbar von äußeren Eindrücken, Menschen, Reaktionen
  • Altruismus, erweitertes Ich: Identifikation mit den Gefühlen (Leid) anderer
  • Damit einhergehend mangelnde Fähigkeit zwischen eigenen und fremden Gefühlen zu unterscheiden, sich abzugrenzen
  • Enormes Verantwortungsgefühl, wiederum oftmals mehr für andere als für sich selbst
  • Konfliktscheu
  • Eigene Meinung, wird bei Konflikten aber schnell unsicher und zieht seine Meinung zurück
  • Großes Harmonie- und Kompromissbedürfnis
  • In Beziehungen mit dominanten Partnern Probleme, eigene Wünsche und Standpunkte durchzusetzen
  • Vertraut zu wenig der eigenen Wahrnehmung und Intuition
  • Anfällig für Schuldgefühle

Alleine an dieser kurzen Aufzählung mag man schon erkennen, warum Narzissten sich in Beziehungen gerne Hochsensible aussuchen. Ein Narzisst sucht und braucht ständig Bestätigung und Bewunderung und setzt dafür Masken und vorgetäuschte Gefühle ein. Er ist ein wahrer Meister des Schauspiels und kann situationsbedingt innerhalb von Sekunden sein Verhalten ändern. Und wir Hochsensiblen, mit unserem großen Einfühlungsvermögen, Verständnis und Altruismus geben ihm genau diese benötigte Bewunderung. Ein Narzisst beschimpft und entwertet während eines Konflikts seinen Partner, die hochsensible Person lässt es sich aufgrund der großen konfliktscheu und der mangelnden Fähigkeit zur Abgrenzung gefallen. Ein Narzisst prallt mal wieder in seinem rechthaberischen und dominanten Tonfall über ein Ereignis, der Hochsensible hat eine andere Meinung dazu, traut sich aber nicht, diese zu äußern bzw. gegen den selbstherrlichen Redeschwall anzukommen.

Im Vergleich dazu einige Merkmale eines starken Ichs:

  • Hat ein stabiles Selbstwertgefühl und lässt sich von außen nicht leicht ablenken
  • Spürt und kennt seine Bedürfnisse, kann diese seiner Umwelt mitteilen
  • Weiß, wer er ist, was er kann und nicht kann
  • Weitesgehend unabhängig von anderen Meinungen, Bewertungen (Lob/Tadel)
  • Kann Konflikte auf sachlicher/objektiver Ebene austragen
  • Kann eigene Meinung in Diskussionen aufrechthalten und mitunter auch verteidigen
  • Fähigkeit zu einer gesunden Abgrenzung von belastenden Situationen/Personen
  • Fähigkeit Nähe und Autonomie in einer intimen Beziehung zuzulassen
  • Kaum noch das Bedürfnis, andere zu beeinflussen oder von etwas zu überzeugen

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Eine unmögliche Verbindung?

Als hochsensibler Mensch mit einem Narzissten in einer Beziehung zu sein, ist eine ständige Herausforderung, mitunter auch eine permanente Qual. Wenn beide in ihrem „Element“ sind, ist es wie Feuer und Wasser, wobei der Hochsensible dabei meist der Unterlegene ist. Falls es überhaupt eine Chance gibt, die Beziehung weiterzuentwickeln, ist das nur möglich, wenn der Hochsensible lernt, sich immer besser abzugrenzen, sich nicht auf die Schuldvorwürfe des Narzissten einzulassen und sich generell mehr in Richtung eines starken Ichs zu entwickeln.

Narzissten sind in der Regel äußerst uneinsichtig und therapieresistent. Ein ausgeprägter Narzisst wird solange wie irgend möglich sein Masken- und Kontrollspiel fortsetzen. Einzig alleine bei einer tiefgehenden narzisstische Krise, indem er zum Beispiel verlassen wird, sich immer mehr Leute von ihm abwenden, eine herbe (berufliche) Niederlage einfährt, besteht die Chance, dass sein Maskenspiel zusammenbricht und der dahinterliegende unsagbare Schmerz sich Bahn schlägt. Nun kann es zu seltenen Momenten von echter Authentizität kommen und nun könnte ein sensibler und gefestigter Partner ihn mit seinem Mitgefühl und seinem Verständnis auffangen, ja regelrecht empfangen. Ein ganz anderer Mensch kommt zum Vorschein. Es können (erste) Momente von echter Nähe, Vertrautheit und Verbundenheit entstehen – jenseits der jahrelang getragenen (Schutz-)Masken.

