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Astrid Schneider

Merkmale hochsensibler Erwachsener

Zuerst möchte ich über den Begriff Hochsensibilität nachdenken, denn oft werden Hochsensibel und Hochsensitiv vermischt oder als eins gesehen. Die Begriffe liegen sehr nah aneinander sind aber verschieden.

Für mich bezieht sich die Sensibilität auf den Kontakt zu den eigenen Gefühlen. Hochsensible Menschen haben in meinen Augen sehr feine Antennen auch für die Wahrnehmung für die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen. Oft können sie eigenen und Fremdgefühlen nicht unterscheiden. Ich kenne Hochsensible, die bei Filmen die Emotionen der Darsteller miterleben, weinen oder sehr gerührt sind. Genauso können sie ergriffen, berührt und überwältigt von Gemälde, Musik und Naturschauspielen sein. Die Gefühle können sie am eigenen Körper miterleben. Viele vermeiden Nachrichten im Fernsehen, die Bilder sind zu bewegend erschreckend, dass sie Radio und Zeitungen bevorzugen um sich zu schützen. Betritt ein Hochsensibler einen Raum, kann er dessen Energie oder Stimmung schnell wahrnehmen. Den Zwiespalt zwischen Gesagtem und dem, was dahinter steckt oder vorgegaukelter guter Laune und Zustimmung bei Abneigung wird von hochsensiblen Menschen schnell wahrgenommen. Er selbst legt großen Wert auf Authentizität und hält „so tun als ob“ nicht aus. Schon bei geringe Spannungen im Raum kann er sich unwohl fühlen und es belastet ihn, weil er auch gerne dazu neigt die Situationen auf sich zu beziehen. Ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn lässt sie sich oft für andere einsetzten.

Mir ist aufgefallen, dass viele hochbegabte Erwachsene sich oft komplett zurückziehen oder spontan Verabredungen und Termine absagen. Das tun sie um sich vor Überlastung von Gefühlen zu schützen, dem eigenen Bedürfnis nachzugehen sich zu sortieren, sich von fremden Gefühlen zu lösen und wieder Kraft zu tanken.

Viele Hochsensible üben einen sozialen Beruf aus, sind gerne für Menschen da. Ich mache grad selbst die Erfahrung meine Hochsensibilität auf meiner neuen Arbeit einbringen zu dürfen. Die Menschen, mit denen ich dort arbeiten darf werden im Alltag oft durch ihr offensichtliches Anderssein und Diagnosen in Schubladen gesteckt, in denen sie nur als Masse gesehen und nach ihren Erscheinungsbildern behandelt werden. Ich mag sie sehen wie sie sind, kann das tieferliegende, ihr sein, sehen und auf ihre Bedürfnisse eingehen. Auf die Diagnosen kann ich gerne verzichten um unbeeinflusst zu bleiben. Sie möchten genauso wahrgenommen werden wie viele Hochsensible oder Hochbegabte, die nicht gesehen werden. Dieses annehmen wie man ist wird vom Gegenüber sehr geschätzt und stärkt ihn. Diese Hochsensibilität gegenüber anderen kann man in keiner Ausbildung lernen, sie ist eine große Gabe, die uns von Geburt an geschenkt wurde.

Um mit Menschen arbeiten zu können und sich nicht zu überlasten, sollte der Hochsensible seine Kapazitäten, Grenzen und Energieauftanker kennen. Ein Rückzug oder Eintauchen in die Natur, ihm angenehme Räume mit viel Licht, Farben, Materialien, Wärme und Musik, sowie treffen mit anderen hochsensiblen oder Menschen mit denen er sich wohlfühlt und im Austausch sein kann, lassen ihn auftanken und für sich sorgen.

Wer in der Kindheit nicht unterstütz wurde und wem nicht gezeigt wurde, wie er mit seiner Feinfühligkeit gesund umgehen kann der kann als Erwachsener das Gefühl bekommen nicht in diese Welt zu gehören und sich als falsch zu sehen. Manche haben um sich zu schützen einen Panzer aufgebaut. Die Hochsensibilität wird wie abgeschaltet. Nicht nur die fremden nein auch die eigenen Gefühle werden extrem abgestumpft. Außenstehende empfinden den gepanzerten Hochsensiblen als gefühlskalt und desinteressiert. Ich habe einige Hochsensible um die 40 Jahre kennengelernt, die nicht von ihrer Besonderheit wussten und einen Zusammenbruch erlitten den sie selbst als Mischung aus vollkommeneren Überlastung des eigenen Systems und einer Aufgelöstheit in Selbstzweifel und sich verloren fühlen beschreiben. Sie haben das Gefühl etwas wichtiges Eigenes aus ihrer Kindheit verloren zu haben, das sie ausmacht. Erkennen sie ihre Hochsensibilität, fangen sie an ihr Leben zu verstehen, können die Gabe erneut in ihr Leben kommen lassen. Es ist nicht leicht, den fantastischen Panzer, der sie bis jetzt geschützt hat wieder zu knacken, doch es ist möglich. Und sobald das erste Erfolgserlebnis eintritt wird der Betroffenen die Energie spüren, die diese Gabe mit sich bringt.

 

Merkmale hochsensitiver Erwachsener

Dasselbe Abschalten der extrem ausgeprägten Sinne als Schutzmechanismus ist bei Hochsensitiven Erwachsenen zu beobachten. Sensitiv beinhaltet die Sinneswahrnehmungen. Hochsensitive haben einen überdurchschnittlich ausgeprägten Wahrnehmungsapparat. Augen, Nase, Ohren, Haut, Tastsinn und Geschmack sind teilweise extrem ausgebildet und lassen sehr schnell sehr viele verschiedene genaue Informationen in das Gehirn. Im Gegensatz zur Norm findet diese Aufnahme von Informationen bei Hochsensitiven direkt im Bewusstsein statt. Dieses muss ständig Entscheidungen treffen und Informationen verarbeiten was schnell ermüdet und Kraft kostet.

Gerne beschäftigen sich Hochsensitive um sich zu schützen mit Dingen die keine Fremdgefühle auslösen wie Wissenschaft Theorien. Oder sie drücken ihre eigenen Gefühle in Kunst und Musik aus wo es so gut wie keine Einschränkungen im Ausdruck gibt.

Hochsensitive Erwachsenen werden oft als nicht belastungsfähig gesehen. Ich kenne jedoch viele die eine immense Energie und Durchhaltevermögen besitzen. Sie selbst sehen das jedoch nicht so, beklagen sich darüber wenig zu schaffen und geben ihren Erfolgen wenig Beachtung.

Wer gelernt hat mit seiner Hochsensibilität oder Hochsensitivität zu leben und sich seiner Gabe bewusst ist, der kann diese nicht nur zum eigenen sondern zum Wohl vieler einsetzten um diesen Planeten wieder liebevoller werden zu lassen.

 

Von Herzen Astrid Schneider