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Oliver Domröse

Fotoimpressionen: Wanderurlaub im Montafon (Vorarlberg) inkl. erster Gipfelbesteigung

Hast du schon einmal auf einem Berggipfel gestanden?

Ende Oktober zog es mich ein weiteres Mal in die Berge. Nachdem ich im August diesen Jahres schon einmal zum Wandern ins Montafon gefahren bin, wollte ich in diesem Jahr noch einmal diese Ruhe und Abgeschiedenheit genießen. Wieder war die Gauenhütte der DAV Sektion Konstanz auf 1.235 Meter mein Basislager für dieses 4-tägige Abenteuer. Von der Hütte aus hat man einen herrlichen Ausblick auf den Sulzfluh und die drei Türme, Teile der Rätikon-Gebirgsgruppe.

Wie schon des Öfteren erwähnt, liebe ich die Natur. Wie viele Hochsensible. Nirgends besser können wir auftanken, abschalten, loslassen, uns von den vielen Eindrücken, Gedanken und Reizen des Alltags erholen.

Wieder hatte ich richtig Glück mit dem Wetter. An beiden Wandertagen herrschte herrliches Herbstwetter, mit strahlendem Sonnenschein und blauen Himmel. Aufgrund meiner ersten Wanderung im August diesen Jahres, hatte ich schon ein wenig Erfahrung in den Bergen. Außerdem erweiterte ich seitdem meine Ausrüstung. Ich kaufte mir einen funktionellen Wanderrucksack für Tagestouren*, sowie stabile und Höhenverstellbare Trekkingstöcke*.

Am ersten Tag wanderte ich den steilen Anstieg auf die Alpilaalpe (1.686 Meter) hinauf. Von dort aus ging es weiter zum dem beeindruckenden Tobelsee, einem Bergsee auf 2.048 Meter Höhe. Von dort aus wollte ich eigentlich weiter auf den Schwarzhornsattel und dann weiter zur Tilisunahütte. Ein längeres vereistes Stück direkt auf dem Bergwanderweg in Höhe des Tobelsees zwang mich jedoch zur Umkehr. Ich wollte kein Risiko eingehen. So stieg ich über den anspruchsvollen Bilkengrat wieder hinab zur Lindauerhütte und von dort aus zurück zur Gauenhütte. Nach Einbruch der Dunkelheit traf ich dort wieder ein.

Am zweiten Tag wollte ich mich weiter steigern. Wieder lachte die Sonne vom Himmel. Optimale Bedingungen. Dieser Tag sollte ein absolutes Highlight bereit halten. Zunächst stieg ich wieder Richtung Lindauerhütte auf, die um diese Jahreszeit allerdings schon geschlossen ist. Auf der Bank vor der Hütte stärkte ich mich, um bei Kräften zu sein für meine heutige Königsetappe. Ich wollte hinauf auf meinen ersten Gipfel: die Geißspitze auf 2.334 Meter.

Etwas ehrfürchtig schaute ich den Berghang rechts von mir hinauf. Ja, mir war mulmig zumute, weil ich nicht wusste, was mich dort oben erwartet, ob ich es schaffen würde. Über sanfte Bergwiesen schlängelte sich der Geißspitzsteig immer weiter nach oben. Dass Gipfelkreuz sah ich erst wenige Meter vor dem Gipfel. Ich ließ mir Zeit und legte immer wieder kleine Pausen ein. Und dann war es soweit: Gegen 14.15 erreichte ich das Gipfelkreuz auf 2.334 Metern. Was für ein magischer und erhabener Moment! Und was für ein Ausblick. Auf dem Gipfel traf ich ein Ehepaar. Sie kamen gerade von der anderen Seite. Als ich Schneereste auf der gegenüberliegenden Kammseite entdeckte, wurde ich etwas unruhig. Der Mann gab allerdings Entwarnung, „diese wären nicht direkt auf dem Pfad, alles kein Problem.“ Nach einigen Gipfelfotos und einer weiteren Stärkung ging ich es an. Das erste Mal in meinem Leben wanderte ich ganz alleine auf einem schmalen Berggrat, wo jeder Schritt zählt. An manchen Stellen musste ich die Hände mit zur Hilfe nehmen. Adrenalin durchströmte meinen Körper, es herrschte höchste Konzentration. Am Kreuzjoch stieg ich vom Bergrücken zur Latschätzalpe (1.733) ab, und wanderte von dort durch den Ronnawald zurück ins Gauertal zu meiner Hütte.

