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Tamara Heuser
Authentizität

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Authentizität ist in aller Munde. Oft wird mit Vorwürfen nur so herumgeworfen; wir hätten Masken im Gesicht und in bestimmten Situationen wären wir nicht ehrlich und echt. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass wir auch dann noch authentisch sind, wenn wir in bestimmten Situationen unterschiedlich handeln. Voraussetzung ist stets, dass wir uns dabei genau beobachten und gute Gründe für unser „anders“ Handeln haben.

Wir haben viele verschiedene Persönlichkeitsanteile

Unsere Psyche stellt keine absolute Einheit dar. Sie setzt sich aus unterschiedlichen Teilpersönlichkeiten oder sogenannten „inneren Anteilen“ zusammen, die miteinander agieren und bestenfalls ein ausgeglichenes Team bilden. Wir brauchen dieses „innere Ensemble“, um in jeder Situation angemessen und zügig reagieren zu können. Jeder Anteil hat unterschiedliche Normen und Wertvorstellungen. Daher ist es nachvollziehbar, dass sich die Anteile auch gegenseitig im Weg stehen können. Wir machen oft nicht, was wir „eigentlich“ gerne machen würden. Wir sagen etwas, was wir später bereuen oder verlieren bei einem scheinbar unwichtigen Anlass vollkommen die Nerven, obwohl wir sonst so entspannt erscheinen. Gewinnen wir wieder Klarheit über unsere Gefühlswelt, fühlen wir uns anschließend erleichtert.

Verschiedene Persönlichkeitsanteile entwickeln sich von Kindheit an

Alle diese „inneren Anteile“ haben sich von Geburt an entwickelt, und verfestigen sich mit fortschreitendem Alter. Beispielsweise indem bestimmte Verhaltensmuster belohnt wurden und uns soziale Anerkennung einbrachten. Andere Anteile konnten sich durch die Meinungen wichtiger Bezugspersonen verfestigen. Bei vielen Menschen haben diese Persönlichkeitsanteile oft die Stimme bestimmter Autoritätspersonen, wie z.B. die des Vaters, oder die der Mutter.

Wir können im Alltag in verschiedene Identitätszustände wechseln

Über den Tag verteilt erleben wir verschiedenste Situationen, die unterschiedliche Verhaltensweisen auslösen. Wir sind dadurch in der Lage, verschiedene Persönlichkeitsanteile zu Wort kommen zu lassen, oder sogenannte unterschiedliche „Identitätszustände“ einzunehmen. Trotzdem können wir dabei authentisch sein.

So gibt es beispielsweise den „Identitätszustand der Arbeitswelt“. Differenzierte Aufgaben werden planvoll und effizient erledigt. Viele Arbeitsschritte beinhalten abgespeicherte Informationen und Handlungsmuster, die uns im Arbeitsprozess automatisch in der „richtigen“ Art und Weise agieren lassen. In der Arbeitswelt haben wir gelernt, unser Handeln den gegebenen Anforderungen, Regeln und Normen anzupassen. Sind wir anschließend mit einer Freundin unterwegs, ändern wir unser Sozialverhalten und nehmen den „Identitätszustand der hilfsbereiten Freundin“ ein. Dieser beinhaltet ganz andere Informationen, Gefühle und Denkmuster als der aus der Arbeitswelt. Jetzt geht es um das Zeigen von Freude, Hilfsbereitschaft, Leichtigkeit und Mitgefühl.

Zu Hause angekommen wird der „Identitätszustand der fürsorglichen Mutter“ eingenommen. Der familiäre Bezugsrahmen bedingt ein umsorgendes und beschützendes Verhalten, das oft durch die eigene Familiensituation vorgeprägt ist und daher „automatisch“ abläuft.

Die Persönlichkeitsanteile stehen im ständigen Dialog miteinander

In verschiedensten Situationen werden stets verschiedene Gedanken, Vorstellungen, Gefühle, Erinnerungen und Fähigkeiten angesprochen. Unsere inneren Anteile stehen somit in ständiger Kommunikation untereinander, meist ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Dies läuft durch unser alltägliches Denken statt. Wenn unsere Persönlichkeitsanteile gut miteinander harmonieren und wir sie als solche auch anerkennen können, fühlen wir uns wohl und „in unserer Mitte“. Dann bleiben unsere Verhaltensänderungen stets an bestimmte Situationen gebunden.

