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Astrid Schneider

 

Widerstand

Ich sitze endlich wieder an meinem Schreibtisch. Seit Wochen habe ich den Impuls zu schreiben und habe es dann doch wieder nicht getan. Es ist eine heftige Zeit in mir. Einerseits habe ich einen neuen Weg eingeschlagen und andererseits ist gerade die Hochzeit meines Widerstands. Bis vor einigen Tagen war ich vollkommen davon überzeugt meinem Widerstand Raum geben zu wollen, ihn zu genießen. Ich habe doch den Großteil meines Lebens nach außen all das getan, was den anderen guttat oder was sie von mir erwarteten. Das habe ich mit einem sehr niedrig schwingenden Gefühl getan. Habe mich nicht wert gefühlt, hatte keine eigene Meinung mehr oder wusste auch gar nicht mehr, was ich wollte und gerne machte. Widerstand war bei mir mit Ungehorsam und dem falschen Weg verknüpft,  Schuld, Kleinheit und faul sein. In letzter Zeit hat sich das anders entwickelt. Widerstand tauchte plötzlich als Kraft, verbunden mit einem eignen Bedürfnis, einer eigenen Meinung auf. Sehr groß war er in Bezug auf meine Ausbildung, in der es um das bejaende Fühlen von Gefühlen geht. NEIN, ich will da jetzt nicht noch einmal fühlen, ich bin es satt ständig in die Vergangenheit zu gehen. Natürlich kann ich durch das Fühlen Blockaden lösen und die Kraft wieder in mir fließen lassen. Nein, auch diesen Widerstand will ich jetzt nicht durchfühlen und gucken was darunter liegt. Ich will ihn da sein lassen und ihn bewusst spüren ohne weiter zu gehen. Er gibt mir im Moment Klarheit darüber, was ich jetzt nicht will oder will und zwar nach vorne gehen, mehr und mehr die Neue- oder die Kern-Astrid zu sein ohne in der Vergangenheit zu rühren. Es hat mich nach vornegezogen und zwar heftig. Gleichzeitig war es mir unheimlich, doch der Sog nach vorne war und ist  stark.

Einen Widerstand wollte ich jedoch lösen, denn er verwandelte sich mit der Zeit in Neugier. Das Enneagramm. Es hat in der Ausbildung so stark negativ auf mich gewirkt, dass ich absolut nichts damit zu tun haben wollte. Obwohl ich sonst sehr neugierig bin, (ich kann ja auch etwas lernen und muss es nicht anwenden), hat sich mein ganzes System dagegen gewehrt. Vor kurzem tauchte dann etwas Neugier auf. Ich endschied mir ein Zoomvortrag zum Enneagramm anzusehen. Es war krass, wie anders ich den Inhalt diesmal wahrnehmen und annehmen konnte. Grundsätzlich halte ich gar nichts davon, etwas anzuwenden, dass andere oder mich in Kategorien, Schubkästen Diagnosen steckt. Das ist auch auf meiner Coachingseite hervorgehoben. So hatte ich das Enneagramm bis dahin auch empfunden. Im Vortrag wurde mir bewusst, dass es mir helfen kann den Punkt meiner Heilung durch meine gewohnte Stressreaktion kennen zu lernen. Spannend. Einen Monat später habe ich eine Coachingsitzung zum Enneagramm genommen. Ich bin so stolz auf mich, denn in der ganzen Sitzung habe ich so stark erkennen können, wie sehr mich meine Intuition lenkt und ich ihr auch immer mehr vertrauen schenke. Den widerstand zum Enneagramm konnte ich lösen, indem ich dem Gefühl nachging mich selbst zu beschummeln. Genau dasselbe Gefühl hatte ich zu meinem Glaubenssatz „ich bin faul“. Immer wieder konnte ich genügend Gegenbeweise dafür aufbringen, dass ich so viel tue und mein Außen hat mich dabei auch immer wieder bestätigt. Beim Umkehren dieses Satzes bin ich auf „ich bin mein eigener Prozess“ gekommen. Das war am Anfang super, doch auch da hatte ich sehr schnell das Gefühl mich zu beschummeln. Es hat einfach nicht geklappt mich von „ich bin faul“ zu lösen. Und weißt du was, manchmal stimmen unsere „negativen“ Glaubenssätze. Das war in dem Moment, in dem ich das erkennen durfte ein sehr harter Brocken. Wie ein riesiges Stück Kartoffel, das die Speiseröhre einfach nicht runterrutschen will. Diese Kartoffel hat jetzt 8 Monate den Weg durch die enge gebraucht. Ich konnte sie erahnen, doch mein Unterbewusstsein wollte sie immer wieder wegdrücken. Jetzt ist die Kartoffel in meinem Magen gelandet und darf bewusst verdaut werden. In der Enneagrammsitzung konnte ich wie gesagt sehr viel Bestätigung in meinem Prozess finden.