In allen anderen Fällen ist für einen hochsensiblen Menschen wohl eher ratsam, die Notbremse zu ziehen, einen letzten Rest Selbstfürsorge und Kraft aufzubringen, um sich aus einer dysfunktionalen Beziehung mit einem Narzissten zu lösen (auch wenn dabei die gekränkte Wut eines Narzissten geweckt wird). Nach einigem Abstand, trotz all der erfahrenen Kränkungen und Enttäuschungen, mag es sogar gelingen, darüber nachzudenken, was man aus dieser Beziehung über sich selbst gelernt hat, welche Reifung in der Persönlichkeit nun eintreten kann – oder schon eingetreten ist. Eine (ehemalige) Beziehung mit einem Narzissten auch als Chance zum Wachsen zu sehen.

Warst du schon einmal in einer Beziehung mit einem Narzissten?
Was hast du daraus gelernt?

 

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Quellenachweise:
Sylvia Harke: Hochsensibel – was tun? & Hochsensibel ist mehr als zartbesaitet
Claude-Bettina Anhoeck: Diskurs über HSP im Vergleich mit NPS
Bilder: pixabay by geralt, unsplash by jens linder, unsplash by ryan moreno

Erstveröffentlichung am 21.10.2016 auf simplyfeelit.de

 

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Freunschaftsgespräch Matthias

Weder Macho noch Softie! Mehr Durchsetzungsvermögen als sensibler Mann

Kennst du das Gefühl, kein Durchsetzungsvermögen als Mann zu haben?
Immer wieder einzuknicken und nachzugeben?

Ich zumindest kenne es zu genüge aus der Vergangenheit. Wie oft befand ich mich in Situationen, in denen es mir nicht gut ging, ich mich aber nicht traute, etwas zu sagen. Und mir danach immense Selbstvorwürfe machte.

Durchsetzungsvermögen, Rückgrat, Grenzen ziehen, Nein sagen können – um all dies geht es in dem heutigen Freundschaftsgespräch, das Matthias Kirchner von lebenistleidenschaft mit mir führte.

Matthias und ich kennen uns vom Hochsensibilitätskongress 2016, und wir beide haben schnell erkannt, dass wir mit ähnlichen „Problemen“ in der Vergangenheit zu kämpfen hatten. Und viel daraus gelernt haben, um es heute an andere sensible oder schüchterne Männer weiterzugeben.

An dich, damit du in deine ganze Kraft als (sensibler) Mann kommst und einfach ein geiles und freudiges Leben führen kannst – nach deinen Maßstäben und im Einklang mit deinen Potenzialen.

Wann haben wir verlernt, für uns ein zu stehen? Wann haben wir Männer unsere Kraft, unser Durchsetzungsvermögen verloren?

Insbesonders geht es heute um positive und konstruktive Aggression, ein Thema, das ich schon öfters hier auf dem Blog angesprochen habe und auch in meinem neuen E-Book einen großen Stellenwert einnimmt.

Was ist denn Aggression überhaupt? Ist sie gut oder schlecht? Was hat Aggression mit Gewalt zu tun?
Dürfen wir überhaupt aggressiv sein – oder ist das nicht zu primitiv?
Und wenn ja: Macht mich das egoistisch und selbstsüchtig?
Wie kann ich eine Balance finden, zwischen Durchsetzungsvermögen und Respekt gegenüber meinen Mitmenschen? Schließt sich das aus?

Darum geht es im heutigen Gespräch.
Vor allem eben um die Rolle einer positiven Aggression und wie wir diese in alltäglichen Situationen einüben können.

Über das Vermögen, für sich selbst ein zu stehen. Rückgrat zu zeigen, die eigenen Perspektive zu vertreten.