Wenn wir uns selber gut kennen, können wir auch ganz bewusst zwischen den verschiedenen Identitätszuständen wählen. Sind wir einmal in dieser Bewusstwerdung, können wir spielerisch unsere Persönlichkeitsanteile einsetzen. Will ich für eine Prüfung lernen, entscheide ich mich bewusst für meine „Arbeits-Identität“ und verzichte zunächst auf den inneren Anteil, der für die „Geselligkeit“ zuständig wäre.

Innere Anteile werden auch durch die Erwartungshaltung anderer aktiviert

Es kann vorkommen, dass eine gerade noch aufgebrachte Mutter, vom Elterngespräch mit dem Lehrer zurückkommend, ihrem Kind eine Standpauke halten will – aber plötzlich davon abgehalten wird. Wodurch? - Durch einen festlich geschmückten Tisch und den überraschend zu Besuch kommenden Cousin aus den USA. Alles ist dekoriert, Ehemann und Cousin freuen sich über die gelungene Überraschung und das Kind strahlt. Die Mutter gibt den Persönlichkeitsanteil auf, der für die Zurechtweisung ihres Kindes zuständig wäre und wendet sich stattdessen der „Teilpersönlichkeit“ zu, die für das Pflegen von sozialen Kontakten und dem Feiern zuständig ist.

Die Erwartungshaltung ihres Cousins aus Übersee hat also „automatisch“ einen völlig anderen Teil ihrer Persönlichkeit aktiviert, als von ihr vorgesehen. Sie hat ihre Freude gezeigt und damit sehr angemessen reagiert. Eine Standpauke für ihr Kind hätte die gesamte freudige Überraschungssituation ins Wasser fallen lassen.

Teilpersönlichkeiten sind je nach Situation bewusst wählbar

Zu einem späteren Zeitpunkt, nämlich am nächsten Tag, hat die Mutter immer noch Zeit, den „Identitätszustand der zurechtweisenden Mutter“ zu aktivieren, um ihrem Kind sozialere Verhaltensweisen nahe zu bringen. Am Vorabend hat sie aber den „Spagat“ zwischen ihren verschiedenen Identitätszuständen souverän gemeistert. Sie entsprach der Erwartungshaltung ihres spontanen Gastes, ohne ihre Absicht, ihr Kind maßregeln zu wollen, völlig aus den Augen zu verlieren.

Ein Kampf zwischen inneren Anteilen führt zu Kommunikationsproblemen

Jeder von uns hat eine ganze Reihe von Teilpersönlichkeiten, mit jeweils eigenem Persönlichkeitscharakter. Wenn wir uns dessen bewusst sind, fühlen wir uns gut. Übernehmen die inneren Anteile aber ohne unseren Willen eine Eigendynamik, wird es ungemütlich und wir werden zu Recht als „nicht authentisch“ bezeichnet. Dann agieren wir nicht aus unserer stabilen Mitte heraus, sondern fühlen uns zerrissen zwischen den verschiedene Teilpersönlichkeiten.

Hypnose ist ein gutes Hilfsmitteil, um im entspanntem Zustand zurück zur Ursache des heutigen Problems zu gelangen. Es wird einfach erkennbar, warum bestimmte Anteile in vielen Situationen eine dominante Rolle übernehmen mussten. Wenn diesen Anteilen vorurteilsfrei, neugierig und wertschätzend begegnet wird, ist der gefühlsmäßige Zugang zu ihnen wieder frei. Ein neues Verstehen ebnet die Integration aller Anteile zu einem stabilen, inneren Ensemble. Dann agieren die Persönlichkeitsanteile dauerhaft harmonisch miteinander.

Auch durch bloße Erinnerungen können Teilpersönlichkeiten aktiviert werden

Der Kontakt zu den verschiedensten Menschen denen wir in unserem Alltag begegnen, kann unsere „Anteile“ manchmal ungünstig hervorholen. So kann beispielsweise ein Arzt, der so autoritär wirkt wie der eigene Vater, bei einem älteren Patienten solche  Ängste auslösen, dass dieser sich wie ein kleines hilfloses Kind fühlt. Er lässt alles über sich ergehen, stellt keine einzige Frage und ist nur froh, den Behandlungsraum wieder verlassen zu können. Seine ihn begleitende Ehefrau kann diese Szene gar nicht glauben, kennt sie ihren Ehemann doch nur als rechthaberische und sehr dominante Persönlichkeit. Für sie ist das Verhalten ihres Mannes in dem Moment überhaupt nicht authentisch.