Denn meiner Intuition folgend habe ich letztes Jahr ein Meetup besucht, dessen Speaker mich enorm aggressiv werde und unwohl bis gelähmt fühlen lassen hat. Nicht er war es, sondern seine Art voller Energie, selbstsicher, laut sprechend mit vielen Bewegungen und seinem Tatendrang, den ich unheimlich und unangenehm empfand. Es kam mir nicht authentisch vor, mehr wie eine Show. Für „sensible“ Personen wie mich war das zu viel. Bis zu jenem Tag habe ich solche Personen und Veranstaltungen gemieden. Doch meine Neugier konnte es nicht auf sich sitzen lassen. Sie wollte unbedingt wissen, was mich da so störte.  Und ich bekam sofort in der ersten halben Stunde eine Ahnung. Meine Trägheit wurde angetriggert. Autsch. Schnell tauchten wieder all die vielen Argumente auf, die dieses für mein Unterbewustsein wiederlegten: Ich bin hochsensibel und darf auf meine Energie achten, ich bin alleinerziehend, ich arbeite und mache nebenher schon die zweite Ausbildung, ich habe schon so viel geschafft. Trotzdem wurde ich dieses unangenehme Gefühl ertappt zu sein nicht mehr los. Meine Intuition hat mich genau zu der Person gebracht, die mir meinen Weg der Heilung“ zeigt, mich weiterkommen lässt.

Anfang dieses Jahres hat mein Unterbewusstsein es dann nochmal geschafft sich zu verteidigen und mir den Satz „Ich bin mein eigener Prozess mit meinem eignen Tempo“ geschickt. Das stimmt ja auch, doch hat er mich wieder weg von der „Problemlösung“ gebracht.

Im März habe ich mich gegen meinen Verstand zu einem 8 Wochen Programm eingeschrieben. Mein Ziel war es ins Handeln zu kommen. Wieder autsch, Routinen aufbauen. Hochbegabte hassen Wiederholungen, Routinen und  Challanges. Wenn mir das Tempo zu schnell wurde, achtete ich auf mich ( habe eher den Ausreden in meinem Kopf zugehört). Ich rutschte in eine Starre, war vollkommen verausgabt. Wieder beschummelt. Ich nahm einen zweiten Anlauf und arbeitete alles nach bis ich mit den anderen Teilnehmern die letzte Session abschloss. Ich habe geweint. Habe mir weiterhin eine regelmäßigen Austausch, Fragen und Input gewünscht. Auch hat es sich erleichternd angefühlt, denn jetzt war ich ja wieder frei und konnte mich in meinem Tempo aus der Freude heraus um mein Coaching- und Businessaufbau kümmern.

 Ich hatte mir ja eben noch eine Weiterführung des Programms gewünscht; schwupps war sie da in Form eines Jahresmentorings. Mein Bauchgefühl, Intuition hat mich noch während der Vorstellung des Programms eine Nachricht abschicken lassen, Ich bin dabei! Gleich nach dem Live hatte ich noch ein Zoomgespräch, in dem wir meine Absicht und Situation besprachen. Ich war dabei. Die Nacht war sehr unruhig, es fühlte sich an, als ob ich gegen meine Natur entschieden hatte. 1000 Gedanken, STOP. Schlaf ist wichtig. Ich nahm die Frage „was ist noch möglich was ich jetzt noch nicht sehe um mit Leichtigkeit dieses Mentoring zu bezahlen“ mit in die Nacht. Ich konnte schlafen. Die Antwort stand im Raum. Mein Vertrauen und die jahrelange Erfahrung es immer wieder zu schaffen auch wenn ich am Anfang noch nicht wusste wie, gaben mir Gelassenheit. Dann traf ich abends die Entscheidung in welcher Form und mit welchem Ziel ich das Mentoring erleben wollte. Enthusiasmus, mega Freude, Begeisterung, Stolz. Wieder im Bett wurde mir so schlecht und übel, mein Körper erstarrte, mein Denker massakrierte mich, ich dachte zu sterben. Mit so einem miesen Gefühl habe ich einen neuen Tag noch nie gestartet. Selbst beim Tag der Abiturprüfung nicht.

Nachmittags hatte ich dann die oben erwähnte Enneagrammsitzung. Wie sich doch immer wieder alles fügt und miteinander verbunden ist. Mein Stresspunkt ist die Passivität. Ja ich mache unheimlich viel und faul bin ich nicht, doch hat dieses Umsetzten meist wenig mit dem zu tun, was wirklich ansteht. Impulsen, die aus meinem Herzen entstehen gehe ich nur als Idee nach. Umsetzen tue ich sie meist noch nicht. Lauter tolle Dinge die mir guttun, vor allem Dinge, die anderen helfen komme ich dann nach. Doch was ist mit den Dingen die anstehen? Warum habe ich das erste Feedback im Programm nicht geschrieben, warum liebe ich Worksheets und bearbeite sie dann nie, warum mache ich keinen Termin für das Interview  zu dem ich eingeladen wurde, warum fange ich meinen Podcast nicht an und lasse all die Aufnahmen in meinem Archiv schlummern, warum schicke ich meine Texte nicht raus, bereichere meine Facebookgruppe nicht mit meinem Prozess und meiner Krativität? Es ist die Angst, die ich mein ganzes Leben schon unter dieser Starre und Passivität verstecke. Spannend ist, dass ich das Gefühl der Angst nur ansatzweise kenne. Und meine „Heilung“ ist das Handeln. Jetzt kann ich die neue Klarheit aus dem Enneagramm für mich nutzen, den Fokus auf die Heilung legen und mich dann wieder von ihm lösen, Ich kann immer entscheiden, ob ich in diesem „Schubkasten“ drin stecken bleiben will oder weiterziehe. Genauso kann ich es für meine Coachees nutzen um Bewusstsein im Jetzt zu schaffen und sich im Prozess dann davon zu lösen. Was für Möglichkeiten und Freiraum durch dieses Denken entstanden ist.