Und warum diese Reibungsfläche auch für eine Frau (Partnerin) interessant und wichtig ist!

Macho oder netter Kerl? Keins von beidem. Einfach in der Mitte und bei sich sein.

Viel Spaß und mach was draus!

 

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Den hier verlinkten Inhalt direkt aufrufen: https://player.vimeo.com/video/166004548

 

Wünschst du dir manchmal mehr Durchsetzungsvermögen in deinem Leben?
Wie stehst du zu dem Thema Aggression?
Ich freue mich auf deinen Kommentar

 

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Erstveröffentlichung am 12.05.2016 auf simplyfeelit.de

 

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Fotoimpressionen: Wanderung von Bartholomäberg zum Rellseck

Wann warst du das letzte Mal in den Bergen wandern?

Die meisten Hochsensiblen lieben die Natur. An abgelegenen und schönen Plätzen können wir auftanken, abschalten, loslassen. Unser überreiztes Nervensystem zur Ruhe kommen lassen, eine Reizüberflutung verarbeiten.

So auch bei mir. In der Natur kann ich einfach am besten abschalten. Mein ständiges Grübeln kommt zur Ruhe. Für einige Stunden kann ich meine ewig lange To-Do-Liste vergessen. Ob Radfahren, Joggen, Wandern oder mir einfach ein schönes Panorama anschauen – jedes Mal fühle ich mich danach geerdeter, befreiter, entspannter. Der Knoten im Kopf wird gelöst.

Leider kamen diese „Mini-Auszeiten“ in letzter Zeit viel zu kurz bei mir: E-Book schreiben, E-Book veröffentlichen, Behördenkram, tausend Projekte im Kopf, schon seit einigen Wochen fühle ich mich ziemlich überreizt und überfordert. Ich musste mich an meine eigene Texte erinnern: Selbstfürsorge, Grenzen ziehen, Nein sagen, Ruhephasen einbauen, nichts tun, auf mein inneres Kind hören.

Es wurde also höchste Zeit für eine Mini-Auszeit im Rahmen meiner Möglichkeiten. Und gestern war es endlich soweit! Seit 1,5 Jahren besitze ich kein Auto mehr. Im Großen und Ganzen kann ich damit gut leben, komme mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (fast) überall hin. Die Anbindungen hier am Bodensee sind ganz gut und ich besitze mittlerweile ein Jahres-Abo. Das spart Geld, Nerven (Stau, Parkplatz) und CO2-Ausstoß.

Für meine geplante Tour am gestrigen Tag brauchte ich aber ein Auto. Weil ich endlich mal in die Berge wollte, von denen es hier rund um den Bodensee ja einige gibt. Die Anreise mit dem ÖVN wäre zu kompliziert und auch zu teuer gewesen. Nach einigem recherchieren entschied ich mich für das Vorarlberg in Österreich. Genauer gesagt für das unter Wanderern sehr beliebte Montafon*. Und da ich seit 6 Wochen Mitglied in einem Car-Sharing-Verband bin, war das „Autoproblem“ auch gelöst.

Gestern Morgen um 9 Uhr stieg ich in meinen reservierten Kleinwagen in Konstanz-Wollmatingen und los ging es bei strahlendem Sonnenschein in Richtung dem kleinen Dorf Bartholomäberg (1087 m) in Vorarlberg, dem Ausgangspunkt für meine rund 7,5 km lange Wanderung auf den Rellseck (1483 m).

Es war herrlich, und ganz sicher nicht meine letzte Bergwanderung, auch wenn die 400 Höhenmeter anstrengender waren als gedacht. Doch bekanntlich sagen ja Bilder mehr als tausend Worte. Meine Tour in Bildern. Viel Spaß!


 

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Ausgangspunkt der Wanderung: Die Kirche von Bartholomäberg

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Bartholomäberg: verstreutes Bergdorf über den Ausgang des Silbertals

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Wie in alten Zeiten: Typische Holzhütte im Montafon.

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Geschafft! Auf dem Rellseck (1483 m): Verschwitzt & erschöpft, aber glücklich. Eine unglaubliche Stille herrschte da oben.