Verdrängte innere Anteile leben im Unterbewusstsein weiter

Es gibt auch unerwünschte Teilpersönlichkeiten die verdrängt wurden und damit im Unterbewusstsein gefangen gehalten werden. Sie entwickeln meist eine belastende Eigendynamik und dringen in Form von Albträumen, Zwangsvorstellungen, Angstzuständen und vielen psychosomatischen Symptomen, wie Kopf- Rücken- Herz-, oder Magenschmerzen ins Bewusstsein.

Immer dann, wenn offensichtliche Symptome auf keine Ursachen zurückzuführen sind, können verdrängte Teile dafür verantwortlich sein. Unser Unterbewusstsein setzt sich immer durch. Durch die Verdrängung von störenden Persönlichkeitsanteilen, wie beispielsweise Emotionen der Wut oder der Trauer, wird stets seelische Energie gebunden.  Diese Energie würde eigentlich für den Lebensalltag gebraucht werden. Die Betroffenen leiden daher nicht nur an den offensichtlichen Symptomen, sondern auch an einer starken Einbuße der gesamten Lebensvitalität. Antriebsschwäche, innere Zerrissenheit und depressive Verstimmung sind oft die Folge.

Die Authentizität leidet unter dem inneren Kampf

Die „verbannten Teile“ sitzen nicht untätig im Unterbewusstsein, sondern schmieden „Fluchtpläne“ um wieder in die Freiheit zu gelangen. Das kann sich als störender Eingriff in der Lebensführung bemerkbar machen. Auf den ersten Blick ist unser Verhalten dann nicht nachvollziehbar. Der eine Anteil möchte beispielsweise soziale Nähe und somit auf eine Party gehen, während der andere Anteil vollkommenes Alleinsein bevorzugt. Wir kommunizieren dann nicht klar was wir wollen und unsere Mitmenschen bemerken, dass mit uns etwas nicht stimmt. So entstehen auf Dauer Kommunikationsstörungen in Beziehungen, Gefühlsblockaden und Misserfolge.

Unsere Glaubwürdigkeit ist abhängig von unserer inneren Harmonie

Wünschenswert ist ein harmonisches Zusammenspiel unseres „inneren Teams“. Alle Anteile arbeiten miteinander oder ergänzen sich, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Ist diese Harmonie vorhanden, fühlen wir uns gestärkt, strahlen Zuversicht, Sicherheit und Souveränität aus. Die Kommunikation zu unseren Mitmenschen ist leicht und konstruktiv. Wir werden als authentisch wahrgenommen, auch wenn wir unterschiedliche Facetten zeigen.

Verschiedene Persönlichkeitsanteile sind wie Gäste auf einer Party

Manche „Anteile“ fügen sich gesellig in die Gruppe ein, andere prallen aufeinander. Frieden bekommen wir erst, wenn wir als gestärktes ICH, also als ausgeglichener Gastgeber allen „Gästen“ helfen, sich einbezogen und wohl zu fühlen. Wir müssen nur darauf achten, dass nicht „irgendjemand“ in der Ecke sitzt und den Champagner alleine trinkt und damit die Stimmung der ganzen Party gefährdet. Wir sollten alle unbewussten Persönlichkeitsanteile einladen, und sie symbolisch um einenTisch versammeln. Anschließend darf jeder Anteil zu Wort kommen und einer harmonischen Einigung steht nichts mehr im Wege.

Verbundenheit mit sich selbst und anderen

Wir können lernen, die verschiedenen in Konflikt stehenden Teile in uns, zu Wort kommen zu lassen und sie zu integrieren. Wenn wir anschließend mit allen Anteilen verbunden sind, können wir sie auch situationsabhängig nutzen. Wir haben dann einen viel größeren Handlungsspielraum, fühlen uns frei und sind kreativ. Dann gibt es kein „Undercover-Programm“ im Unbewussten, was uns ständig aus der Balance wirft.

Unsere Verbindung zu uns selbst wird stärker und somit auch die Verbindungen zu unseren Mitmenschen. Wenn wir diese „innere Arbeit“ erledigt haben, erscheinen wir nicht mehr konfus, widersprüchlich oder sprunghaft. - Ganz im Gegenteil.

Dann sind wir automatisch authentisch – egal in welcher Situation.

 

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Mein Motto:
Wenn Dich etwas plagt, erzwinge keine Lösung!
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