Du siehst hier einige Artikel aus unserer Bibliothek.
Damit Du alle Artikel ansehen kannst, melde Dich bitte HIER an.

Astrid Schneider header
Astrid Schneider

 


Fähigkeiten und Wissen 

Das erste was mir zu Fähigkeiten und Wissen eines Hochbegabten Hochsensiblen einfällt ist seine Neugier. Sobald sich seine Sinne geschärft haben saugt das Kind seine Umwelt in sich auf. Alles wird beobachtet und gespeichert. Schlafen ist „Zeitverschwendung“ ich könnte etwas verpassen. Dort wo die Neugier einen Hochbegabten hinzieht da kann er eintauchen, hat Lust alles auszuprobieren um eigene Erfahrungen zu machen. Die eigene Erfahrung ist hierbei seht wichtig. Ein Hochbegabter lernt nicht Fakten auswendig und speichert sie ab, er erlebt sie am liebsten um sie dann zu verinnerlichen. Wenn dieser Neugier Raum gegeben wird, fühlt der Betroffene sich frei in seinem Element und schöpft es voll aus.

Sobald Einschränkungen und sogar Druck von außen aufgebaut werden kann sich der Hochbegabte schnell verschließen. Meine Erfahrung ist es, dass ich alles alleine erforschen und ausprobieren wollte um es auf meine Art zu erfahren und alle Aspekte in mir abspeichern konnte. Natürlich gibt es Regeln und Erfahrungen andere die sich bewährt haben, doch das selbst erlebte hat bis heute eine wichtige Aufgabe in meinem Lernen. Ganz fürchterlich war für mich, wenn meine Interessen an Zeit und Leistung gebunden wurden. Wie sollte ich die Vielfalt der Klänge und Harmonien auf dem Instrument erforschen wenn das freie Spielen kritisiert wurde und nur das Üben nach Noten in vorgegebenen Probezeiten erfüllt werden musste. Das führte bei mir zur Halbherzigkeit und mein Interesse versiegte. So war es bei mir mit vielen Dingen, die ich nicht auf meine Weise ausprobieren durfte, weil man das anders macht. Ich fing an meine Interessen für mich zu behalten und lebte sie wenn möglich eingeschränkt und heimlich aus oder es entwickelte sich nur eine große Sehnsucht danach.

So kennt man es von vielen hochbegabten und hochsensiblen Schülern. Die Neugier auf die Schule treibt sie an, endlich steht ihnen die Welt offen wenn sie offiziell lesen und schreiben lernen. Doch die ständigen Wiederholungen und das vorgegebene Tempo machen den Hochbegabten „verrückt“. In langweiligen Unterrichtsstunden kann ein solcher Schüler seine Fähigkeiten zum Beispiel im Zeichnen super ausleben. Wieviel Schulhefte wurden durch Zeichnungen bereichert? Wie viele scheinbar abgeschaltete Schüler die aus dem Fenster starren haben in dieser Zeit Wolkenformationen, das Wetter oder die Verfärbung der Bäume in dieser Zeit studiert?

Viele Hochbegabte erkennen ihre Fähigkeiten nicht. Eine enorm hohe Eigenerwartung und das anstreben einer perfekten Version lässt sie oft gar nicht erst mi einer Aufgabe anfangen. Der ständige Vergleich mit anderen und das Bedürfnis eine erfüllende Arbeit abzugeben lässt an sich zweifeln. Seine Fähigkeiten sieht ein Hochbegabter auch oft nicht, weil es für ihn ganz normal und selbstverständlich ist komplex zu denken, zu musizieren oder Sprachen schnell zu lernen

Da wo die Neugier auftaucht kann ein Hochbegabter sich bis ins Unendliche mit beschäftigen, er taucht vollkommen in sein Thema ein, ein fertig gibt es für ihn nicht, weil seine Gedanken sich immer mit anderen Erfahrungen und Wissen verknüpfen.