Kein Wunder, dass ich so getriggert wurde im energiegeladenen Meetup, das das Wort Trägheit in mir die Kartoffel im Hals ausgelöst hat und ich jetzt genau das Mentoring mir gewünscht habe, um endlich diese Herausforderung in meinem Leben bewusst und mit Freude anzugehen.

Ständig habe ich Menschen angezogen, die mich verstanden haben und mich in meinem Sein bestätigt haben. Tief in mir, bin ich jedoch voller Energie, Lebhaftigkeit, Geselligkeit und Tatendrang und genau diese wollen wieder nicht nur an die Oberfläche, sondern von mir  gelebt werden. Es geht gerade so weit, dass mich genau diese Verstehmenschen mir seit einigen Monaten immer unerträglicher werden und ich sie sogar anfange zu meiden. Heute kam es soweit, dass ich meiner Freundin, die mir sehr ähnlich ist, ein klares STOP mitten in ihren Satz platziert habe. Sie schafft es nicht ihren Koffer für ihre 5 wöchige Kur die übermorgen las geht zu packen. Genau in ihren Rechtfertigungen und dem Verlangen kognitiv zu verstehen, woher diese Blockade, nicht ins Handeln zu kommen kommt habe ich das STOP platziert. Sie war getroffen. Ich kenne dieses Gefühl zu gut. Es tut weh, es drückt genau in die Wunde. Und sie hat sich gar nicht wohl gefühlt, weil unsere Ausbilderin das auch gerne macht und wir es beide bis heute als krass empfunden haben. Wie kann man so hart sein? Heute habe ich es verstanden warum. Ich muss sagen, dass diese Freundin auch die Ausbildung macht und wir uns gegenseitig unterstützen und den Spiegel vorhalten. Wir wählen immer wieder den soften Weg des Verständnisses. Doch dieses STOP heute war für mich ein Schlüssel. Ein Schlüssel zu meiner Freiheit. Es war ein NEIN zu ihrer Rechtfertigungsschleife (auch meiner). Wir waren nicht im Coaching und in meiner Astrid Zeit will ich diese Gespräche nur, wenn ich selbst mein Glas voll mit Fülle und Liebe für mich habe. Das war mein erstes klares NEIN mich nicht in eine Energie reinziehen zu lassen, die ich jetzt nicht will. Es war ein STOP, das mir genau in diesem Moment meine Wut gezeigt hat, Wut mich getriggert zu fühlen, weil ich selbst wieder am Fensterputzen war und nicht wie geplant etwas für meine Seite zu schreiben. Ein STOP, das die Geschwindigkeit aus unseren Köpfen in unser hier und jetzt gebracht hat. Ein STOP, das bei mir kein schlechtes Gewissen ausgelöst hat, sondern eine innere Ruhe, denn ich habe aus mir gehandelt, war authentisch. Frieden in mir mit mir. Sie hat sich dann um ihren Koffer kümmern wollen und ich habe mich sofort hingesetzt und diese Worte aus mir fließen lassen.

Mein Gefühl zu Widerstand hat sich geändert. Ich kann ihn neugierig beobachten und eigentlich habe ich doch schon so oft in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass er mich immer genau dahin gelenkt hat, wo es in diesem Moment für mich am meisten zu lernen gibt. Das ist ein fantastisches, aufregendes Gefühl. Und zu wissen, dass ich durch Handeln in meine eigene Freiheit komme und die Angst dabei mit an die Hand zu nehmen, gibt mir eine große Gelassenheit und Vertrauen in meinen Weg.

Ich werde mich jetzt gleich hinsetzen und das End-Feedback schreiben, was ich im Moment aufschiebe. Nein, erst werde ich mein Lieblingslied anmachen tanzen und mich feiern, denn das habe ich gelernt gehört jetzt immer mit dazu, wenn ich etwas geschafft habe, das Gefühl der Lebensfreude und Dankbarkeit durch all meine Zellen und durch mein ganzes System zu schicken.

Ich danke meiner Freundin für diese Erkenntnis heute und teile mit ihr das Gefühl der Dankbarkeit. Ich danke meinem Prozess und all den Menschen, denen ich begegnen darf.

Von Herzen Astrid                                                                                                                

01-06-2020