Für manche mag das Folgende zu philosophisch klingen. Trotzdem möchte ich hier meine inneren Eindrücke mit dir teilen. Auf dem Rückweg über den schmalen Berggrat spürte ich eine Präsenz, wie noch nie in meinem Leben. Ich wusste, dass jeder unkonzentrierter Schritt mein letzter sein könnte. Ich wanderte auf dieser Höhe sprichwörtlich durch meine Ängste hindurch: Angst es nicht zu schaffen, Angst vor der Höhe, in Panik zu geraten, den Weg nicht zu finden, abzurutschen, in die Dunkelheit zu geraten. Mit jedem gemeisterten Schritt spürte ich aber auch ein größeres Vertrauen in mir. Immer mehr stellte sich in dieser absoluten Stille ein kaum beschreibbares Gefühl von Glück ein, glücklich am Leben zu sein, mit der nackten Existenz konfrontiert zu sein, das alles hier gerade erleben zu dürfen. Alles Unnötige fiel ab. Am Kreuzjoch, nachdem ich die schwierigsten Stellen gemeistert hatte, blieb ich mit wild schlagenden Herzen und feuchten Augen stehen, schaute auf den zurückgelegten Weg, der sich im Glanz der Nachmittagssonne spiegelte. Bei diesem Anblick stieg in mir die Frage auf: Was zählt wirklich?

Als ich nach dem Abstieg durch den dunklen Ronnawald, völlig verschwitzt und erschöpft den klaren Sternenhimmel über mir erblickte, spürte ich eine Lebensfreude wie seit langem nicht. Ich hatte es geschafft – und eine weitere innere Grenze überschritten.

Für die Planung und Durchführung dieser Wanderung verwendete ich wieder den Rother Wanderführer Montafon* sowie die Kompass Wanderkarte Montafon* (Maßstab 1: 25.000).

Mein Wanderurlaub in Bildern. Viel Spaß!

Wann warst du das letzte Mal in den Bergen?

 

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Tag 1: Blick ins Tal

Tag 1: Blick ins Gauertal

Tag 1: Der wunderschöne Tobelsee (2.083)

Tag 1: Der wunderschöne Tobelsee (2.048 Meter)

Tag 1: Tobelsee

Tag 1: Tobelsee

Tag 1: Eis auf dem Bergpfad am Tobelsee. Manch einer wäre weitergegangen, mir war es als Neuling zu heikel

Tag 1: Eis auf dem Bergpfad am Tobelsee. Manch einer wäre weitergegangen, mir war es als Neuling zu heikel

Tag 1: Dafür sah ich auf der neuen Route am Bilkengrat Bergziegen

Tag 1: Dafür sah ich auf der neuen Route am Bilkengrat Bergziegen

Tag 1: Rast am Bilkengrat

Tag 1: Rast am Bilkengrat

Tag 2: Auf gehts zu meinem ersten Gipfel :)

Tag 2: Auf gehts zu meinem ersten Gipfelglück ⯑

Tag 2: Über sanfte Wiesen auf zum Gipfelsturm!

Tag 2: Über sanfte Wiesen auf zum Gipfelsturm!

Tag 2: Das Kreuz in Sicht - noch wenige Meter bis zum Gipfel

Tag 2: Das Kreuz in Sicht – nur noch wenige Meter bis zum Gipfel

Tag 2: Geschafft! Mein erster Gipfel!

Tag 2: Geschafft! Mein erster Berggipfel!

Tag 2: Geißspitze: 2.334 Meter

Tag 2: Geißspitz: 2.334 Meter über dem Meeresspiegel

Tag 2: Blick von der Geißspitze

Tag 2: Blick von der Geißspitze ins Tal

Tag 2: Blick auf meinem Rückweg über diesen Bergrücken (Golmer Höhenweg)

Tag 2: Blick auf den Rückweg: Da soll ich rüber gehen?! (Golmer Höhenweg)

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Tag 2: Blick zurück auf die Geißspitze (Golmer Höhenweg)

Tag 2: Meine Trekkingstöcke möchte ich nicht mehr missen

Tag 2: Meine Trekkingstöcke möchte ich in den Bergen nicht mehr missen

Tag 2: Blick vom Golmerhöhenweg auf die gegenüberliegenden Berge!

Tag 2: Blick vom Golmerhöhenweg auf die andere Talseite

Tag 2: Blick vom Kreuzjoch auf den überquerten Bergkamm. Ich kann's kaum glauben, dass ich darüber gegangen bin.

Tag 2: Blick vom Kreuzjoch auf die Geißspitze (links). Ich kann’s kaum glauben, dass ich darüber gegangen bin.

Erstveröffentlichung am 20.11.2016 auf simplyfeelit.de