Wird ein Thema vergeben kommt es auch vor, dass es komplett verweigert wird- Zeitverschwendung, nicht wichtig oder sogar das kann ich nicht tauchen dann oft auf. Das „kann ich nicht“ habe ich beobachtet hat oft damit zu tun, dass wirklich kein Interesse an dem Thema besteht. Ich frage dann nach, ob man sich sicher ist, es nicht zu können, oder ob man nicht will. Bei dieser Frage ändert sich der Gesichtsausdruck schnell von unzufrieden gelangweilt in ein leuchtendes verschmitztes Grinsen. Wenn ich mir und meinem Gegenüber dieses Bewusst machen kann, löst sich schon mal ein großer Druck und wir können anders mit der Aufgabe umgehen. Ich suche mir dann einen anderen Zugang zur Aufgabe. Was gibt es an diesem Thema und meinen Interessen an Gemeinsamkeiten. Wenn es so gar nichts gibt, dann ist es nicht der Moment, Sich jetzt mit etwas zu beschäftigen, was Spaß macht und wieder zu sich bringt kann sehr helfen. Ich gönne mir dann eine Pause für ein Lieblingslied und tanze dazu. Der Druck lässt nach und die Möglichkeit besteht lockerer und mit einem anderen Blick auf die Aufgabe anzufangen.

Ein grausamer Weg zu erlangen ist für Hochbegabte die Wiederholung. Einmal das Prinzip verstanden ist es unlogisch dies wieder und immer wieder zu wiederholen. Genauso das Auswendiglernen. Da gibt es kaum etwas zu verstehen. Gerne werden sich „Eselsbrücken“ wie Bilder oder Melodien zu dem Lernstoff ausgedacht. Das Bild kann leichter wieder rekonstruiert werden und verbindet sich mit dem auswendig Gelernten oder eine Geschichte bringt Fakten ans Licht. Texte und Partituren können wie fotografiert vor dem geistigen Auge aufgerufen werden. Hierbei reicht oft nur die Struktur der Worte und Noten, ohne dass sie klar zu sehen sind.

Zu Wiederholungen gehört natürlich auch die Routine im Alltag. Überall hört man, dass Routine und geregelte Tagesabläufe helfen alles unter einen Hut und Halt zu bekommen. Jeder Tag wird wie der andere, das Leben wiederholt sich, alles bleibt wie es ist und es wird sich schnell anfühlen wie lebendig tot zu sein. Es bedeutet Stillstand und Stillstand ist wie tot. Es führt nur zum Funktionieren und gibt ein für mich falsches Gefühl von Sicherheit. Welcher Hochbegabte ist für Stillstand und Langeweile zu haben? Natürlich ist der Haushalt zu machen, doch wenn Ordnung zu Hause nicht zu meinem Bedürfnissen gehört, das Haus nicht belebt aussieht wieso soll ich dann jeden Dienstag mich darum kümmern, wenn doch das Experiment im Garten viel spannender ist? Wenn ich Lust auf ein ordentliches zu Hause habe, dann werde ich mir Zeit dafür nehmen und mit Freude mich in meine Aufgabe vertiefen. Wenn mir die Unordnung unangenehm ist, dann darf ich gucken, ob es eine Erwartung von außen oder meine ist die mir dieses Gefühl verschafft. Die Antwort finde ich nur in mir selbst und wenn ich ehrlich mit mir bin.

Ich als Coach darf jedem meiner Coachees genauso annehmen, wie er ist. Jeder für sich ist gut in dem wie er ist und was er macht und das darf er sich bewusst werden. Es gibt kein falsch oder richtig. Ich darf ihm Interesse und Anerkennung entgegenbringen. Wenn er an sich Zweifelt kann ich ihn auf verschiedene Sichtweisen aufmerksam machen. Es wird immer Menschen geben die das gut finden was er macht. Andere werden immer dagegen sein und wieder anderen ist es vollkommen egal, was der Coachee macht. Jeder Mensch hat seine eigenen Bedürfnisse und Sichtweisen und das dürfen wir lernen zu akzeptieren. Der Coachee darf sich bei mir wohl fühlen, ich darf ihm zu verstehen geben, dass es vielen anderen ähnlich geht wie ihm. Das sich öffnen anderen Hochbegabten Hochsensiblen gegenüber lässt Gemeinsamkeiten und Verständnis eine Gemeinschaft bilden, die viel Kraft geben kann. Vielleicht werden sogar unter Gleichgesinnten eigene Schwächen als positive Eigenschaften empfunden und geben diesen einen anderen Wert. Neue gemeinsam erlebte Dinge verbinden und eröffnen einen „wir“ Gedanken der die Neugier an Projekten entfachen kann.

Alle sind einzigartig und besonders in ihrem Wesen und ich wünsche es jedem diese Einzigartigkeit für sich zu entdecken und sie leben zu dürfen.

Von Herzen Astrid