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Blick auf die Vandanser-Steilwand vom Gipfel

Bergpanorama des zentralen Rätikons (in den Sommermonaten hat ein Alpengasthof geöffnet)

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Ausblick in den Wallgau und auf Bludenz

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Der Abstieg zurück nach Bartholomäberg erfolgte über den Fritzensee

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… und über schmale Wiesenpfade inmitten frühlingserblühter Alpenhänge.

Erstveröffentlichung am 01.05.2016 auf simplyfeelit.de

 

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Von Abschieden und Neuanfängen: Warum du etwas Altes erst gehen lassen musst, bevor etwas Neues entstehen kann

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“

Endlich, Endlich, komme ich langsam wieder dazu, für euch Artikel zu schreiben! Kommt wieder etwas Leben in den Blog. Wie geht es dir? Schön, dass du noch da bist und dir einige Minuten Zeit nimmst, um diesen Artikel zu lesen. Es wird sich lohnen, glaube ich.

Drei Monate Rückzug für das E-Book. Herrje, was ist alles passiert. Und heute erfährst du es!
In diesem Artikel geht es um Abschiede und Neuanfänge. Um Loslassen und Aufbrüche. Um Neuanfänge und Erwachen. Vielleicht kommt dieser Artikel für dich gerade genauso passend wie für mich. Zum Beginn des Frühlings, mit seinem Erblühen und Erwachen, kommt er jedenfalls zur richtigen Jahreszeit.

Mei, ist das lange her. In den letzten drei Monaten hast du von mir nur zwei neue Artikel lesen können: Mein Jahresrückblick auf 2015 und mein Interview mit dem Blogger Raphael Kolic über eine gewaltfreie und wertschätzende Kommunikation. Den Grund dafür hatte ich schon öfters in meinen Artikeln und auf Facebook genannt. In diesem letzten Winter fing ich an, mein erstes E-Book zu schreiben.

In rund zwei Wochen wird es endlich soweit sein: mein E-Book kommt in den Onlinehandel. Gerade liegt es noch bei meiner Lektorin zur Überarbeitung. Meine Newsletterabonennten werden als erstes den Titel, Start und viele weitere Ankündigungen erfahren. Falls du dich für den Newsletter noch eintragen möchtest, kannst du dies hier tun.

Im Wandel der Zeiten

Heute möchte ich dir ein wenig von meinem Schreibprozess und dem damit einhergehenden Selbsterkenntnisprozess erzählen. Es ist verdammt viel in mir drin passiert, in diesen letzten drei Monaten. Eine Zeit der Neuanfänge, der Einkehr und der Abschiede – in vielerlei Hinsicht.
Die Jahreszeit des Winters steht ja allgemein für eine Zeit der Einkehr und Besinnung, für Stille, Heilung, Vision, Selbstliebe. Ich mag unsere vier deutschen Jahreszeiten. Für mich hat jeder äußere Zyklus eine ganz bestimmte innere Qualität, an die wir uns als menschliche Individuen anpassen können, mit ihnen gehen können.

So kann ich jetzt schon sagen, dass es für das Schreiben eines Buches, welches soviel Besinnung, Ruhe und Rückzug benötigt, für mich keine bessere Zeit gibt als den Winter. Wenn draußen das Wetter immer drüber wird, die Felder brach liegen, die Tiere sich in ihr Winterquartier zurückziehen, spüre auch ich in mir ein starkes Rückzugsbedürfnis. Eine warme Wohnung, eine Kanne Tee und viel Zeit zum Nachdenken und Besinnen, vielmehr brauche ich nicht. Wobei ich hier nichts romantisieren möchte. Es war eine Heidenarbeit und des Öfteren hatte ich Momente des Zweifels, der Frustration und Stagnation. Mehr als einmal hätte ich das ganze Projekt fast abgebrochen und verworfen. Ich ging durch eine Achterbahn der Gefühle, der Stimmungen und der Motivationen.

