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Marion Welz

In der Craniosacralen Arbeit geht es auch zunächst genau darum: erst einmal ins spüren zu kommen. Welche körperlichen Empfindungen sind da, wie nehme ich diese wahr, welche Gefühle und Gedanken kommen dabei in mir auf? Über den Weg zu uns selbst kann dann Selbst-Heilung geschehen.

Erfahren bzw. Erleben - ohne gleich zu bewerten -  ist ein auch ein wichtiger Ansatz, um uns die notwendige und wohlwollende Güte mit uns selbst näher zu bringen. Auch das wird spürbar.

Ein Beispiel aus meiner bisherigen Übungspraxis zum Thema Wahrnehmung und Spüren anstelle von Worten

Eine Klientin wurde von klein auf von Ihrem Vater "Elefantenbaby" genannt, obwohl sie nie übergewichtig war, wohl aber kräftige Beine besaß. Das "sich zu dick fühlen" begleitete sie ihr ganzes Leben, im letzten Jahr hat sie die 50 überschritten. Sie hat seit Jugendzeiten Essattacken, ohne dass sie aufhören kann; anschließend kommt das  schlechte Gewissen. Sie hat bis heute kein Übergewicht, aber immer noch das Gefühl, sooo dick zu sein. Eine Venenschwäche mit Einlagerungen in den Beinen und eine diagnostizierte Fibromyalgie (Weichteilrheuma; komplexes Schmerzsyndrom) mit einer langwierigen Leidensgeschichte und einer dauerhaften Erwerbsunfähigkeit seit 2 Jahren kommen hinzu. Eine Ursache für eine Fibromyalgie ist eine erhöhte Belastung durch emotionalen Stress verbunden mit erhöhtem oxidativem Stress bei erhöhter Belastung.

Themen in den bisherigen Sitzungen waren entspannen & loslassen, Traurigkeit, Bedürfnisse wahrnehmen, sich behaupten und Raum schaffen, Selbstliebe und Hochsensibilität. Vielleicht auch Hochbegabung... mit der spontanen Reaktion: "Nein, da bin ich zu doof zu". Aber es ist ihr bewusst, dass sie immer den "Deckel flach hält..." und ein Unverständnis darüber zeigt, dass "andere Personen Dinge nicht verstehen und es in kleinen Happen aufbereitet benötigen...". Sie findet sich "besonders".

Jetzt wieder zurück: Die Anwendungen brachte sie wieder in ihren Körper - ins bewusste Erleben. Sie aß jetzt maßlos, aber sehr bewusst und genoss es auch ein wenig, so mein Eindruck. Oft geht das Pendel erst mal in das andere Extrem (ohne Kontrolle), bis es sich irgendwann wieder ins Gleichgewicht begibt.

In der letzten Sitzung war sie sehr unruhig, es war schwer für sie, sich auszuhalten. Sie bewegte unruhig die Arme und Beine, es fühlte sich alles soweit 'gut' an für sie. Wie fühlt sich denn 'gut' in den Armen an, fragte ich? Gelb und eng, wobei gelb für Energie steht und eng für schlank (das mag sie). Die Aufmerksamkeit wandert in den Steiß, der klar und mittelblau ist, eine Farbe, die sie mag. Dann weiter in Ihre Beine, die dunkelblau - königsblau sind. "Ich hasse Königsblau"! Weinen und Traurigkeit steigen auf. Sie schafft es, geschehen zu lassen, fällt auf dem Stuhl etwas in sich zusammen und lehnt sich an. Der Steiß, der sich zuvor noch 'gut' und mittelblau anfühlte, ist jetzt "wabbelig". Ich lenke die Aufmerksamkeit auf die Nase. Wie fühlt sich denn die Nase an? "Durchsichtig und transparent. Und die Ohren? Auch. Dann lass dich das wahrnehmen. Der Bauch rumort. Wie fühlt sich der Magen an. 'Gut', wenn ich ihn nicht anfasse. Das Gesicht entspannt sich zunehmend. Ich komme wieder zu den Armen. Diese fühlen sich weiterhin gelb und ...'breiter' an. Es ist ok für sie. Und der Steiß, wie fühlt der sich an? O.K. Und dann geht sie selbst zu den Beinen und sagt: Die Beine fühlen sich transparent an neben dem schmalen Königsblau. Unfassbar! Das gab es noch nie, sagt sie, außer 1x vor einem verzerrten Spiegel viele Jahre zuvor!

Meine Klientin nimmt es wahr, ist sehr skeptisch und kann es immer noch nicht fassen. Das "Über-Gewicht" ist transparent geworden und sie spürte sich nicht mehr so negativ wie all die Jahre zuvor.

Diese Geschichte soll verdeutlichen, wie wichtig die eigene Wahrnehmung unserer Empfindungen ist und dass das eigene Erleben zum Annehmen (so, wie ICH bin) führen kann, was eine jahrelange Psychotherapie mit Worten oft nicht zu erreichen vermag. Ich möchte an dieser Stelle die Psychotherapie nicht schlecht machen, Sie ist ausgesprochen wichtig und zielführend in vielerlei Hinsicht. Ich möchte nur verdeutlichen, dass wir z. B. im Rahmen einer körperorientierten Psychotherapie auf unseren 'inneren Arzt hören' sollten. Mit dem körperlichen Erleben entledigen wir uns mit Hilfe der Weisheit unseres Körpers Schicht für Schicht von alten Mustern und Glaubenssätzen und können so Selbst-Heilung erfahren.