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Astrid Schneider

Umgewichtung

Wie kann ein HSHB besser mit Erfahrungen umgehen, wenn diese nicht mehr nützlich sind?

Hat ein HSHB sich auf die Reise gemacht, sich bewusst zu werden bekommt er Schritt für Schritt mehr Klarheit über sich. Das Anfangen an sich gibt so viel Euphorie, dass die ersten Schritte leicht von der Hand gehen. Es erscheint einfach, man verliert schnell den Fokus, das Gefühl des Angefangen haben stärkt enorm und gibt Leichtigkeit. Doch es kommen schwierigere Schritte, bei denen es unangenehm wird, weil eine tiefe Verletzung oder ein nicht bewusster Glaubenssatz sich bemerkbar machen. Im Kopf ist es einfacher sich neu auszurichten. Doch sollte ich mir als HSHB auch oder gerade meine Gefühle angucken, sie bewusst ansehen und auch mal ausleben, zulassen. Das hat mich nach einem guten Start schon nach wenigen Monaten aus der Bahn geworfen. Erstaunlich wie viele schwächende Glaubenssätze in einem schlummern können, und wie auf einmal ein ganz anderes Grundbedürfnis hinter ihm zum Vorschein kommt. Ich habe mich lange selbst betrogen, das war das unangenehmste aller Gefühle und war das Schlüsselerlebnis um bewusst etwas zu ändern. Die Aufmerksamkeit und Selbstbeobachtung wurde intensiver.

Wie schon bei meinen Gedanken zur Findung und Stärkung des Selbstbildes eines HSHB möchte ich „The Work“ als Hilfsmittel ans Herz legen. Es hilft sehr im Prozess des Bewusstwerdens der Schwächen und hindernden Glaubenssätze. Beim Bearbeiten werden positive Umkehrungen gebildet und konkrete Beispiele aus meinem Leben verstärken meine „neuen“ Gedanken. Der HSHB kann durch seine mit positiven Gefühlen verbundenen Gedanken gut den Satz eine Gewichtung geben.

Die Umgewichtung ist meiner Ansicht nach erst sinnvoll, wenn ich mir meiner Blockaden, Ängste und Hindernisse bewusst bin. Ich konnte erkennen, dass diese mich in meinem Leben immer wieder in Frage gestellt und mein Selbstbild geschwächt haben. Jetzt kann ich mich fragen, ob diese Gefühle und Ängste nach meinem neuen Bewusstsein und Erkenntnissen noch zu mir gehören und ob sie mir noch nützlich sind.

So hatte ich beim letzten Seminartag eine schöne Erfahrung der Umgewichtung. Schon immer habe ich Angst vor anderen zu reden, am schlimmsten vor Erwachsenen, bis heute. Beim Anfangen der Coaching Übung wurde ich zu Stein, eine enorme Aufgeregtheit und Angst lähmten mich. Obwohl ich alle 3 Teilnehmer kenne und es nur eine Übung war wurde die Situation unerträglich für mich. Ich wollt nicht abbrechen, irgendwann sollte ich ja da durch und es ist doch auch mein Ziel zu Coachen. Also ging ich in den Nebenraum, wurde mir meiner Angst bewusst und ließ sie zu, hopste um sie im Körper zu verteilen und als das Gefühl nachließ traf ich eine Entscheidung. Die Angst vor dem Reden gehört nicht mehr zur neuen Astrid, denn sie hatte mir bis zu diesem Zeitpunkt viele Wege versperrt. Ich nahm mir vor, die Übung mit Neugier und bis dahin durchzuführen bis ich steckenbleibe. Genauso war es dann auch. Ich konnte viel länger reden als erwartet und als ich nicht weiterkam, bat ich um Hilfe. Es war nicht perfekt und ich habe mich gewagt, das war das wichtigste in diesem Moment. Und genau dieses Gefühl von Stolz und Lebendigkeit darf ich in der nächsten Situation einladen, um es mehr und mehr zu stärken. Eine Herausforderung an mich selbst, die ein Normalsensibler mir nicht ansehen würde, denn das Außenbild sieht mich ruhig und gelassen auf einer Bühne stehen, und mich leicht präsentieren. Doch ich sterbe 1000 Tode schon Tage zuvor.

Manchmal liegen 2 sehr unterschiedliche Gefühle sehr nah aneinander. Beim Reden vor einer Gruppe verspüre ich eine große Aufgeregtheit und Angst. Das Empfinden nach dem Reden bleibt dasselbe hat sich dann in Lebendigkeit verwandelt.

Mit diesen neuen Erfahrungen kann ich positiven wie auch negativen Gefühlen eine neue Gewichtung geben. Ich darf achtsam mit mir umgehe, in jeder einzelnen Situation fühlen, wieviel Kraft ich zurzeit habe, ob es an der Zeit ist nächste wichtige Schritte in Richtung Selbstbildstärkung, Wachsen und Überwindung zu gehen. Dann bin ich auf einem für mich richtigen Weg, den ich immer wieder aus neuen Perspektiven betrachten darf, denn Entwicklung hört niemals auf und verändert uns auf unserem Lebensweg.

Von Herzen Astrid Schneider