Der Prozess des Schreibens

Und doch scheint was dran zu sein, an dem Ausspruch, dass ein Autor in erster Linie für sich selbst schreibt. Dies mag sich jetzt eventuell etwas vermessen oder arrogant anhören. Aber es stimmt. Aus dieser Erfahrung heraus kann ich heute sagen, dass der Prozess des Schreibens gleichzeitig auch ein Prozess der Selbstentfaltung ist. An manchen Stellen schrieb sich der Text wie von alleine. An anderen verzweifelte ich fast. Und dieser Prozess ist nicht von dem alltäglichen Leben getrennt, welches ja weiterging, trotz Rückzugsphasen. Meine Stimmungen, meine Gefühle, meine Ängste, meine Sorgen, meine Wünsche und Bedürfnisse – all dies floss während des Schreibens mit hinein, so wie du es auch von meinen Blogartikeln kennst. Wie sollte es auch anders sein? Kann man wirklich einen authentischen und packenden Text schreiben, ohne mit seinem ganzen Wesen und Herzen dabei zu sein? Manche vielleicht schon, ich jedenfalls nicht. Eine Erkenntnis aus diesem Prozess, eine Erkenntnis, über die ich sehr dankbar bin!

Die Beschäftigung mit so verschiedenen Themen, wie dem Mann-Sein im 21. Jahrhundert, dem Softie und dem Macho, dem Tantra, männlicher Aggression, den männlichen Archetypen, meiner Entwicklungsgeschichte als Mann, meinen ungezählten Fehltritte und so vielem mehr, hat mich als hochsensiblen Mann unabhängiger gemacht. Stärker. Kraftvoller. Authentischer. Verletzlicher.

Ich erlebte mich in Momenten, in denen ich mit meinem tiefsten Schmerz in Berührung kam, er mich schier auffraß und ich mich schluchzend auf dem Boden krümmte. Ich erlebte mich in Momenten, in denen ich mit höchster Freude in Berührung kam, hüpfend und schreiend durch den Raum sprang und sang.

Innen wie Außen – Außen wie Innen. Dieser Prozess ging natürlich nicht an meinem Umfeld vorbei. Wie auch. Nicht, dass ich durch das Schreiben ein cholerisches und unempathisches Arschloch geworden bin, Gott bewahre, der seinen Schreibfrust an sein Umfeld und seinen Lieben auslässt. Nein, zum Abschluß des Buches, auf den letzten Seiten, spürte ich eine deutliche Klarheit in mir, in Hinblick darauf, was ich möchte, insbesondere als Mann. Durch diese „Waschküche“ der letzten Monate fühlte ich mich am Ende zentrierter und zielstrebiger. Unangepasster und Unabhängiger. Das Anliegen meines E-Book’s ist es, dass du dich als (hochsensibler) Mann am Ende der Lektüre kraftvoller und unabhängiger fühlst, mehr bei dir und in dir bist, und weißt, welchen wichtigen Beitrag du mit deiner sensitiven Seite in dein Umfeld einbringen möchtest. Und ihr Frauen könnt durch die Lektüre uns (hochsensible) Männer besser verstehen lernen, um dadurch ganz in eurem Frau-Sein mit all seinen wichtigen Qualitäten aufgehen zu können.

Abschied

Jetzt, im Rückblick, würde ich sagen, war es wohl eine unumkehrbare Konsequenz dieses Prozesses, dass ich nicht nur durch eine Achterbahn des Schreibens ging, sondern auch durch eine in meiner Beziehung.

In den vergangenen Monaten erwähnte ich es ja immer wieder einmal, wie sehr unsere Partnerschaft einer Achterbahnfahrt glich. Vor vier Wochen ergab sich wieder eine Situation, in der wir es beide einmal mehr erkannten. Trotz aller Bemühungen, Vorsätzen und schönen Momente der letzten Monate, kamen wir immer wieder an die gleichen Punkte, wo wir unsere alten Knöpfe drückten. Alles Bewusstsein darüber hat nichts genützt. Stets haben wir uns aufs Neue verletzt, was bei jedem seinen alten Schmerz auslöste. Ich konnte und wollte so nicht weitermachen, ein Ausspruch, der mir noch vor nicht allzu langer Zeit nicht über die Lippen gegangen wäre. Sie konnte es auch nicht mehr.

