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Astrid Schneider

 

Warum nicht schon jetzt? Oder Warum ich nicht ins Handeln komme


Ich weiß schon gar nicht mehr wie oft ich mich jetzt schon hingesetzt habe um meinen ersten Artikel zu schreiben. Schon während der Coachausbildung spielte ich mit dem Gedanken Impulsvideos wie die anderen zu drehen. Impulse und Gedanken zu spannenden Themen habe ich eine Menge. Im Kopf fühlt sich das nach einem großen Wollknäuel mit vielen Knoten an. Oder ein noch besseres Bild: Meine Gedankenansätze zu vielen unterschiedlichen Themen die wie Spinnenweben aus meinem Kopf fließen und sich hinter im Wind verknoten, weil ich sie nicht schon vorher selbst verknüpft habe. Mir ist das Verknüpfen meiner Gedanken sehr wichtig, um ein in sich stimmiges Netzt, das immer wieder abrufbar ist, zu kreieren. Die Fäden, die aus meinem Kopf kommen können sich jedoch verknoten und vertüddeln, weil es nur Ansätze sind, die frei umher fliegen, sich verlaufen, sie noch nicht in mir stimmig zu Ende gedacht werden. Verknüpfungen können zum Beispiel entstehen, wenn ich mir ein Konzept zu den verschiedenen Themen machen würde, wie sie miteinander in Verbindung stehen.

In mir steigt eine neue Idee auf. Eine Inspektorwand, an der ich all meine Gedanken festpinnen und jedes Mal, wenn mir ein Zusammenhang einfällt diesen mit einem farbigen Faden verbinden kann. Super Idee!!! Ich bin begeistert, mache mir sofort Platz an einer Wand. Viel Platz, denn in meinem Kopf brodelt es nur so vor Ideen. Ich sehe schon die Holzplatte in meinem Zimmer an der Wand hängen. Es ist mir wichtig, dass es schön aussieht, ein Provisorium kommt nicht in Frage. Und es muss noch Farbe an die weiße Wand. Momentmal, ich habe da doch noch einen Eimer im Keller stehen. Rollen habe ich auch noch da. Und ich habe mir Urlaub genommen um zur Ruhe zu kommen- Ich bremse mich ab. Mein Körper schreit nach Ruhe und Entspannung, Entscheidungen kann ich in letzter Zeit nur schwer treffen, weil ich nicht bei mir bin. Und mein Kopf ist schon im Baumarkt eine Platte kaufen und der Farbeimer steht jetzt doch plötzlich in meinem Zimmer. Ich freue mich über meine Begeisterung etwas sofort umsetzten zu wollen doch halte ich inne und frage mich: WAS WAR DIE ABSICHT am Anfang meines Gedankenzirkus? ICH WOLLTE einen ersten Artikel schreiben und fast hätte ich die Wand gestrichen.

So läuft es eigentlich fast jedes Mal, wenn ich etwas Neues in meinem Leben machen möchte und die Überwindung zu groß scheint.
Um zu schreiben, muss ich selbst begeistert sein von dem, was ich schreibe. Ich brauche ein Konzept und eigentlich wurde über das Thema doch schon so viel geschrieben, was soll meins denn neues dazu in die Welt bringen? Wen interessiert es überhaupt, was ich da schreibe und wieso will ich das überhaupt. Bis jetzt ging es doch auch unsichtbar durchs Leben zu gehen. Auweia, so viele bremsende Gedanken für einen kleinen Schritt. Kein Wunder, dass ich bis jetzt nicht Angefangen habe!

Ich fange an, all meine bewussten Zweifel zu hinterfragen. Bin ich begeistert? Ja, das bin ich. Was hindert mich daran zu schreiben? Die ganze Schulzeit über konnte ich mich nur schlecht ausdrücken und ich habe Angst wieder nicht verstanden zu werden. Schreibe ich um die Erwartung eines anderen zu erfüllen? Ein wenig schon, doch habe ich entschlossen es für mich zu tun um Klarheit in meine Gedanken zu bekommen. Meine Hausaufgaben während der Ausbildung wurden gerne gelesen. Ich habe gelernt, dass ich immer wieder dieselben Impulse von verschiedenen Personen mir angehört habe. Und dann kommt bei einem eine ganz kleine Nuance anderes dazu, vielleicht durch eine Emotion, die ich sehr gut von mir kenne und dann macht es klick. Das so oft gehörte und verstandene verbindet sich mit meinem System und es kann als eine Erfahrung verinnerlicht werden. Genauso wünsche ich mir, dass die schon bekannten Gedanken durch meinen kleinen Funken Einzigartigkeit eine Bereicherung für einen anderen Menschen werden können um bei ihm auch dieses kleine persönliche Aha finden zu können.

Am Konzept komme ich dennoch nicht herum. Doch geht es für mich heute darum eine perfekte Struktur für einen Kurs oder Podcast aufzustellen oder geht es um den ersten Schritt aus meiner Bequemlichkeit raus zu wagen, meine Angst zu durchbrechen um Neuland zu erreichen? Ich habe doch schon genug Erfahrungen im letzten halben Jahr gesammelt um zu verstehen wo ich lande, wenn ich durch Perfektionismus und Vergleich doch immer wieder beim Renovieren und bei Stichpunkten lande.
Es geht um das Anfangen. Jeder weitere Schritt, jeder neue Artikel wird mit einem anderen Grad an Herausforderung aus mir entstehen. Und wer sagt denn, dass ich gleich alles Veröffentlichen muss? Mit dem Schreiben habe ich heute begonnen. Die folgenden Impulse kann ich mir zum Beispiel in einer persönlichen Bibliothek sammeln und ihnen eine Struktur geben. Und wenn ich beim wiederholten lesen etwas umschreiben möchte, dann kann ich dieses tun und meine Gedanken zufrieden der Welt überreiche, denn ich will voll hinter dem stehen, was ich schreibe und darf die Kritiken ertragen lernen.

Was heute der große Unterschied zu den letzten Schreibversuchen ist, ist dass es bis jetzt Versuche waren und ich heute Morgen mit der Absicht aufgestanden bin den ersten Impuls komplett zu schreiben ohne Unterbrechungen. Mein Körper hat mir sehr deutlich zu verstehen zu geben, dass mein altes ich da gar nicht mit zufrieden ist. Ich kann das doch nicht und ich wollte doch ausruhen. Bis zum Mittagessen wurde ich immer schlecht gelaunter und ich schlief fast im Stehen ein. Genau diese Müdigkeit kenne ich aus der Hausaufgabenzeit und der Facharbeit. Wie eine körperliche und geistige Lähmung zieht sich die Angst vor dem Schreiben durch mich. Mit meiner klaren Absicht für heute habe ich die Müdigkeit willkommen geheißen und habe ihr versprochen, falls sie nach dem schreiben noch da sein sollte, mich um sie zu kümmern.

Ich bin so froh, all meine Zweifel und Ängste mit an den Tisch genommen zu haben und mit ihnen zusammen zu schreiben. Ich bin jetzt trotzdem müde, aber auf eine ganz andere Weise, so wie nach einem Crosslauf durch den Wald oder nach einer großen Schneeballschlacht. Ich werde mich in den Wald setzen und im Frieden mit mir dem Wind in den Bäumen lauschen.

 

Von Herzen Astrid Schneider