Ein Abschied, voller Tränen, Liebe und gegenseitigem Respekt. Bei beiden. Trotz vorhandener Liebe und Vertrauen konnten wir diese Beziehung so nicht weiterführen, so nicht weiterwurschteln.  Heute würde ich sagen, es zeugte von einer gewissen Reife von uns beiden, dass wir dies so erkannten (wieviel Beziehungen werden aus Gewohnheit oder Angst vor dem Alleinsein, vor der Konfrontation mit sich selbst, weitergeführt) und uns in Achtung und Wertschätzung voneinander trennten. Es tat weh, sehr weh die ersten Tage, ganz klar. Aber es war unabkehrbar und für beide das Beste. Auch wenn ich mich mitten im Abschlussprozess des Buches befand.

Von Enden und Neuanfängen. Wieviel hatte ich schon erlebt in meinem Leben? Wieviel mögen noch kommen? Ist es vielleicht sogar eines der Ur-Prinzipen des Lebens, wie ich es in diesem Artikel schon fragte?

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Loslassen, abgeben, sterben, damit etwas Neues entstehen kann. Wie aus etwas scheinbar Toten etwas lebendiges entsteht. Überall in der Natur können wir diesen Prozess beobachten. Gerade jetzt in dem anstehenden Frühling. Für mich stellt sich dieser Prozess immer wieder als Wunder der Schöpfung dar. Faszinierend und Unbeschreiblich.

Die 4 Phasen des Loslassens

Der ewige Pendelschlag des Lebens. „Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben“, schreibt Hermann Hesse in seinem grandiosen Gedicht Stufen. Mein Lieblingsschriftsteller und eines seiner schönsten Gedichte, welches ich mir in den letzten Wochen immer wieder angesehen habe.

So nahm mein Herz in den letzten Tagen Abschied: Abschied von einem aufreibenden Schreibprozess und einem geliebten Menschen. Dabei hat mir einmal mehr das Wissen um die vier Phasen des Abschieds geholfen, die du sicherlich schon einmal gehört hast. Deshalb möchte ich sie hier auch nur kurz umreißen:

  1. Nicht-Wahrhaben-Wollen
    Verleugnung, Verlust kann nicht realisiert werden, Kämpfen
  2. Aufbrechende Emotionen
    Wut, Angst, Zorn, Depression, Schuld, Vorwürfe
  3. Annahme
    Zuwendung zur Realität, Verlust annehmen und akzeptieren, bewusstes Erinnern
  4. Neuanfang und Ausrichtung
    neue Beziehung (Begegnung), Erkenntnisse umsetzen, Reifung, neue Glaubenssätze, neue Weltsicht

Das Neue …

wird nach diesem Prozess des Loslassens von „ganz alleine“ entstehen. So wie auf jeden Winter von ganz alleine der Frühling folgt, und die Knospen an einem zuvor kahlen Ast von Neuem erblühen. So wird sich auch bei mir ein weiterer Anfang einstellen. Wahrscheinlich muss ich dafür gar nicht so viel tun. Ja, ich habe sogar die Erfahrung gemacht, dass durch zu viel, und vor allem zu schnellem Tun, sich dieser Anfang nicht einstellen kann. Der ewige Lebensprozess scheint seinen ganz eigenen Rhythmus zu folgen. Auch wenn es mir mitunter sehr schwer fällt, übe ich mich gerade darin, einfach das zu tun, was ansteht und ansonsten abzuwarten – auf die ersten Blüten des Frühjahrs!

Ich wünsche dir ein traumhaftes Frühlingserwachen, mit Neuanfängen, Vertrauen und Staunen … und beende diesen Beitrag, wie ich ihn begonnen habe: mit Worten aus Hermann Hesse’s Gedicht Stufen:

„Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegen senden, des Lebens Ruf an uns wird niemals enden … Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“

 

Welchen Neuanfang beschreitest Du gerade in Deinem Leben?
Ich freue mich auf Deinen Kommentar dazu.

 

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Bild: pixabay.com, pixabay.com

Erstveröffentlichung am 25.03.2016 auf simplyfeelit.de